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Mindestens 100 Tote bei Terrorangriff in Somalias Hauptstadt

Somalia kommt seit Jahren nicht zur Ruhe. Das verarmte Land am Horn von Afrika wurde nun erneut Schauplatz eines schweren Anschlags. Die islamistischen Attentäter wandten eine perfide Taktik an.

Über 100 Tote bei Terrorangriff in Mogadischu
Menschen gehen an zerstörten Autos und Häusern vorbei. Mindestens 100 Menschen sind bei einem Anschlag getötet und 300 verletzt worden. Foto: Farah Abdi Warsameh
Menschen gehen an zerstörten Autos und Häusern vorbei. Mindestens 100 Menschen sind bei einem Anschlag getötet und 300 verletzt worden.
Foto: Farah Abdi Warsameh

Bei dem schwersten Terrorangriff in Somalia seit rund fünf Jahren sind in dem ostafrikanischen Krisenstaat mindestens 100 Menschen getötet und 300 verletzt worden. Es sei zu befürchten, dass die Zahl der Opfer noch steige, sagte Präsident Hassan Sheikh Mohamud am Sonntag beim Besuch des Tatorts.

Selbstmordattentäter hatten am Samstag vor dem Bildungsministerium im Zentrum der Hauptstadt Mogadischu zwei Autobomben gezündet, wie die Polizei mitteilte. Der zweite Sprengsatz sei zur Explosion gebracht worden, als die Ersthelfer eingetroffen seien. Die islamistische Terrormiliz Al-Shabaab reklamierte das Attentat für sich.

Die meisten Opfer waren laut Polizei Zivilisten. An dem Anschlag waren demnach vier Angreifer beteiligt. Zwei von ihnen hätten noch versucht, das Gebäude des Ministeriums zu stürmen, seien aber von Sicherheitskräften getötet worden. Der Zeitpunkt des Attentats scheine nicht zufällig gewählt worden zu sein, hieß es. Gerade sei eine dreitägige Konferenz der Regierung zu Ende gegangen, bei der es darum gegangen sei, den Kampf gegen den Terrorismus zu verstärken.

Die EU verurteilte die Tat von Al-Shabaab. »Diese sinnlosen Angriffe auf unschuldige Zivilisten, darunter Frauen und Kinder, erinnern uns nur an die Barbarei der Gruppe gegenüber ihrem eigenen Volk und offenbaren die wahre Verlogenheit ihrer Absichten«, sagte der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell am Sonntag.

Somalia seit Jahren von Gewalt erschüttert

Somalia, ein Land am Horn von Afrika mit etwa 16 Millionen Einwohnern, wird seit Jahren von Anschlägen und Gewalt erschüttert. Die sunnitische Terrorgruppe Al-Shabaab kontrolliert weite Teile im Zentrum und Süden Somalias, das zu den ärmsten Staaten der Welt zählt. Die Terroristen kämpfen um die Vorherrschaft in dem Land und verüben häufig Angriffe auf die Zivilbevölkerung, Regierungsbeamte, Geschäftsleute und Journalisten. Seit mehreren Monaten geht die Regierung in Mogadischu mit einer militärischen Offensive gegen Al-Shabaab vor. Mit Unterstützung von bewaffneten Clans und Zivilisten konnte das somalische Militär zuletzt große Gebietsgewinne erreichen.

»Ich habe drei nahe Verwandte verloren«, sagte ein Überlebender am Ort der Anschläge der Deutschen Presse-Agentur. »Nach anderen Angehörigen haben wir bislang vergeblich gesucht«, ergänzte er. Nach Angaben eines Polizeisprechers war es der folgenschwerste Anschlag in Somalia seit 2017, als fast an der gleichen Stelle in Mogadischu ein mit Sprengstoff beladener Lastwagen explodierte. Damals starben mehr als 500 Menschen.

Experten zufolge schließen sich viele junge Männer den Extremisten weniger aus religiöser Überzeugung als aus finanziellen Gründen an. Zudem greife die Miliz oft Dörfer an und zwinge die Bewohner, einen Treueeid abzulegen. Eine rund 22.000 Mann starke Truppe der Afrikanischen Union (AU) unterstützt die somalischen Streitkräfte im Kampf gegen die Terroristen.

© dpa-infocom, dpa:221030-99-315319/5