Die Ukraine hat nach den Worten von Präsident Wolodymyr Selenskyj die neue Truppengattung »unbemannte Systeme« ins Leben gerufen. Er habe bereits den entsprechenden Erlass unterzeichnet, berichtete Selenskyj in seiner allabendlichen Videoansprache. Diese neuen Drohnen-Streitkräfte seien »keine Frage der Zukunft, sondern vielmehr etwas, das in naher Zukunft zu einem sehr konkreten Ergebnis führen sollte«. Drohnen hätten sich bei Kämpfen am Boden, in der Luft und zur See als wirksam erwiesen.
»Dank der Drohnen hat die Ukraine die Sicherheitslage im Schwarzen Meer wirklich verändert«, sagte Selenskyj. Durch den Einsatz der sogenannten Seedrohnen - unbemannte Boote mit großer Sprenglast - ist die russische Schwarzmeerflotte sowohl von der südukrainischen Küste als auch aus der Umgebung der Halbinsel Krim verdrängt worden. Auch in den Kämpfen entlang der Fronten seien Drohnen vielfach eingesetzt worden, um den russischen Militärs schwere Verluste zuzufügen.
»Die Liste der Aufgaben ist nun klar: spezielle Stabsstellen für die Arbeit mit Drohnen, spezielle Einheiten, effektive Ausbildung, Systematisierung der Erfahrungen, ständige Skalierung der Produktion und Zusammenfassen der besten Ideen und der besten Spezialisten in diesem Bereich«, zeichnete Selenskyj die nächsten Schritte auf. Dies sei nun eine Aufgabe für die Armee, das Verteidigungsministerium und die Regierung als Ganzes.
Sowohl Russland als auch die Ukraine haben im bisherigen Kriegsverlauf Drohnen eingesetzt. Das ukrainische Militär setzt dabei im Landkrieg auf kleine Drohnen sowohl zur Aufklärung als auch für Angriffe auf Punktziele - diese unbemannten Fluggeräte sind preiswert herzustellen. Russland dagegen hat zunächst sogenannte Kamikaze-Drohnen aus iranischer Produktion zu Angriffen auf die zivile Infrastruktur der Ukraine genutzt, ist inzwischen auch auf kleinere Fluggeräte zum Einsatz an den Fronten umgestiegen.
London: Russlands Schwarzmeerflotte ist anfällig
Das Versenken des russischen Raketenschiffs »Iwanowez« Anfang Februar wird nach britischer Einschätzung die Schwarzmeerflotte deutlich schwächen. Der Schlag beeinflusse Kommando- und Kontrollfähigkeiten und zwinge die Flottenführung dazu, ihre Manöver westlich der seit 2014 von Moskau annektierten Halbinsel Krim zu überdenken, teilte das britische Verteidigungsministerium mit.
Die russische Schwarzmeerflotte hat nach Einschätzung Kiews knapp ein Drittel ihrer Kampfschiffe eingebüßt. "Nach Angaben des Generalstabs der ukrainischen Streitkräfte haben unsere Militärs bisher 24 russische Schiffe und ein U-Boot aus dem Verkehr gezogen, teilte das Oberkommando auf Telegram mit. Zu Kriegsbeginn vor zwei Jahren habe die russische Schwarzmeerflotte über 74 Kampfschiffe verfügt.
Die »Iwanowez« war in der Nacht zum 1. Februar von ukrainischen Seedrohnen attackiert und schwer beschädigt worden. Die veröffentlichten Aufnahmen deuteten fast mit Sicherheit darauf hin, dass das Schiff gesunken sei, hieß es aus London. Das Raketenschiff sei wichtig für den Datenaustausch mit anderen Schiffen, Hubschraubern und Langstrecken-Patrouillenflugzeugen, schrieben die Briten auf der Plattform X (vormals Twitter).
Ukraine führt in sechs Monaten fast 20 Millionen Tonnen auf Seeweg aus
Die Ukraine hat nach der Zurückdrängung der russischen Flotte innerhalb von sechs Monaten fast 20 Millionen Tonnen Fracht über das Schwarze Meer ausgeführt. »70 Prozent dieser Fracht sind Agrarprodukte unserer Landwirte«, schrieb Regierungschef Denys Schmyhal bei Telegram. Insgesamt seien in diesem halben Jahr über 660 Frachter mit Zielen in 32 Ländern ausgelaufen. Im Januar sei dabei sogar das monatliche Vorkriegsniveau bei den Exportmengen auf dem Seeweg erreicht worden. Von Exporten im Wert von umgerechnet gut 2,8 Milliarden Euro im Januar seien demnach gut 60 Prozent über das Meer realisiert worden.
