Die Bundesregierung will systematisch für einen bewussten Umgang mit der Ressource Wasser sorgen. Um die Trinkwasserversorgung in Deutschland zu gewährleisten und das Grundwasser zu schützen, hat das Kabinett daher eine Nationale Wasserstrategie beschlossen. Vorgelegt hatte den Entwurf dazu Umweltministerin Steffi Lemke (Grüne).
Sie wolle dafür sorgen, dass »auch in Zukunft jederzeit für jeden Bürger durch diese Bürger bezahlbares, sauberes Wasser aus dem Hahn« komme, sagte die Grünen-Politikerin nach der Kabinettssitzung. »Das heißt, wir müssen uns auf die Änderungen der Klimakrise vorbereiten.« Dazu gehöre beispielsweise der Schutz vor Hochwasserereignissen, vor Starkregen, aber auch vor Hitze. So sollen Kommunen und Länder künftig gesetzlich verpflichtet werden, Gefahren- und Risikokarten für Starkregen zu erstellen und bei der Bebauungsplanung zu berücksichtigen.
Das natürliche Wasserangebot in der Bundesrepublik ist sehr ungleich verteilt: So ist dem Umweltbundesamt (UBA) zufolge in den Gebirgsregionen Süddeutschlands zehn- bis zwanzigmal mehr Wasser verfügbar als im trockenen Brandenburg.
Regionale und saisonale Unterschiede
»Zwar herrscht in Deutschland im Mittel kein Wasserstress«, schreibt das UBA, »jedoch gibt es regionale und saisonale Unterschiede«. Der Niederschlag sei sehr ungleich verteilt: Im Osten und Nordosten Deutschlands fällt im Durchschnitt weniger als im Westen und Süden. Wenn mehr als 20 Prozent des verfügbaren Wassers vom Menschen genutzt wird, spricht man von Wasserstress. Dann kommt es nach Expertenangaben zu Problemen für Umwelt und Wirtschaft: Moore und Feuchtgebiete können austrocknen, Wälder können unter der Trockenheit ächzen.
Konkret beinhaltet die Nationale Wasserstrategie ein Aktionsprogramm mit rund 80 Maßnahmen um das Wassermanagement moderner zu gestalten. Dazu gehört auch, mit Verbundnetzen und Fernleitungen Wasser aus nassen Regionen Deutschlands in trockene Gegenden zu bringen. Erste Fernleitungen gibt es bereits, beispielsweise in Stuttgart oder Hessen.
Wer bekommt bei Wasserknappheit (kein) Trinkwasser?
Bei all dem stellt sich die Frage der Prioritäten im Fall einer Wasserknappheit. »Für mich hat ganz klar die Versorgung der Bevölkerung mit Trinkwasser, sollte eine Mangelware auftreten, Priorität«, sagte die Umweltministerin. »Aber selbstverständlich gibt es auch andere Wasserbenutzer, die dann versorgt werden müssen.« Beispielsweise Krankenhäuser, Schulen oder Kindergärten. Gemeinsam mit den Ländern sollen nun Leitlinien entwickelt werden, wie die Nutzungsansprüche in Fällen von Wasserknappheit aussehen würden.
Dem Umweltbundesamt zufolge entfallen von den deutschlandweit genutzten 20 Milliarden Kubikmetern im Jahr 2019 44,2 Prozent auf den Energiesektor. Bergbau und verarbeitendes Gewerbe entnahmen zusammen 26,8 Prozent - genauso viel die öffentliche Wasserversorgung. 2,2 Prozent wurden für die Beregnung landwirtschaftlicher Flächen genutzt.
Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) fordert, den Vorrang für Trinkwasser in der Wasserstrategie noch deutlicher herauszuarbeiten. »So muss die Versorgung der Bevölkerung mit Trinkwasser für den menschlichen Gebrauch bei der Nutzung von Trinkwasserressourcen immer an erster Stelle stehen«, sagte Hauptgeschäftsführer Martin Weyand. »Essenziell ist zudem mehr Transparenz bei allem Arten der Wassernutzung.« Es müsse klar sein, wie viel Wasser in welchem Bereich verwendet werde, um Nutzungskonflikte frühzeitig zu erkennen und zu vermeiden.
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