Seit mehr als 50 Tagen dauert der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine nun schon an - aktuelle Meldungen im Überblick.
Moskau: Mehr als 23.000 Soldaten auf ukrainischer Seite getötet
Seit Kriegsbeginn vor mehr als sieben Wochen sollen russischen Angaben zufolge auf ukrainischer Seite mehr als 23.000 Soldaten getötet worden sein. Darunter seien Angehörige der ukrainischen Armee, der Nationalgarde sowie ausländische Söldner, sagte der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, am Samstag. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen. Die Ukraine selbst gibt die Verluste in den eigenen Reihen deutlich niedriger an.
Präsident Wolodymyr Selenskyj sprach in einem am Freitag verbreiteten Interview von 2500 bis 3000 getöteten ukrainischen Soldaten. Zugleich erklärte Selenskyj, dass auf russischer Seite mehr als 20.000 Militärs getötet worden sein sollen. Moskau wiederum gibt die eigenen Verluste weiterhin mit etwa 1350 an.
Ukraine beklagt schleppenden Waffennachschub aus der EU
Die Ukraine hat über langsame und unzureichende Waffenlieferungen aus der Europäischen Union geklagt. »Die EU kommt der Ukraine entgegen, doch sie gibt nicht die Waffen, um die wir gebeten haben«, schrieb Präsidentenberater Mychajlo Podoljak am Samstag bei Twitter. Zudem dauere die Lieferung der Waffen zu lange. »Die Ukraine braucht Waffen. Nicht in einem Monat. Jetzt«, forderte Podoljak.
Ukraine meldet Tote bei Angriffen auf Kiew und Charkiw
Bei einem russischen Raketenangriff auf die ukrainische Hauptstadt Kiew hat es nach offiziellen Angaben mindestens ein Todesopfer gegeben. Mehrere Menschen seien mit lebensgefährlichen Verletzungen ins Krankenhaus gebracht worden, sagte Bürgermeister Vitali Klitschko im Fernsehen.
Der Angriff traf den Stadtteil Darnyzja im Südosten der Millionenmetropole. Das russische Militär behauptet, Ziel sei eine Panzerfabrik gewesen. Eine Bestätigung der ukrainischen Behörden dafür gab es zunächst nicht. Der ukrainische Rüstungskonzern Ukroboronprom bestätigte lediglich, dass eine Raketenfabrik südwestlich von Kiew getroffen wurde.
Nach amtlichen Angaben wurde bei einem Angriff auf die ostukrainische Großstadt Charkiw ebenfalls mindestens ein Mensch getötet. Darüber hinaus seien 18 Menschen verletzt worden. Angriffe wurden auch in der Westukraine im Gebiet Lwiw und einem Militärflugplatz in Olexandrija im Zentrum der Ukraine gemeldet.
Gouverneur: Russen ziehen Zehntausende Soldaten zusammen
Russland zieht nach Angaben des Gouverneurs des Gebiets Luhansk im Osten der Ukraine Zehntausende Soldaten für eine baldige Offensive zusammen. Zudem seien Hunderte Einheiten Technik in die Region transportiert worden, sagte Gouverneur Serhij Hajdaj. »Sie haben schon alles für einen Durchbruch bereit.« Seiner Einschätzung nach warteten die russischen Truppen nur noch auf besseres Wetter, um dann zeitgleich in den Gebieten Luhansk und Donezk ihre Angriffe zu starten.
In beiden Regionen soll nach Wetter-Vorhersagen voraussichtlich Mitte kommender Woche der Regen aufhören. Russland hatte Ende März mit einem Truppenabzug rund um die Hauptstadt Kiew begonnen - angeblich, um die Kämpfe vorerst auf den Osten des angegriffenen Nachbarlands zu konzentrieren.