IAEO-Chef Grossi auf dem Weg zum russisch besetzten AKW Saporischschja
Der Chef der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO), Rafael Grossi, ist zur Kontrolle der Situation um das russisch besetzte Atomkraftwerk Saporischschja in die Ukraine gereist. »Worauf wir uns im Moment konzentrieren, ist die Situation um die Kühlfunktion des Kraftwerks«, sagte Grossi vor Journalisten in Kiew. Nach der Zerstörung des flussabwärts gelegenen Kachowka-Staudamms sei die Kühlwasser-Versorgung sehr »fragil«. Er wolle die Eindämmungsmaßnahmen der Kraftwerksleitung überprüfen.
Ein zweiter Punkt sei die Lage von ukrainischen Mitarbeitern, die wegen verweigerter Verträge mit der russischen Atomfirma von der Arbeit ausgeschlossenen seien. »Ich will schauen, welche Auswirkungen das hat«, sagte Grossi. Aktuell sei das jedoch kein Problem, da das AKW heruntergefahren worden ist. Von einst über 11.000 Kraftwerksmitarbeitern haben der IAEO zufolge bisher nur rund 4500 die russische Staatsbürgerschaft angenommen und Arbeitsverträge mit dem russischen Atomkonzern Rosatom abgeschlossen.
EU plant neue Russland-Sanktionen
Zum zweiten Jahrestag des Kriegs in der Ukraine am 24. Februar wird in der EU ein neues Paket mit Russland-Sanktionen vorbereitet. Nach Informationen der dpa sieht es eine erhebliche Erweiterung der Liste mit Personen und Einrichtungen vor, deren in der EU vorhandene Vermögenswerte eingefroren werden müssen.
Zudem sollen auch weitere Unternehmen sanktioniert werden, die zur militärischen und technologischen Stärkung Russlands oder zur Entwicklung seines Verteidigungs- und Sicherheitssektors beitragen. An sie dürften aus der EU dann keine militärisch nutzbaren Güter und Technologien mehr verkauft werden.
Die konkreten Vorschläge für das mittlerweile 13. Sanktionspaket stellten Spitzenbeamte der EU-Kommission nach dpa-Informationen am Wochenende Vertretern der Mitgliedstaaten vor. Insgesamt könnten den Planungen zufolge deutlich mehr als 200 Personen und Unternehmen von den zusätzlichen Strafmaßnahmen betroffen sein.
Streit um Ukraine-Hilfen: Biden wirft Trump Sabotage vor
US-Präsident Joe Biden hat seinem Vorgänger, dem republikanischen Präsidentschaftsbewerber Donald Trump, vorgeworfen, die Verabschiedung eines milliardenschweren Hilfspakets für die Ukraine im US-Kongress zu untergraben. »Alles deutet darauf hin, dass über diesen Gesetzentwurf nicht einmal im Senat abgestimmt wird. Warum? Aus einem einfachen Grund: Donald Trump. Weil Donald Trump denkt, es sei politisch schlecht für ihn«, sagte Biden in einer kurzfristig anberaumten Rede in Washington. »Er würde dieses Problem lieber instrumentalisieren, als es tatsächlich zu lösen.«
Die Freigabe neuer US-Hilfen für die Ukraine wird von einem innenpolitischen Streit zwischen Demokraten und Republikanern im US-Parlament blockiert. Republikaner haben unter anderem Zweifel an der Unterstützung für die Ukraine angemeldet oder lehnen diese völlig ab. Sie verlangen außerdem deutlich mehr Ressourcen zur Sicherung der US-Grenze.
Die Ukraine sei auf die Hilfe aus den USA angewiesen, betonte Biden weiter. »Die Uhr tickt jede Woche, jeden Monat, der ohne neue Hilfe vergeht.« Dies spiele Russlands Präsident Wladimir Putin in die Hände. »Die Welt schaut zu«, sagte Biden. »Wir können diese kleinliche Parteipolitik nicht fortsetzen und uns der Verantwortung entziehen.«
Früherer Fox-News-Moderator Carlson kündigt Interview mit Putin an
Der frühere Fox-News-Moderator Tucker Carlson hat angekündigt, den russischen Präsidenten Wladimir Putin zu interviewen. In einem auf der Online-Plattform X (ehemals Twitter) verbreiteten Video sagte der 54-Jährige: »Wir sind in Moskau heute Abend. Wir sind hier, um den russischen Präsidenten Wladimir Putin zu interviewen.«
Der rechte Talkmaster, der für die Verbreitung von Verschwörungstheorien bekannt ist, erklärte, es sei sein Job, die Menschen zu informieren. Die meisten Amerikaner seien nicht informiert, weil ihnen niemand die Wahrheit sage und die Medien korrupt seien.
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