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Krieg gegen die Ukraine: So ist die Lage

Nordkoreas Machthaber reist zu Kremlchef Putin. Die USA warnen Pjöngjang vor Waffenlieferungen für die russischen Angriffstruppen in der Ukraine. Kiew bemisst Geländegewinne in Metern. Die Entwicklungen im Überblick.

Wladimir Putin
Kremlchef Wladimir Putin nimmt an einem Wirtschaftsforum in Wladiwostok im russischen Fernen Osten teil. Foto: Sergey Shinov/DPA
Kremlchef Wladimir Putin nimmt an einem Wirtschaftsforum in Wladiwostok im russischen Fernen Osten teil.
Foto: Sergey Shinov/DPA

Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un ist nach offiziellen Angaben zu einem Treffen mit Kremlchef Wladimir Putin in Russland eingetroffen. »Ich bestätige das«, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der russischen Agentur Interfax. Wo genau das Treffen stattfinden würde, blieb zunächst geheim. Kim war Berichten zufolge in den Weiten des russischen Fernen Osten in seinem Privatzug unterwegs, der wegen schwerer Panzerung nur bis zu 80 Kilometer pro Stunde fahren kann.

Spekuliert wurde, dass Putin und Kim möglicherweise zusammen den Weltraumbahnhof Wostotschny im Gebiet Amur besuchen könnten. Von Journalisten darauf angesprochen sagte Putin aber auch nur: »Wenn ich da hinfahre, werden Sie es wissen.«

USA warnen Nordkorea vor Waffenlieferungen an Russland

Die USA warnten Kim unterdessen, Russland mit Kriegsgerät zu versorgen. »Jede Lieferung von Waffen von Nordkorea an Russland wäre eine Verletzung mehrerer Resolutionen des UN-Sicherheitsrats«, sagte Matthew Miller, der Sprecher des US-Außenministeriums. Die USA würden nicht zögern, gegen beide Länder neue Sanktionen zu verhängen. Es sei ein Zeichen der Schwäche Putins, dass er überhaupt mit Kim verhandeln müsse, sagte Miller. »Ich würde es als «um Hilfe betteln» bezeichnen - angesichts der Tatsache, dass er quer durch sein eigenes Land reisen muss, um einen internationalen Paria zu treffen und ihn um Unterstützung in einem Krieg zu bitten, von dem er geglaubt hatte, ihn im ersten Monat zu gewinnen«, sagte Miller.

Ukrainische Armee: Kommen im Süden täglich 50 bis 200 Meter voran

Wie schwierig und wohl auch verlustreich die ukrainische Offensive gegen die russischen Invasionstruppen ist, verdeutlichten Angaben der ukrainischen Armee zum Kampfgeschehen im Südosten in der Region Saporischschja. Dort machen die Truppen Kiews nach eigenen Angaben durchschnittlich 50 bis 200 Meter Geländegewinne am Tag. »Manchmal sind es Kilometer und manchmal gibt es überhaupt keine Bewegung, da wir uns festsetzen und unsere Truppen schützen müssen«, sagte der Sprecher des Frontabschnitts »Taurien«, Olexander Schtupun, der Nachrichtenagentur Ukrinform. Strategisches Ziel der Ukraine ist es dort, bis zum etwa 80 Kilometer südlich gelegenen Asowschen Meer vorzustoßen.

Der russische Gegner versuche ständig, verlorene Positionen zurückzuerobern und ziehe neue Reserven heran, fügte der Sprecher hinzu. Insgesamt hätten die Kämpfer des Abschnitts »Taurien« seit dem Beginn der Offensive bereits mehr als 255 Quadratkilometer befreit.

Putin bestreitet ukrainische Erfolge

Kremlherrscher Putin hält die ukrainische Gegenoffensive hingegen für einen Fehlschlag. »Die Ukraine führt eine so genannte Gegenoffensive durch. Ergebnisse gibt es natürlich keine«, sagte er am Dienstag bei einem Wirtschaftsforum in Wladiwostok im russischen Fernen Osten. Putin erklärte zugleich, Russland werde so lange weiterkämpfen, wie die ukrainische Gegenoffensive laufe. Moskaus Bedingung für mögliche Verhandlungen ist die Anerkennung mehrerer völkerrechtswidrig annektierter ukrainischer Gebiete als russisch. Die angegriffene Ukraine lehnt das hingegen ab und will mit westlicher Hilfe alle besetzten Gebiete einschließlich der 2014 völkerrechtswidrig von Russland annektierte Halbinsel Krim befreien.

Scholz: Rückzug russischer Truppen Grundlage für Frieden in Ukraine

Auch Bundeskanzler Olaf Scholz nannte als Grundlage für den Frieden »die Einsicht der russischen Führung, dass es auch um den Rückzug von Truppen geht. Dann wird es auch die Möglichkeit für Gespräche geben, und die ukrainische Regierung wird sich daran beteiligen, da bin ich sicher«, sagte er in Berlin. Zugleich dämpfte Scholz die Hoffnung auf baldigen Frieden. Zwar sei es inzwischen gelungen, wichtige Staaten an einen Tisch zu bringen, und gemeinsam arbeite man daran, die Grundsätze für eine Friedenslösung voranzubringen, sagte der SPD-Politiker. Aber: »Das kostet Mühe und Zeit. Zeit, die wir eigentlich nicht haben, weil Russland in der Ukraine unterdessen weiter bombardiert, foltert und tötet.«

Scholz verteidigte erneut deutsche Waffenlieferungen an die Ukraine. »Wir werden die Ukraine in ihrem Recht auf Selbstverteidigung weiter unterstützen, solange wie nötig«, bekräftigte der Kanzler. »Das halte ich nicht nur politisch und strategisch für erforderlich, sondern auch friedensethisch für geboten.«

Russland meldet angeblichen Drohnenangriff auf AKW-Stadt Enerhodar

Russland berichtete über einen angeblichen Drohnenangriff auf die von seinen Truppen besetzte südukrainische Stadt Enerhodar nahe dem Atomkraftwerk Saporischschja. Zwei Drohnen seien am Montag abgefangen worden, vier andere hätten ihre Angriffe zwar ausgeführt, aber keinen Schaden angerichtet, sagte der Chef russischen Atombehörde Rosatom, Alexej Lichatschow, der Agentur Interfax. Unabhängig überprüfen ließen sich diese Angaben wie auch die Berichte von anderen Fronten zunächst nicht. Von der Ukraine gab es keine offizielle Reaktion.

London: Moskau baut Flugabwehr zum Schutz gegen Drohnen aus

Zum Schutz gegen ukrainische Drohnenangriffe hat Russland nach britischen Angaben seine Flugabwehr rund um die Hauptstadt Moskau ausgebaut. »Seit Anfang September 2023 sind russische SA-22-Luftverteidigungssysteme rund um die Hauptstadt auf erhöhten Türmen und Rampen positioniert«, teilte das Verteidigungsministerium in London in seinem täglichen Geheimdienst-Update mit. Ziel sei eine bessere Verteidigung gegen Drohnenattacken, »denen die Stadt derzeit an den meisten Tagen ausgesetzt ist«.

© dpa-infocom, dpa:230912-99-161156/7