Unter anhaltender Knappheit bei Lebensmitteln und hohen Preisen haben Muslime weltweit mit dem ersten Tag des Ramadans ihre wochenlange Fastenzeit begonnen. Unter anderem in Ägypten, Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten wurde der Donnerstag als erster Tag des Fastenmonats ausgerufen. Der Termin richtet sich nach dem Erscheinen der Neumondsichel und kann deswegen von Land zu Land leicht variieren.
Viele Menschen unter anderem in Ländern der arabischen Welt leiden weiterhin unter stark gestiegenen Preisen für Lebensmittel auf den Weltmärkten. Ein Grund dafür ist der seit mehr als einem Jahr laufende russische Angriffskrieg in der Ukraine. Vor allem die Preise für Getreide sind stark gestiegen.
Gläubige Muslime verzichten im Ramadan einen Monat lang von der Morgendämmerung bis zum Sonnenuntergang auf Essen, Trinken, Rauchen und Sex. Am Abend treffen sich die Menschen dann traditionell zum gemeinsamen Fastenbrechen. Diese Zeit verbringen viele bei ihren Familien und beim Essen im großen Kreis. Wegen der hohen Lebensmittelpreise dürfte es ärmeren Haushalten wie schon im Vorjahr aber schwerfallen, das abendliche Iftar auszurichten.
Keine reich gedeckten Tische
»Das Zusammenspiel von hoher Inflation der Lebensmittelpreise, kollabierenden Währungen und stagnierendem Einkommen macht es Familien unmöglich, Essen auf den Tisch zu bringen«, sagte Ökonom Arif Hussain vom UN-Welternährungsprogramm (WFP). Besonders hoch ist die Inflationsrate bei Lebensmitteln etwa im Libanon mit 138 Prozent sowie in Syrien mit 105 Prozent.
Die hohen Preise treffen auch Menschen in Ägypten, mit mehr als 105 Millionen Einwohnern das bevölkerungsreichste Land der arabischen Welt. Als Gegenmaßnahme ließ die Regierung die speziellen Märkte, die vor Beginn des Ramadans vergünstigte Lebensmittel anbieten, bereits drei Monate früher öffnen als gewöhnlich. Laut einer Studie des US-Forschungsinstituts IFPRI erklärten 85 Prozent der befragten Haushalte in Ägypten, seit Beginn des Ukraine-Kriegs weniger Fleisch zu essen. 75 Prozent gaben an, weniger Hühner und Eier zu essen.
Weltweit gibt es Schätzungen zufolge rund 1,9 Milliarden Muslime. Die meisten davon leben in Indonesien, Indien, Pakistan und Bangladesch. Im arabischen Raum liegen in Saudi-Arabien die beiden heiligsten Stätten des Islam, Mekka und Medina.
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