Kiew: Hunderte Soldaten und Zivilisten in russischer Gefangenschaft
Russland hält nach Angaben der Regierung in Kiew etwa 700 ukrainische Soldaten sowie Hunderte Zivilisten in Gefangenschaft. »Sie haben mehr als 1000 Personen geschnappt«, sagte Vize-Regierungschefin Iryna Wereschtschuk im ukrainischen Einheitsfernsehen. Darunter seien auch etwa 500 Frauen. Die Ukraine ihrerseits habe etwa 700 russische Soldaten gefangen genommen.
Wereschtschuk forderte Russland auf, die Zivilisten bedingungslos freizulassen. Seit Beginn des Kriegs vor mehr als sieben Wochen haben beide Seiten schon mehrfach Gefangene ausgetauscht.
Die genauen Zahlen, wie viele Menschen derzeit festgehalten werden, sind unklar. Russischen Medien zufolge nahmen allein die Separatisten im ostukrainischen Gebiet Donezk mehr als 3000 ukrainische Soldaten gefangen. In der belagerten Hafenstadt Mariupol sollen sich mehr als 1000 Marine-Infanteristen ergeben haben. Die Ukraine streitet das ab.
Moskau: Deutschland an Bio-Laboren beteiligt
Russland hat Deutschland eine Beteiligung an angeblichen Militär-Laboren in der Ukraine vorgeworfen. »Bestätigten Informationen zufolge hat die deutsche Seite im Bereich der biologischen Sicherheit ihre Arbeit eng mit ihren amerikanischen Verbündeten koordiniert, die in der Ukraine ein Netz aus mindestens 30 biologischen Laboren geschaffen haben«, sagte die Sprecherin des Außenministeriums in Moskau, Maria Sacharowa, dem Staatssender RT.
In den Laboren seien »gefährliche wissenschaftliche Forschungen« erfolgt. Belege dafür nannte sie nicht.
Russland behauptet seit Wochen, die USA hätten in der Ukraine geheime Labore für die Entwicklung biologischer Waffen betrieben. Dies gehört auch zu Moskaus Rechtfertigungen für den seit mehr als sieben Wochen laufenden Krieg gegen das Nachbarland. Washington weist die Vorwürfe zurück. Im Westen wird befürchtet, dass Moskau die Vorwürfe erhebt, um einen Anlass für einen eigenen Biowaffenangriff zu haben oder den Einsatz zu verschleiern.
Moskau verhängt Einreiseverbot gegen Johnson
Russland hat als Antwort auf westliche Sanktionen infolge des Ukraine-Kriegs ein Einreiseverbot gegen den britischen Premierminister Boris Johnson verhängt.
Auch Verteidigungsminister Ben Wallace und Außenministerin Liz Truss dürfen nicht mehr nach Russland. Auf einer Liste, die das Außenministerium in Moskau veröffentlichte, steht die Namen von insgesamt 13 britischen Verantwortlichen. Zuvor hatte Russland schon Einreiseverbote gegen US-Präsident Joe Biden sowie führende Vertreter der Europäischen Union, Australiens und Neuseelands erlassen.
Das Außenministerium in Moskau warf der britischen Regierung »nie da gewesene feindliche Handlungen« vor. London stehe hinter einer »Informationskampagne«, die zum Ziel habe, Russland international zu isolieren und wirtschaftlich zu schädigen.
London: Russen zerstören in Ukraine absichtlich Brücken
In der Ukraine wird die Lieferung von Hilfsgütern nach Einschätzung britischer Geheimdienste durch eine inzwischen weitreichende Zerstörung von Straßen, Brücken und anderer Infrastruktur erschwert. Insbesondere in Gebieten, die zeitweise unter russischer Kontrolle waren, stelle dies eine große Herausforderung dar, heißt es in einer Mitteilung des Verteidigungsministeriums in London.
Russische Truppen hätten bei ihrem Rückzug aus dem Norden des Landes gezielt Brücken gesprengt, Fahrzeuge auf wichtigen Routen zurückgelassen und Landminen verstreut. In der Stadt Tschernihiw zum Beispiel gebe es nur noch eine einzige Fußgängerbrücke über den Fluss. Alle anderen seien zerstört worden.
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