Neue Schutzangebote gegen Hitzewellen sollen nach Angaben von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach bereits in den nächsten Wochen an den Start kommen. »Wir wollen diesen Sommer schon schützend wirken«, sagte der SPD-Politiker am Montag in Berlin vor Beratungen über einen nationalen Hitzeschutzplan mit Vertretern von Pflegebranche, Ärzteschaft, Kommunen und weiteren Experten. Als erstes Angebot sei jetzt ein Portal online gegangen, bei dem sich Kommunen über Hitzeschutz-Maßnahmen informieren könnten.
Lauterbach erläuterte, in der Vergangenheit seien jedes Jahr Tausende Menschen an Hitze gestorben. Dies betreffe nicht nur ältere Menschen, sondern etwa auch Schwangere, chronisch Kranke und Obdachlose. »Das ist keine akzeptable Situation.« Menschen könnten gerettet werden, wenn es einen Hitzeschutzplan etwa nach Vorbild Frankreichs gäbe.
Warnungen vor Hitzewellen
Im Blick stehen unter anderem Warnungen vor Beginn von Hitzewellen, machte Lauterbach deutlich. Genutzt werden könnten Radio, Fernsehen oder Benachrichtigungen per Handy. Denkbar sei auch, Menschen direkt über Pflegedienste anzusprechen. Der Minister betonte: »Da geht es nicht um Verbote, sondern es geht darum, den Einzelnen zu schützen.« Auf dem neuen Infoportal für die Kommunen sind Hinweise zu mehreren Themen zu finden - zum Beispiel zur Kommunikation von Hitzewarnungen, zu Hitzevorsorge in sensiblen Einrichtungen wie Pflegeheimen oder zu Stadtplänen mit »kühlen Orten«.
Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) sagte, die Folgen der Klimakrise seien in Deutschland und Europa angekommen. »Deshalb ist es notwendig, dass wir uns um den Schutz der Bevölkerung in veränderten Klimazeiten kümmern.« Wichtiger würden auch die Trinkwasserversorgung und eine Abkühlung der Städte durch mehr Grün und mehr Schatten. Es sei zum Beispiel bereits eine gesetzliche Grundlage geschaffen worden, damit Kommunen mehr Trinkwasserspender bauen könnten.
Holetschek: »allerhöchste Zeit« für Pläne
Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek begrüßte die Pläne, für die es »allerhöchste Zeit« sei. Lauterbach müsse dabei die Länder einbinden. »Hitzeaktionspläne sind nur dann effizient, wenn sie auf die Situation vor Ort angepasst sind«, sagte der CSU-Politiker. Die Bundesregierung müsse die Kommunen auch finanziell unterstützen. »Gesundheitsschutz kostet, aber das muss es uns wert sein.«
Die FDP-Gesundheitspolitikerin Christine Aschenberg-Dugnus sprach sich auch für konkrete Verhaltensvorschläge aus. Geprüft werden sollten etwa der Einsatz kostenlosen Trinkwassers oder das Einrichten von Schutzräumen. Grünen-Chefin Ricarda Lang unterstützte die Pläne. »Hitze ist die größte akute Gesundheitsgefahr, die sich aus der Klimakrise ergibt«, sagte sie. Bürgerinnen und Bürger müssten geschützt werden, etwa durch mehr Grün und Wasserspeicher in Städten.
Nach früheren Angaben der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit, der Bundesärztekammer und des Deutschen Pflegerats starben 2022 insgesamt 4500 Menschen hitzebedingt. Im Jahr 2018 mit einem besonders heißen Sommer seien es sogar 8700 Hitzetote gewesen.
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