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»Nächste Kriegsphase«: Israel bereitet Bodenoffensive vor

Israel will die Einsätze gegen die islamistische Hamas ausweiten. Die Armee bereitet Operationen am Boden im Gazastreifen vor. Bemühungen, die explosive Lage zu entschärfen, laufen erst einmal ins Leere.

Gazastreifen
Rauch steigt in der Nähe von Rafah auf. Foto: Abed Rahim Khatib/DPA
Rauch steigt in der Nähe von Rafah auf.
Foto: Abed Rahim Khatib/DPA

Die israelische Armee hat Vorbereitungen für die »nächste Phase des Kriegs« gegen die islamistische Hamas im Gazastreifen fortgesetzt. Dies schließe Einsätze am Boden ein, hieß es in einer Mitteilung des Militärs. Die Luftwaffe flog wieder Angriffe auf Hamas-Ziele im Gazastreifen.

In der ägyptischen Hauptstadt Kairo kamen bei einem »Gipfel für den Frieden« mehrere Staats- und Regierungschefs der Nahostregion sowie Vertreter der UN und westlicher Staaten zusammen. Bei dem Treffen auf Einladung Ägyptens gab es scharfe Kritik an Israels Angriffen - wie auch am Terror im Auftrag der Hamas. Hoffnung auf Entspannung gab es in Kairo nicht, auch weil Israel nicht eingeladen war.

Die Öffnung des Grenzübergangs Rafah für zwei, drei Stunden war ein kurzer Lichtblick. Dort begannen von Ägypten aus erste Hilfslieferungen für die Zivilbevölkerung im Gazastreifen - dem Ägyptischen Roten Halbmond zufolge 20 Lastwagen vor allem mit Nahrungs- und Arzneimitteln. Es sind die ersten Lieferungen über Rafah seit Beginn des Gaza-Kriegs.

Hunderte Hamas-Terroristen waren am 7. Oktober in israelische Grenzorte eingedrungen und hatten ein Massaker mit 1400 Todesopfern angerichtet. Gut 200 Menschen wurden als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt, darunter Deutsche.

Israel verhängte danach eine Blockade des Gazastreifens. Bei Angriffen der Luftwaffe starben nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums mindestens 4385 Menschen, 13.561 Menschen seien verletzt worden. Die Angaben aus dem Gazastreifen ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.

Jordaniens König Abdullah II.:  »Es ist ein Kriegsverbrechen«

Das »unerbittliche Bombardement in Gaza« sei »auf jeder Ebene grausam und skrupellos«, sagte Jordaniens König Abdullah II. »Es ist eine kollektive Strafe für eine belagerte und hilflose Bevölkerung. Es ist ein eklatanter Bruch des humanitären Völkerrechts. Es ist ein Kriegsverbrechen.« Ägyptens Präsident und Gipfel-Gastgeber Abdel Fattah al-Sisi versicherte, dass die Palästinenser ihr Land nicht verlassen wollten »selbst, wenn sie bombardiert werden«.

Außenministerin Annalena Baerbock rief dazu auf, »jederzeit zwischen Terroristen und der Zivilbevölkerung zu unterscheiden«. Der Kampf gegen die Hamas müsse mit Rücksichtnahme auf die humanitäre Lage geführt werden.

UN-Generalsekretär António Guterres bezeichnete die Klagen der Palästinenser beim Gipfel als legitim. »Wir können und dürfen den größeren Kontext dieser tragischen Ereignisse nicht ignorieren: den langen Konflikt und 56 Jahre unter Besatzung, ohne ein Ende in Sicht«, sagte er.

Israel treibt Pläne für Bodenoffensive voran

»In den vergangenen Tagen sind Pläne zur Ausweitung der operativen Einsätze gebilligt worden«, hieß es vom israelischen Militär. Einheiten der Armee seien vor Ort stationiert. Kommandeur Or Volozhinsky von der 188. Panzerbrigade sagte: »Wir werden mit Kampfgeist und Entschlossenheit das erreichen, was notwendig ist, um unserem Volk für viele Jahre Sicherheit zu bringen.«

Nach zwei Wochen Krieg veröffentlichte das Militär eine aktuelle Bilanz der Angriffe. Inzwischen seien mehr als 6900 aus dem Gazastreifen abgefeuerte Raketen gezählt worden, mehr als 450 davon seien innerhalb des Gazastreifens eingeschlagen. Nach den Angaben wurden Dutzende Hamas-Anführer eliminiert und mehr als 1000 Hamas-Terroristen - auch auf israelischem Gebiet - »neutralisiert«. Mit »neutralisiert« dürfte zumeist getötet gemeint sein.

Israels Armee: Rund 700.000 Menschen in den Süden Gazas geflohen

Nach den Evakuierungsaufrufen an die Zivilbevölkerung im nördlichen Gazastreifen sind nach israelischen Militärangaben rund 700.000 Palästinenser in den Süden des Küstenstreifens geflohen. Armeesprecher Daniel Hagari sagte, man rufe die in der Stadt Gaza und im Norden des Gebiets verbliebenen Zivilisten auf, sich zu ihrem Schutz ebenfalls in das Gebiet südlich von Wadi Gaza zu bewegen.

Nach UN-Angaben sind angesichts der heftigen Luftangriffe Israels bereits etwa 1,4 Millionen Menschen im Gazastreifen aus ihren Häusern vertrieben. Mehr als 544.000 von ihnen hätten in Einrichtungen des Palästinenserhilfswerks UNRWA Schutz gesucht. Andere kamen demnach bei Familie oder Freunden unter. Der Gazastreifen hat insgesamt gut 2,2 Millionen Einwohner.

Israel ruft Bürger zum Verlassen von Ägypten und Jordanien auf

Israel rief seine Staatsbürger aus Sorge vor Vergeltungsangriffen wegen des Gaza-Kriegs auf, die Nachbarländer Ägypten und Jordanien umgehend zu verlassen. Das israelische Außenministerium veröffentlichte eine entsprechende Empfehlung des Nationalen Sicherheitsstabs. Die Alarmstufe für die Länder sei auf die höchste Warnstufe (hohe Bedrohung) erhöht worden. Dies schließe auch die Sinai-Halbinsel ein, ein beliebtes Tourismusziel für viele Israelis.

Polizei verbietet weitere palästinensische Demonstration in Berlin

Die Berliner Polizei verbot erneut eine palästinensische Demonstration. Sie war für Sonntag von 14 bis 18 Uhr auf dem Potsdamer Platz in Berlin-Mitte unter dem Titel »Frieden im Nahen Osten« geplant. Die Entscheidung sei nach Bewertung aller Umstände und Erkenntnisse sowie der Abwägung sämtlicher Interessen gefallen, insbesondere des Grundrechts auf Versammlungsfreiheit, teilte die Polizei mit.

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