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Krieg gegen die Ukraine: So ist die Lage

Die Ukraine vermeldet Erfolge: Kiews Militärgeheimdienst gibt einen Schlag gegen die russische Flugabwehr auf der Halbinsel Krim bekannt. Die News im Überblick.

Bachmut
Ukrainische Soldaten der 28. Brigade bereiten ein Mini-Mehrfachraketen-System an der Frontlinie in der Nähe von Bachmut vor. (Archiv) Foto: LIBKOS/DPA
Ukrainische Soldaten der 28. Brigade bereiten ein Mini-Mehrfachraketen-System an der Frontlinie in der Nähe von Bachmut vor. (Archiv)
Foto: LIBKOS/DPA

Der ukrainische Militärgeheimdienst hat nach eigenen Angaben ein russisches Flugabwehrsystem S-400 »Triumph« auf der von Moskau annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim zerstört. »Infolge der Explosion wurden die Anlage, die zugehörigen Raketen und das Bedienungspersonal komplett vernichtet«, teilte der Geheimdienst am Mittwoch mit. Dazu wurden Drohnenaufnahmen veröffentlicht, die die Explosion auf der Landzunge Tarchankut am westlichsten Ende der Halbinsel zeigen sollen.

In sozialen Netzwerken wurden zudem Bilder von einer großen Explosionswolke verbreitet. Mit welchen Mitteln das russische Flugabwehrsystem angegriffen wurde, teilte die ukrainische Behörde zunächst nicht mit. Russland äußerte sich zunächst nicht dazu.

Die ukrainische Armee meldete zudem Vorstöße im Gebiet Saporischschja in der Südukraine. Unweit der Siedlung Nowoprokopiwka südöstlich des lange umkämpften Dorfes Robotyne waren ukrainische Einheiten nach Angaben von Generalstabssprecher Andrij Kowaljow dabei, sich auf neu erreichten Positionen festzusetzen. Angaben der Kriegsparteien lassen sich oft zunächst nicht unabhängig überprüfen. Die Einnahme von Robotyne selbst hat Kiew bislang nicht bekanntgegeben.

Die Ukraine wehrt eine russische Invasion ab, deren Beginn an diesem Donnerstag genau eineinhalb Jahre her ist. Vor gut elf Wochen hat Kiew mit einer lang angekündigten Gegenoffensive begonnen, die bisher hinter den hohen Erwartungen zurückgeblieben ist. Einschließlich der bereits 2014 annektierten Halbinsel Krim steht fast ein Fünftel des ukrainischen Staatsgebiets unter russischer Kontrolle.

Selenskyj: »Die Krim wird befreit«

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bekräftigte, dass er auch die Krim wieder zurückerobern will. »Die Krim wird befreit. Wie auch alle anderen Teile der Ukraine, die jetzt unter den (russischen) Besatzern sind«, sagte der Staatschef bei einem Treffen der sogenannten Krim-Plattform in Kiew. Der Idee eines Gebietsabtritts im Austausch für Frieden erteilte Selenskyj erneut eine Absage.

US-Bericht: Ukraines Kräfte an Front zu weit verteilt

Westliche Militärstrategen äußerten unterdessen einem Medienbericht zufolge Kritik an der Taktik der Ukraine. Deren Streitkräfte sind nach diesen Einschätzungen zu weit verteilt aufgestellt. Um durchzustoßen, müssten sie sich entlang der Hauptfront im Süden konzentrieren, schrieb die »New York Times« unter Berufung auf nicht namentlich genannte US- und andere westliche Beamte. Kiew habe zu viele Soldaten an den falschen Orten stationiert. Vor allem aus diesem Grund habe das ukrainische Militär auch Schwierigkeiten, den russischen Verteidigungsgürtel zu durchbrechen.

Das Hauptziel der Gegenoffensive bestehe darin, die russischen Versorgungslinien in der Südukraine abzuschneiden, indem die russische Landverbindung zur annektierten Halbinsel Krim unterbrochen werde. Doch anstatt sich darauf zu konzentrieren, haben die ukrainischen Kommandeure ihre Truppen und ihre militärische Schlagkraft nach Einschätzung der US-Beamten etwa gleichmäßig auf den Osten und den Süden verteilt. Die Städte Melitopol und Berdjansk im Süden seien aber strategisch weitaus bedeutender.

Russischer Nachschub muss teils große Umwege nehmen

Die russischen Truppen in der Südukraine müssen nach ukrainischen Angriffen auf Brücken teils lange Nachschubwege nehmen. Das geht aus dem täglichen Geheimdienstbericht des Verteidigungsministeriums in London hervor. Demnach wurden zwei Brücken zwischen der russisch besetzen Krim und dem Süden der Ukraine Anfang August von Präzisionsschlägen getroffen und beschädigt. Noch Mitte des Monats seien an den Übergängen von Tschonhar und Henitschesk Schwimmbrücken im Einsatz gewesen, teilten die Briten mit.

Russland greift Hafen mit Kamikaze-Drohnen an

Russland griff in der Südukraine nach ukrainischen Angaben erneut einen Hafen mit sogenannten Kamikaze-Drohnen an. Fertigungs- und Umschlagsanlagen seien getroffen worden, teilte der Gouverneur des südukrainischen Gebiets Odessa, Oleh Kiper, bei Telegram mit. Auf Bildern waren zerstörte Lagerhallen mit Getreide zu sehen. Örtlichen Medien zufolge handelte es sich um Objekte beim Donauhafen von Ismajil an der rumänischen Grenze, der bereits Anfang August attackiert worden war.

Kiewer Geheimdienst lockte russischen Hubschrauber in Ukraine

Ein russischer Mi-8-Hubschrauber wurde Medien zufolge vom ukrainischen Geheimdienst samt Besatzung auf ukrainisches Gebiet gelockt. Der Pilot sei zum Überlaufen bewegt worden, berichteten mehrere ukrainische Medien übereinstimmend unter Berufung auf Geheimdienstquellen. Militärgeheimdienstsprecher Andrij Jussow bestätigte zwar den Vorfall im Fernsehen, gab aber keine Details preis. Dem Internetportal Ukrajinska Prawda zufolge landete der Hubschrauber im ostukrainischen Gebiet Charkiw. Zwei nicht eingeweihte Mitglieder der Besatzung seien getötet worden.

Putin lädt zu Brics-Gipfel 2024 in Russland

Beim diesjährigen Gipfel der Brics-Staaten ist Russlands Präsident Wladimir Putin wegen seines Kriegs gegen die Ukraine nicht persönlich dabei - den nächsten will er dafür selbst ausrichten. In seiner Rede, die am Mittwoch per Video zum Treffen ins südafrikanische Johannesburg übertragen wurde, lud Putin die Vertreter der anderen Mitgliedstaaten Brasilien, Indien, China und Südafrika für Oktober 2024 in die russische Stadt Kasan ein.

Ukrainer lehnen Kompromisse für Frieden ab

Eine große Mehrheit der Ukrainer hat sich in einer Umfrage gegen Kompromisse mit dem Kriegsgegner Russland im Tausch für einen Friedensschluss ausgesprochen. Den am Dienstag veröffentlichten Ergebnissen zweier renommierter Institute zufolge sind mehr als 90 Prozent der rund 2000 Befragten gegen Gebietsabtretungen. Knapp 74 Prozent schlossen den Verzicht auf einen Nato-Beitritt aus. Die Umfrage wurde in den von der Regierung kontrollierten Regionen ohne die Gebiete Luhansk, Donezk und die Krim-Halbinsel durchgeführt.

© dpa-infocom, dpa:230823-99-925791/8