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Krieg gegen die Ukraine: So ist die Lage

Auch am Tag nach einem verheerenden russischen Angriff mit mindestens 50 zivilen Todesopfern geht der Beschuss auf die Ukraine weiter. Beide Seiten tauschen unterdessen Tote aus. Die News im Überblick.

Hrosa
Das durch russischen Beschuss zerstörte Café im ostukrainischen Dorf Hrosa. Foto: Alex Babenko/DPA
Das durch russischen Beschuss zerstörte Café im ostukrainischen Dorf Hrosa.
Foto: Alex Babenko/DPA

Russland hat die Ukraine nach Militärangaben aus Kiew erneut massiv mit Drohnenangriffen und Artilleriefeuer unter Beschuss genommen. Nach dem Angriff auf ein Dorf mit mindestens 50 Zivilisten am Vortag starb in der Nacht zum Freitag ein Kind in der ostukrainischen Stadt Charkiw durch russischen Beschuss. Nach Angaben des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj wurden mehr als 20 Menschen verletzt.

Die Bundesregierung warf Russland gezielte Angriffe auf Zivilisten und die zivile Infrastruktur vor, die man auf das Schärfste verurteile. Kiew und Moskau tauschten unterdessen die Leichen getöteter Soldaten aus.

Schwere Zerstörungen in Wohnviertel von Charkiw

In der ostukrainischen Stadt Charkiw starb bei russischem Beschuss eines Wohnhauses ein zehn Jahre altes Kind, wie die Behörden am Freitag mitteilten. Die Leiche des Jungen sei aus den Trümmern gezogen worden. Mehrere Menschen wurden demnach verletzt. Auf einem Video waren auch schwere Zerstörungen auf der Straße in dem Wohnviertel zu sehen. Dort schlug nach ersten Erkenntnissen eine Rakete ein.

Der ukrainische Präsident Selenskyj verurteilte den neuen »russischen Terror«. Mehr als 20 Menschen seien diesmal verletzt worden, schrieb er im sozialen Netzwerk X (vormals Twitter) und veröffentlichte ein Video von den Zerstörungen. Die Rettungsarbeiten dauerten an.

110 Ortschaften unter russischem Beschuss

Die ukrainischen Luftstreitkräfte teilten am Morgen mit, dass die Flugabwehr des Landes 25 von 33 russischen Drohnen zerstört habe. Betroffen gewesen von den Angriffen sei einmal mehr auch der Süden der Ukraine, darunter das Gebiet Odessa. Im Donaugebiet seien unter anderem ein Getreidespeicher beschädigt worden und mehrere Lastwagen in Brand geraten. Es gebe keine Verletzten, hieß es.

Nach Angaben des Generalstabs in Kiew standen zudem mehr als 110 Ortschaften der Ukraine unter russischem Artilleriebeschuss. Den Angaben zufolge wurden mehrere russische Angriffe zurückgeschlagen.

Die ukrainischen Streitkräfte führen seit Monaten eine Gegenoffensive zur Befreiung ihrer von russischen Truppen besetzten Gebiete im Osten und Süden des Landes. Die Ukraine verteidigt sich seit Februar 2022 mit westlicher Militärhilfe gegen den russischen Angriffskrieg.

Berlin: Russland greift gezielt Zivilisten an

Den Angriff vom Donnerstag mit mindestens 50 toten Zivilisten bezeichnete die stellvertretende Regierungssprecherin Christiane Hoffmann in Berlin als »brutal und menschenverachtend«.

Gezielte Angriffe auf Zivilisten und die zivile Infrastruktur seien eine gravierende Verletzung des humanitären Völkerrechts, sagte sie und fügte hinzu: »Wir verurteilen sie aufs Schärfste und fordern Russland auf, das sinnlose Töten sofort einzustellen und das humanitäre Völkerrecht zu beachten.«

Der ukrainischen Staatsanwaltschaft zufolge traf der Angriff ein Café und ein Lebensmittelgeschäft in dem Ort Hrosa in der Nähe der Stadt Kupjansk. Unter den Toten sei auch ein sechs Jahre altes Mädchen. Sechs weitere Menschen wurden demnach verletzt.

Ukraine und Russland tauschen getötete Soldaten aus

Die Ukraine und Russland tauschten am Freitag erneut getötete Soldaten aus. Die sterblichen Überreste von 64 Soldaten seien in die Ukraine zurückgekehrt, teilte der zuständige Koordinierungsstab der ukrainischen Regierung in Kiew mit. Auch die Ukraine habe gemäß Völkerrecht getötete russische Soldaten an die andere Seite übergeben. Eine Zahl wurde nicht genannt.

Für den Austausch von gefangenen oder getöteten Soldaten existiert einer der wenigen Kontakte zwischen der Ukraine und Russland. Allerdings gab es nach Zählung von Experten im ersten Kriegsjahr 2022 deutlich mehr Austausche als zuletzt.

© dpa-infocom, dpa:231006-99-459924/7