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Lauterbach verteidigt Cannabis-Freigabe mit Beschränkungen

Die Pläne für eine Freigabe von Cannabis nehmen Konturen an. Nicht allen gehen sie weit genug, denn ein komplettes Ende aller Vorgaben soll nicht kommen. Der Minister diskutiert darüber mit einem Musiker.

Lauterbach und Sido
Karl Lauterbach (SPD, r), Bundesminister für Gesundheit, und Sido, Rapper, diskutieren über das Thema der Cannabis-Legalisierung. Foto: Fabian Sommer/DPA
Karl Lauterbach (SPD, r), Bundesminister für Gesundheit, und Sido, Rapper, diskutieren über das Thema der Cannabis-Legalisierung.
Foto: Fabian Sommer/DPA

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat die geplante Cannabis-Legalisierung mit Beschränkungen anstelle einer völligen Freigabe verteidigt. »Komplett legal macht keinen Sinn«, sagte der SPD-Politiker in einem Gespräch mit dem Rapper Sido, das heute online veröffentlicht wurde. »Dann würde ich ja zum Beispiel legalisieren, dass jemand ein paar Kilo Stoff am Mann trägt. Wie will ich denn dann den Dealer noch unterscheiden von demjenigen, der für sich selbst konsumiert?« Es entstünde eine Lage, in der der Schwarzmarkt blühte, weil es quasi keine Regeln gäbe, wer anbauen oder verkaufen dürfte. Dann käme man vom Regen in die Traufe. »Diese Idee halb legal klingt erst mal schlecht, ist aber die schlauere Idee.«

Ein vom Bundeskabinett auf den Weg gebrachter Gesetzentwurf sieht vor, Cannabis im Betäubungsmittelgesetz von der Liste der verbotenen Substanzen zu streichen. Für Volljährige ab 18 Jahre soll der Besitz von 25 Gramm erlaubt werden. Privat sollen maximal drei Pflanzen angebaut werden dürfen.

In Cannabis-Clubs sollen Vereinsmitglieder die Droge gemeinschaftlich anbauen und gegenseitig abgeben dürfen - pro Monat höchstens 50 Gramm pro Mitglied. Bei 18- bis 21-Jährigen sollen es bis zu 30 Gramm im Monat mit einem maximalen Gehalt von zehn Prozent an Tetrahydrocannabinol (THC) sein dürfen, das ist der Stoff mit der Rauschwirkung. Ziel ist ein Inkrafttreten Anfang 2024.

Lauterbach sagte: »Das ist für mich auch ein Gesundheitsgesetz.« Es sei eine super Gelegenheit, anlässlich dieses Gesetzes besonders mit Blick auf jüngere Leute zu sagen: »Wenn ihr das macht, fangt spät damit an und macht wenig. Am besten ab 25, wenn es schon sein muss, aber auf keinen Fall in jungen Jahren.« Wenn man diese Information rüberbringe, sei es schon viel wert, da viele junge Leute keine Ahnung hätten, »dass sie sich damit einen dauerhaften Nachteil reinrauchen können. Wer will das schon?«

Sido diskutierte mit dem Minister darüber und gab zu bedenken, dass 18- bis 21-Jährige wegen der Beschränkungen doch weiter auf den Schwarzmarkt zurückgreifen könnten. »Ich glaube, gerade die jungen Leute wollen sich zuballern. Und da ist je mehr, desto besser«, sagte der Rapper. Lauterbach sagte, das glaube er nicht. »Die jungen Leute wollen was erleben, sind aber nicht doof.« Sie würden es sich überlegen, wenn man eine Qualität haben könne, »die mir nicht so stark schadet, wie das Zeug auf dem Schwarzmarkt, keine Beimengungen. Was soll ich da ins Risiko gehen?« Er gehe davon aus, dass Cannabis in den geplanten Clubs auch billiger sein werde.

Sido sagte, er finde es schön, dass es nun überhaupt einmal in so eine Richtung gehe. »Dafür können wir schon sehr dankbar sein, dass du die Bahn auf die Schiene gebracht hast«, meinte er zu Lauterbach. Er schreibe sich »ein bisschen Aufklärungsarbeit« auf die Fahnen, sagte der Rapper, der kürzlich ein Unternehmen mitgegründet hat, das medizinisches Cannabis vertreiben will. »Worüber man sich am meisten Sorgen machen muss, ist natürlich der Konsum bei den Jugendlichen.« Da habe man eine Gemeinsamkeit, sagte Lauterbach.

Der Minister gab auch noch einmal kurz Auskunft zu seinem einzigen Testkonsum, der schon länger her sei. »Die Wirkung war direkt da.« Er habe dann aber gedacht, daran wolle er sich gar nicht gewöhnen.

© dpa-infocom, dpa:230827-99-979347/3