BERLIN. Eine Mehrheit der Deutschen ist kritisch, was das Feiern von Weihnachtsgottesdiensten angeht. In einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur sprachen sich 50 Prozent dafür aus, Präsenzgottesdienste zu untersagen.
Nur 35 Prozent sind der Umfrage zufolge für die Gottesdienste, 15 Prozent machten keine Angaben. Anders als während der ersten Corona-Welle zu Ostern hatten sich Bund und Länder vergangene Woche trotz der jetzt noch deutlich höheren Infektions- und Todeszahlen gegen ein Verbot von öffentlichen Weihnachtsgottesdiensten während des harten Lockdowns entschieden. Allerdings gelten in den Kirchen strenge Regeln wie eine Maskenpflicht, ein Abstandsgebot und auch ein Gesangsverbot. Die großen christlichen Kirchen hatten mit großem Verständnis auf die Einschränkungen reagiert.
In der YouGov-Umfrage hatten 83 Prozent der Befragten erklärt, alle Corona-Regeln an Weihnachten befolgen zu wollen. Zum Fest sollen Beschränkungen etwas gelockert werden. Vom 24. bis 26. Dezember sollen in Abhängigkeit vom Infektionsgeschehen Treffen mit einem Haushalt und vier weiteren Personen über 14 Jahren möglich sein. Jugendliche unter 14 Jahren dürfen in jedem Fall dabei sind, sind also von der Begrenzung ausgeschlossen.
Kurz nach Weihnachten dürften in Deutschland dann die ersten Menschen gegen das Coronavirus geimpft werden. Kurz vor dem Impfbeginn hat sich Deutschland mehr Dosen der aussichtsreichen Impfstoffe gesichert. Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) erklärte am Samstag auf Twitter, es solle jedem, der 2021 geimpft werden wolle, auch so bald wie möglich ein Impfangebot gemacht werden. »Dazu haben wir schon mit den beiden in Zulassung befindlichen Impfstoffen ausreichend Dosen.« Für die zwei Präparate der Mainzer Firma Biontech und des US-Herstellers Moderna sind dem Ministerium zufolge nun insgesamt 136,3 Millionen Dosen sicher, die nahezu alle 2021 geliefert werden könnten. Mit je zwei nötigen Dosen ließen sich so rechnerisch 68,2 Millionen Bürger impfen - bei 83 Millionen Einwohnern in Deutschland.
An diesem Montag will die EU-Arzneimittelbehörde EMA ihre Beurteilung über den Impfstoff von Biontech und seines US-Partners Pfizer abgeben. Danach wird eine Zulassung durch die EU-Kommission erwartet. Bund und Länder stellen sich dann auf einen Beginn von Impfungen am 27. Dezember ein. Sie sollen auch wegen der anfangs nur begrenzten Impfstoffmengen in mehr als 400 regionalen Impfzentren der Länder anlaufen. Mobile Impfteams sollen in Pflegeheime und Kliniken gehen.
Vom Biontech/Pfizer-Impfstoff sind aus einer EU-Bestellung nun 55,8 Millionen statt zunächst vorgesehener 40 Millionen Dosen gesichert, wie das Ministerium mitteilte. Zuerst berichtete die »Bild am Sonntag« darüber. Daneben wurden über nationale Zusagen auch schon weitere 30 Millionen Dosen reserviert. Neben diesen insgesamt 85,8 Millionen Dosen sind demnach über das EU-Kontingent nun 50,5 Millionen Dosen des Impfstoffes des US-Konzerns Moderna gesichert.
Die gesicherten Mengen werden aber nicht auf einen Schlag, sondern erst nach und nach im Laufe des kommenden Jahres erwartet. Für das erste Quartal 2021 rechnet der Bund zunächst mit 11 bis 13 Millionen Dosen. Deswegen wird eine Reihenfolge festgelegt, welche besonders schutzbedürftigen Gruppen sich vorrangig impfen lassen können. CSU-Chef Markus Söder sagte der »Bild am Sonntag«, dass es bei der Beschaffung von Impfstoffen mehr Tempo brauche. »Es muss alles darauf ausgerichtet werden, mehr Impfstoff zu bekommen, der dann schneller verteilt wird«, sagte Söder.
Der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann sprach sich gegen Privilegien und Belohnungen für Menschen aus, die sich impfen lassen. »Eine Impflicht durch die Hintertür ist nicht geplant«, sagte der Grünen-Politiker der dpa in Stuttgart. »In der Demokratie gibt es nur den Weg der Überzeugung.« Er könne verstehen, dass einige Menschen unsicher seien. Aber grundsätzlich seien Impfstoffe die mit am besten geprüften Medikamente. Er wolle deshalb mit Nachdruck für das Impfen werben und darüber aufklären. (dpa)
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