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Krieg gegen die Ukraine: So ist die Lage

Ukrainische Truppen haben russische Einheiten an den Flanken um Bachmut zurückgedrängt, sagt Kiew. Bei russischen Angriffen gab es unterdessen mindestens einen Toten. Die News im Überblick.

Wolodymyr Selenskyj
Wolodymyr Selenskyj, Präsident der Ukraine, spricht per Video-Übertragung beim Gipfel des Europarates in Reykjavik. Foto: Kay Nietfeld
Wolodymyr Selenskyj, Präsident der Ukraine, spricht per Video-Übertragung beim Gipfel des Europarates in Reykjavik.
Foto: Kay Nietfeld

Bei der seit Monaten umkämpften Stadt Bachmut haben die ukrainischen Truppen nach eigenen Angaben weitere Geländegewinne erzielt. »Es gelang innerhalb eines Tages zwischen 150 und 1700 Metern voran zu kommen«, sagte der Sprecher der Armeegruppe Ost, Serhij Tscherewatyj, im ukrainischen Fernsehen. Dies sei trotz der russischen Überlegenheit an Soldaten, Munition und Technik gelungen. Konkretere Ortsangaben machte er nicht.

Das russische Militär griff in der Nacht erneut ukrainische Städte mit Drohnen und Raketen an. Die G7 will unterdessen bei ihrem Gipfel in Hiroshima den Export russischer Diamanten einschränken.

Nach Angaben der Sprecherin der ukrainischen Heeresgruppe Süd, Natalja Humenjuk, wurden die meisten der auf die Hafenstadt Odessa am Schwarzen Meer zielenden russischen Raketen noch über dem Meer abgefangen. »Es gibt aber leider auch Treffer.« Ein Mensch sei getötet, zwei weitere verletzt worden. Auch über Kiew war die Flugabwehr im Einsatz.

Neunter Raketenangriff auf Kiew im Mai

Nach Angaben des Chefs der Kiewer Militärverwaltung, Serhij Popko, wurden dort alle Luftziele von der Flugabwehr abgeschossen. Es sei der neunte Luftangriff seit Anfang Mai. »Dieses Mal wurde die Attacke von strategischen Bombern der Typen Tu-95MS und Tu-160 aus der Region des Kaspischen Meeres mit Marschflugkörpern des Typs Ch-101/555 durchgeführt«, schrieb Popko auf dem Telegram-Kanal der Kiewer Militärverwaltung. In zwei Stadtbezirken seien Raketentrümmer herabgefallen. In einem Garagenkomplex brach ein Brand aus. Tote und Verletzte habe es aber nicht gegeben.

Kiew ist in den vergangenen Tagen mehrfach massiv mit Raketen und Drohnen angegriffen worden. Russischen Angaben zufolge wurde dabei auch ein von den USA geliefertes Flugabwehrsystem Patriot zerstört. In Washington wurde lediglich bestätigt, dass das System »leicht beschädigt« wurde.

Söldner-Chef bestätigt ukrainischen Vormarsch

Der Chef der russischen Söldnertruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, bestätigte den ukrainischen Vorstoß bei Bachmut. Nördlich der Stadt seien ukrainische Einheiten knapp 600 Meter vorgestoßen. »Gebt die Siedlung Sacco und Vanzetti nicht auf«, wandte sich der 61-Jährige an die russische Armeeführung. Prigoschin warnt seit Wochen, dass die ukrainische Armee an den Flanken der Gruppierung im weitgehend von den Russen eroberten Bachmut vorstoßen könnte.

G7 wollen Export russischer Diamanten einschränken

Die Gruppe der führenden demokratischen Industrienationen will den milliardenschweren Export von Rohdiamanten aus Russland einschränken. Eine entsprechende Erklärung soll beim G7-Gipfel im japanischen Hiroshima beschlossen werden, wie mehrere Diplomaten der dpa sagten. Russlands Krieg gegen die Ukraine gehört zu den Hauptthemen des dreitägigen Treffens, das am morgigen Freitag beginnt.

Einem Medienbericht zufolge könnte überraschend auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj nach Japan reisen. Ein Treffen vor Ort mit den Staats- und Regierungschefs der sieben demokratischen Wirtschaftsmächte hänge von der militärischen Lage ab, zitierte die japanische Nachrichtenagentur Kyodo Ihor Schowkwa, der für Außenpolitik zuständige Vizechef im Präsidentenbüro.

Chinas Sondergesandter wirbt in Kiew für Frieden

China will sich nach eigenen Angaben für die »Wiederherstellung des Friedens« zwischen der Ukraine und Russland einsetzen. Das sagte der chinesische Sondergesandte Li Hui bei einem Besuch in der Ukraine, wie das chinesische Außenministerium in Peking mitteilte. Li Hui habe bei seinem Aufenthalt am Dienstag und Mittwoch mit Präsident Wolodymyr Selenskyj über eine »politische Lösung« beraten.

Es war das erste Mal seit Kriegsbeginn, dass China einen hochrangigen Diplomaten in die Ukraine schickte. Die Ukraine bekräftigte, Voraussetzung für Verhandlungen sei der Abzug aller russischen Soldaten von ihrem Gebiet. Li Hui wird nach Angaben aus Peking auch Russland, Polen, Deutschland und Frankreich besuchen, um über eine politische Lösung des Konflikts zu sprechen.

Seit Beginn des Kriegs betont die Führung in Peking immer wieder, sich für Verhandlungen einzusetzen. Jedoch gibt China dem russischen Präsidenten Wladimir Putin insgesamt Rückendeckung, was dem Land viel internationale Kritik einbringt.

Moskau erwartet Besuch afrikanischer Vermittler

Der Kreml hat den geplanten Besuch von Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa im Zuge einer afrikanischen Friedensinitiative für die Ukraine bestätigt. »Tatsächlich entsendet eine Gruppe von Staaten eine Delegation, die unter anderem auch in Moskau sein wird«, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der Nachrichtenagentur Interfax zufolge. Das genaue Datum des Besuchs werde noch abgestimmt. Präsident Wladimir Putin werde sich aber noch vor dem Afrika-Russland-Gipfel am 27./28. Juli mit der Delegation treffen. Neben Moskau wird Ramaphosa auch Kiew einen Besuch abstatten.

Russischer Güterzug entgleist - Sabotage vermutet

Auf der von Russland annektierten Halbinsel Krim entgleiste am Donnerstagmorgen ein Güterzug. Die Krim-Eisenbahn nannte »Einmischung Außenstehender« als Unfallursache. »Verletzte gibt es nicht. Eine Gefahr für die Umwelt besteht nicht«, hieß es auf dem Telegram-Kanal der Bahn. Nach Angaben des Vertreters der russischen Besatzungsmacht auf der ukrainischen Halbinsel, Sergej Aksjonow, kippten mehrere mit Getreide beladene Waggons um. Medien berichteten unter Berufung auf Augenzeugen von einer Explosion, die dem Unfall vorangegangen sei. Auch in Russland waren in Grenznähe zur Ukraine wiederholt Güterzüge durch Sabotage zum Entgleisen gebracht worden. Anschläge auf russische Züge und damit auf den Nachschub könnten der Vorbereitung der seit langem erwarteten ukrainischen Gegenoffensive dienen.

© dpa-infocom, dpa:230518-99-733248/3