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Krieg gegen die Ukraine: So ist die Lage

Die USA sagen Kiew erstmals die Lieferung von Panzermunition mit abgereichertem Uran zu. Das hat eine höhere Durchschlagskraft als Stahl oder Blei. News im Überblick.

Blinken in Kiew
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj begrüßt US-Außenminister Antony Blinken in Kiew. Foto: Brendan Smialowski/DPA
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj begrüßt US-Außenminister Antony Blinken in Kiew.
Foto: Brendan Smialowski/DPA

Die USA stellen der Ukraine zur Abwehr des russischen Angriffskriegs weitere Militärhilfen bereit. Das US-Verteidigungsministerium in Washington teilte gestern parallel zu dem Besuch von US-Außenminister Antony Blinken in Kiew mit, das neue Paket habe einen Umfang von 175 Millionen Dollar (rund 163 Millionen Euro). In der ostukrainischen Stadt Kostjantyniwka wurden unterdessen 16 Menschen durch russischen Beschuss eines Marktplatzes getötet.

USA liefern auch Panzermunition mit abgereichertem Uran

Das neue US-Hilfspaket beinhalte unter anderem Ausrüstung zur Unterstützung der ukrainischen Luftverteidigung, Munition für die Mehrfachraketenwerfer vom Typ Himars und Artilleriemunition, hieß es aus Washington. Erstmals geliefert wird auch Panzermunition mit abgereichertem Uran. Die Uranmunition ist für die US-Abrams-Panzer vorgesehen. Wegen seiner höheren Dichte als Stahl oder Blei hat abgereichertes Uran eine höhere Durchschlagskraft.

Kreml verurteilt geplante Lieferung von Uranmunition

Der Kreml hat die von den USA geplante Lieferung von Uranmunition an die Ukraine scharf verurteilt. »Das sind sehr schlechte Neuigkeiten«, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Donnerstag der Nachrichtenagentur Interfax zufolge. Der Einsatz solcher Munition werde zu einer Erhöhung der Erkrankungen an Krebs und anderen Leiden führen, sagte er. Peskow meinte, dass nach dem Einsatz solcher Munition Krebs und andere Erkrankungen zunähmen. Das zeigten etwa Daten nach der Bombardierung Jugoslawiens.

Gleiches sei nun auch in der Ukraine zu erwarten. »Die Verantwortung dafür wird natürlich voll und ganz bei der Führung der Vereinigten Staaten von Amerika liegen, die diese Entscheidung getroffen haben«, sagte der Kremlsprecher.

Marktplatz beschossen: 16 Tote in Ostukraine

Beim russischen Angriff auf einen Markt in der ostukrainischen Stadt Kostjantyniwka am Mittwoch hat es laut Behörden doch weniger Todesopfer gegeben als zuerst berichtet. »Nach offiziellen Angaben gibt es derzeit 16 Tote und 33 Verwundete«, sagte die Sprecherin der Polizei, Olexandra Hawrylko, ukrainischen Medien. Am Vortag war noch von 17 Toten die Rede.

Am Mittwoch schlug ein Geschoss auf einer belebten Marktstraße von Kostjantyniwka ein. Videos im Internet, zeigten den Einschlag und einen riesigen Feuerball. Trümmer flogen durch die Luft, Brände brachen aus. Zu sehen waren Tote auf den Straßen und Menschen, die um ihr Leben rannten. Es war einer der verheerendsten Angriffe seit Wochen.

Kostjantyniwka liegt nur knapp 20 Kilometer südwestlich der von russischen Truppen besetzten Stadt Bachmut und wurde schon wiederholt zum Ziel russischer Angriffe.

EU verurteilt russischen Angriff auf Kostjantyniwka

Die EU verurteilte die jüngsten russischen Angriffe auf die Zivilbevölkerung in der Ukraine scharf. Zudem fordere sie Russland auf, seine unmenschliche und illegale Aggression unverzüglich einzustellen, sagte ein Sprecher des EU-Außenbeauftragten Josep Borrell. »Vorsätzliche Angriffe auf Zivilisten sind Kriegsverbrechen. Alle Befehlshaber, Täter und Komplizen dieser Gräueltaten werden zur Rechenschaft gezogen werden.«

Drohnenangriffe auf beiden Seiten

Russland und die Ukraine haben bei gegenseitigen Drohnenangriffen in der Nacht und am frühen Morgen Infrastrukturobjekte im jeweils anderen Land beschädigt. In der Ukraine seien einmal mehr Hafenanlagen und ein Getreidesilo in der südukrainischen Region Odessa getroffen worden, teilte Militärgouverneur Oleh Kiper auf Telegram mit. »Das ist bereits die vierte Attacke auf den Kreis Ismajil in den vergangenen fünf Nächten«, schrieb er. Auf der Gegenseite wurde der Bahnhof der westrussischen Stadt Brjansk in Mitleidenschaft gezogen.

Nach Angaben der ukrainischen Luftwaffe hat Russland in der Nacht 33 Drohnen gestartet, ein Teil davon auf die Schwarzmeerregion Odessa, andere auf die nordukrainische Region Sumy. Von den Flugkörpern seien 25 abgeschossen worden.

Behörden: Russische Flugabwehr schießt Drohnen ab

Die russische Flugabwehr schoss am frühen Morgen Behördenvertretern zufolge in Rostow am Don unweit der Grenze zur Ukraine und in Moskau Drohnen ab. In Rostow am Don wurde im Stadtzentrum ein Mensch durch die Trümmer einer abgeschossenen Drohne verletzt, musste aber nicht ins Krankenhaus, wie der Gouverneur von Rostow, Wassili Golubew, auf Telegram schrieb. Darüber hinaus wurden Fassaden und Fenster von Häusern sowie mehrere Autos beschädigt.

Der Moskauer Bürgermeister Sergej Sobjanin schrieb auf Telegram, in einem Stadtbezirk der Hauptstadt sei eine Drohne abgeschossen worden. Verletzte oder Schäden seien erst einmal nicht gemeldet worden.

Seit mehr als 18 Monaten führt Russland seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine und beschießt dabei auch das Hinterland des Nachbarn mit Drohnen und Raketen. Inzwischen mehren sich aber auch Angriffe auf russisches Hinterland. Mehrfach schon haben Drohnen auch Objekte in Moskau selbst beschädigt, auch wenn der Umfang der Schäden und Opfer, die ukrainische Drohnenangriffe in Russland fordern nicht mit dem Ausmaß der russischen Attacken zu vergleichen ist.

Was heute wichtig wird

Bei einem Besuch im Europaparlament will Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg mit Abgeordneten unter anderem über die langfristige Unterstützung des Westens für die Ukraine und die Möglichkeit von Sicherheitsgarantien für Kiew diskutieren.

© dpa-infocom, dpa:230907-99-102516/7