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Nach Zweifeln: Hamas-Behörde veröffentlicht Todesopfer-Liste

Nachdem unter anderem die US-Regierung Zweifel an den vom Gesundheitsministerium im Gazastreifen veröffentlichten Opferzahlen äußert, macht die Behörde 7028 Namen und dazugehörige Informationen publik.

Nahostkonflikt - Chan Yunis
Palästinenser durchsuchen die Trümmer eines Gebäudes in Chan Yunis, das bei einem israelischen Luftangriff zerstört wurde. Foto: Mohammed Talatene/DPA
Palästinenser durchsuchen die Trümmer eines Gebäudes in Chan Yunis, das bei einem israelischen Luftangriff zerstört wurde.
Foto: Mohammed Talatene/DPA

Nach Zweifeln an den vom Gesundheitsministerium im Gazastreifen verbreiteten Opferzahlen hat die von der islamistischen Hamas kontrollierte Behörde eine Liste der Namen aller Getöteten veröffentlicht. In dem 212 Seiten langen Dokument stehen auch Alter, Geschlecht und Personalausweisnummer der Palästinenser, die im Gaza-Krieg seit dem 7. Oktober getötet worden sein sollen. Demnach kamen infolge der israelischen Angriffe bislang mindestens 7028 Menschen ums Leben.

Die Angaben der Behörde und die Echtheit aller Namen auf der Liste ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.

Unter anderem die US-Regierung hatte die Opferzahlen zuvor in Frage gestellt. »Wir können nichts, was von der Hamas kommt, für bare Münze nehmen, auch nicht das so genannte Gesundheitsministerium«, sagte etwa der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats, John Kirby, im Weißen Haus. Die Behörde werde von einer terroristischen Organisation geleitet. Die US-Regierung bestreitet demnach aber nicht, dass es viele Opfer gebe. Zuvor hatte bereits US-Präsident Joe Biden gesagt, dass er kein Vertrauen in die vom Gesundheitsministerium veröffentlichten Zahlen habe.

WHO kritisiert Diskussion um Todeszahlen im Gazastreifen

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hält die Diskussion über die Verlässlichkeit der Opferzahlen, die von der im Gazastreifen herrschenden Palästinenserorganisation Hamas stammen, für zynisch.

Zum einen habe die WHO über Jahre keinen Anlass für Zweifel an Zahlen dieser Gesundheitsbehörden gehabt, sagte der WHO-Vertreter für die besetzten palästinensischen Gebiete, Richard Peeperkorn. Zum anderen mache es auch keinen Unterschied, ob es tausend mehr oder weniger Opfer gebe - die humanitäre Lage im Gazastreifen sei katastrophal, die Zahl der Opfer durch israelische Angriffe enorm. Peeperkorn war in Jerusalem und sprach über Videolink zu Reportern in Genf.

Nach Angaben von Peeperkorn funktionieren noch 23 der insgesamt 35 Krankenhäuser im Gazastreifen teilweise. Es müsse teils auf dem Fußboden operiert werden, sagte er. Eigentlich seien pro Tag 94.000 Liter Treibstoff für Generatoren nötig, um in den zwölf wichtigsten Krankenhäusern eine minimale Versorgung bei lebensgefährlichen Erkrankungen und Verletzungen aufrecht zu erhalten. Zweidrittel der 72 kleineren Gesundheitsstationen seien geschlossen.

© dpa-infocom, dpa:231026-99-718812/5