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Krieg gegen die Ukraine: So ist die Lage

Nach dem Überraschungsbesuch des britischen Premiers Sunak spricht Selenskyj von einem historischen Pakt für die Sicherheit der Ukraine. Moskau attackiert Kiew erneut mit Drohnen. Der Überblick.

Wolodymyr Selenskyj und Rishi Sunak
Der britische Premier Rishi Sunak (r) und der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj (l) treffen einen verwundeten Kriegsveteranen. Foto: Stefan Rousseau/DPA
Der britische Premier Rishi Sunak (r) und der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj (l) treffen einen verwundeten Kriegsveteranen.
Foto: Stefan Rousseau/DPA

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat nach dem Besuch des britschen Premierministers Rishi Sunak Londons Hilfszusagen für Kiew mit den US-Sicherheitsgarantien für Israel verglichen. »Dieser Tag ist bereits in die Geschichte unseres Landes eingegangen: Heute haben wir ein Abkommen, ein Sicherheitsabkommen mit Großbritannien, an dem wir lange gearbeitet haben«, sagte Selenskyj in seiner täglichen Videoansprache. Viele hätten von den Sicherheitsvereinbarungen zwischen den USA und Israel gehört. »Jetzt haben wir ein solches Modell für unsere Zeit geschaffen.« Das gebe Zuversicht für den Abwehrkampf gegen Russland, sagte der 45-Jährige.

Das Ziel bleibe weiterhin der Nato-Beitritt zur eigenen Sicherheit. Doch als Zwischenschritt arbeite die Ukraine an Sicherheitsgarantien der großen westlichen Wirtschaftsmächte (G7) auf bilateraler Ebene. Das Abkommen mit Großbritannien sei der erste Schritt dazu, lobte Selenskyj. London habe nicht nur für das laufende Jahr Militärhilfen zugesagt, sondern für die gesamte Dauer des Abkommens - laut dem Staatschef zehn Jahre - dauerhafte Unterstützung bei Waffen und der Entwicklung der ukrainischen Rüstungsproduktion versprochen.

Sunak verspricht in Kiew Milliarden für Waffen

Der britische Premierminister Sunak sagte der Ukraine in diesem Jahr zudem Militärhilfe von 2,5 Milliarden Pfund (2,9 Milliarden Euro) zu. Zu dem Paket gehörten auch Tausende Kampfdrohnen, sagte er bei dem unangekündigten Besuch in Kiew. Mit Selenskyj unterzeichnete Sunak ein Sicherheitsabkommen. Es sagt der Ukraine Unterstützung jetzt, aber auch für den Fall eines künftigen Konflikts mit Russland zu, wie die britische Regierung mitteilte.

Selenskyj hofft auf Bewegung in Verhandlungen mit USA

Angesichts der Vereinbarung mit London gab sich der ukrainische Präsident optimistisch, dass nun auch Bewegung in die Verhandlungen über Militärhilfe für die Ukraine in Washington kommt. »Ich sehe das nun positiver als im Dezember«, sagte er bei einer Pressekonferenz. Man werde Druck machen, bis es ein Ergebnis gebe. Die USA sind der wichtigste Waffenlieferant der Ukraine in ihrem Abwehrkampf gegen die russische Invasion. Zuletzt hatte der US-Kongress allerdings die Waffenhilfen des Weißen Hauses wegen innenpolitischer Querelen lahmgelegt.

Neue russische Angriffe mit Raketen und Drohnen

Russland hat die Ukraine erneut mit Dutzenden Raketen, Marschflugkörpern und Drohnen angegriffen. Von insgesamt 40 Geschossen hätten in der Nacht und am Samstagmorgen acht abgeschossen werden können, teilte die ukrainische Luftwaffe auf Telegram mit. Weitere 20 Geschosse hätten aufgrund erfolgreicher elektronischer Kampfführung der Ukrainer ihre Ziele gar nicht erst erreicht.

In der Region Sumy wurden nach Behördenangaben mehr als 20 Häuser beschädigt und eine Frau verletzt. In Poltawa fiel amtlichen Quellen zufolge eine Rakete in den Hof eines Wohnhauses, explodierte aber nicht.

Berichte: Moskau holt bei Gefangenenaustausch Straftäter zurück

Beim jüngsten Kriegsgefangenenaustausch zwischen Russland und der Ukraine holte Moskau Medienberichten zufolge vor allem in den eigenen Reihen kämpfende Straftäter zurück. Von den 248 beim Austausch nach Russland heimgekehrten Soldaten seien 180 in Gefängnissen für den Krieg in der Ukraine angeworben worden, berichtete unter anderem das unabhängige Internetportal istories. Unter den Heimkehrern seien verurteilte Mörder, Entführer und Räuber, viele davon Wiederholungstäter. Es war der erste Gefangenenaustausch seit einem halben Jahr zwischen den beiden verfeindeten Nachbarländern.

© dpa-infocom, dpa:240113-99-592115/5