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Lauterbach in Israel - Zusammenarbeit nicht nur bei Corona

Die Pandemie ist das große Thema für den Gesundheitsminister - auch beim Besuch in Jerusalem. Doch er will auch israelische Impulse für die alltägliche Versorgung aufnehmen, mit denen die Partner Vorreiter sind.

Gesundheitsminister Karl Lauterbach
Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) steht bei einem Besuch im Hadassah Krankenhaus in Jerusalem mit Schutzkleidung in einem Operationstrakt. Foto: Christophe Gateau
Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) steht bei einem Besuch im Hadassah Krankenhaus in Jerusalem mit Schutzkleidung in einem Operationstrakt.
Foto: Christophe Gateau

Deutschland will beim weiteren Kampf gegen Corona und bei der Digitalisierung des Gesundheitswesens die Zusammenarbeit mit Israel vertiefen. »Das ist eine Menge, was man hier mitnehmen kann«, sagte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) am Sonntag nach einem Treffen mit seinem israelischen Amtskollegen Nitzan Horowitz in Jerusalem. Als Beispiel nannte er etwa die »wichtige Forschung« Israels zu Corona-Medikamenten und Long Covid, also länger anhaltenden Beschwerden nach Infektionen. Nach israelischem Vorbild will Lauterbach zudem das Nutzen digitaler Gesundheitsdaten für neue medizinische Erkenntnisse voranbringen.

Auch die Corona-Krise begleitete den Minister bei seinem Besuch. »Die Pandemie ist ja noch nicht vorbei«, sagte Lauterbach. Israel sei immer vorangegangen, etwa beim Impfen. »Es ist besser, sehr viele, besonders Ältere, früh zu impfen - als fast alle Menschen, aber viel später. Zeit schlägt Vollständigkeit, das hat Israel immer wieder gezeigt.« In Deutschland soll nach lange schleppenden Impfungen eine nächste große Kampagne mit neuen Impfstoffen in Gang kommen, die an aktuelle Omikron-Virusvarianten angepasst sind.

Engerer Austausch vereinbart

Die beiden Minister vereinbarten zudem einen engeren deutsch-israelischen Austausch - auch von Experten und nicht nur zu Corona. »Es ist beeindruckend wie schnell es hier gelingt, aus neuen Ideen auch Produkte zu machen«, sagte Lauterbach. Besonders beim Nutzen digitaler Behandlungsdaten für beschleunigte Forschungserkenntnisse und eine bessere Versorgung soll Israel ein Vorbild sein. »Hier nutzen alle Kliniken und Praxen eines Patienten dieselben Daten«, sagte Lauterbach. Sie könnten sich so über Behandlungen austauschen.

Auf Lauterbachs Besuchsprogramm stehen bis diesen Dienstag auch noch Treffen mit israelischen Forschern und Krankenkassen sowie eine Regionalkonferenz der Weltgesundheitsorganisation (WHO).

Während sich Deutschland auf einen weiteren Corona-Herbst mit Einschränkungen einstellt, spielt das Virus im Alltag in Israel nur noch eine untergeordnete Rolle. Die Maskenpflicht - auch in Bus und Bahnen - wurde Ende April abgeschafft und auch in der jüngsten Corona-Welle im Juni nicht wieder eingeführt. In Flugzeugen braucht man seit Mai keine Maske mehr. Ausnahmen gibt es nur in Altenheimen und Krankenhäuser, das Tragen einfacher OP-Masken reicht aber.

Israel lange Corona-Musterschüler

Israel galt nicht zuletzt wegen der effizienten Impfkampagne lange als Corona-Musterschüler. Dank der schnellen Impfstoffbeschaffung und seinem digitalisierten Gesundheitswesen schaffte es das 9,4-Millionen-Einwohner-Land, in kürzester Zeit einen Großteil der Bevölkerung zu impfen. Mittlerweile haben jedoch laut Gesundheitsministerium nur noch knapp zwei Prozent einen gültigen Impfschutz. Bei 68 Prozent ist er demnach abgelaufen, der Rest ließ sich nicht impfen. Eine vierte Impfung wird zwar allen über 60 Jahren empfohlen, eine weitere Impfkampagne wurde aber noch nicht angekündigt.

Lauterbach besuchte in Jerusalem auch die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem. »Das größte Verbrechen der Menschheit«, sagte der SPD-Politiker, als er in der »Halle der Namen« stand. In das Gästebuch schrieb er am Ende unter anderem: »Keine Krise, weder Pandemie noch Krieg, darf missbraucht werden für neuen Antisemitismus und alte Ressentiments.«

© dpa-infocom, dpa:220911-99-717396/2