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Krieg gegen die Ukraine: So ist die Lage

Russland setzt seine Angriffe gegen die Ukraine auch während der Osterfeiern fort. Zudem sorgen Enthüllungen zur Verwicklung der USA in den Krieg international für Aufsehen. Die Nachrichten im Überblick.

Bachmut
Ein Anwohner geht an beschädigten Häusern in Bachmut vorbei, dem Schauplatz schwerer Kämpfe. Foto: LIBKOS
Ein Anwohner geht an beschädigten Häusern in Bachmut vorbei, dem Schauplatz schwerer Kämpfe.
Foto: LIBKOS

Unter dem Eindruck veröffentlichter geheimer US-Dokumente hat Russland seinen Krieg gegen die Ukraine auch an Ostern mit massiven Angriffen fortgesetzt. Vor allem die Regionen im Osten und im Süden der Ukraine klagten an den Feiertagen über Raketen- und Artilleriebeschuss von russischer Seite. 

Es gab Tote und Verletzte, wie ukrainische Behörden mitteilten. Die Führung in Kiew reagierte nach einem Bericht des US-Fernsehsenders CNN verärgert darüber, dass im Internet vertrauliche Informationen zum Kriegsgeschehen auftauchten.

Ein Dokument zeigt demnach, dass die USA auch den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj ausspioniert hätten. Die Tatsache an sich sei keine Überraschung, aber ukrainische Beamte seien zutiefst frustriert über das Datenleck, schrieb CNN unter Berufung auf eine Selenskyj nahe stehende Person. Die Ukraine habe bereits einige ihrer militärischen Pläne geändert, berichtete CNN unter Berufung auf das Umfeld Selenskyjs. Das Datenleck trifft die Ukraine in ihren Vorbereitungen auf die erwartete Frühjahrsoffensive.

Nach Berichten zahlreicher US-Medien belegen die Dokumente, wie tief die Geheimdienste Washingtons auch ihre Verbündeten durchleuchten. Russland sieht die veröffentlichten Dokumente als weiteren Beleg für die Verwicklung der USA und der Nato in den Krieg gegen die Ukraine.

Kreml über geheime US-Dokumente: »Leaks sind interessant«

Der Kreml in Moskau verfolgt die Veröffentlichung der geheimen US-Dokumente unter anderem zum Krieg in der Ukraine mit Interesse. »Die Leaks sind einigermaßen interessant, alle studieren, analysieren und erörtern sie breit«, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Montag. Er wies zurück, dass Russland etwas mit der Veröffentlichung zu tun habe.

Die »New York Times« etwa berichtete unter Berufung auf die Dokumente über Schwächen der ukrainischen Flugabwehr. Diese müsse verstärkt werden, um den russischen Angriffen standzuhalten. Die Ukraine fordert seit langem mehr Munition und Waffen.

Unklar ist aber weiter, wer die Unterlagen unter anderem der US-Geheimdienste und des Militärs veröffentlicht hat und ob sie tatsächlich alle echt sind. Analysten hatten teils Manipulationen an den fotografierten Unterlagen nachgewiesen - im Sinne Russlands.

So berichtete CNN unter Berufung auf ein Dokument, dass während des Krieges bisher 43.000 russische Soldaten getötet worden sein sollen. Auf ukrainischer Seite liege die Zahl der Toten bei 17 500, hieß es. In den manipulierten Versionen der Dokumente, die in russischen Kanälen auftauchten, war Experten zufolge die Zahl der getöteten Russen nur halb so hoch, die Zahl der getöteten Ukrainer dagegen höher als in der ursprünglichen Fassung. Offizielle Zahlen gibt es nicht.

Laut CNN konnte die US-Aufklärung zudem Pläne der russischen Seite für Angriffe gegen die von den Nato-Staaten gelieferten Panzer aufdecken. Mehrere US-Medien berichteten, dass Russland wegen der abgefangenen Informationen nun Kommunikationswege ändern könnte, um seine Pläne zu verdecken. US-Stellen befürchten demnach auch, dass Informationsgeber in den russischen Reihen in Gefahr sein könnten.

Abgefangene Informationen auf ukrainischer Seite könnten laut CNN dazu geführt haben, dass die USA dem Land keine Raketen mit größerer Reichweite liefern, um etwa Angriffe Kiews auf russisches Staatsgebiet zu verhindern. Demnach soll Präsident Selenskyj laut einem Dokument vorgeschlagen haben, russische Stellungen im Gebiet Rostow zu beschießen. Dabei sollten Drohnen eingesetzt werden.

Selenskyj äußert Hoffnung auf Frieden in einem Jahr

In einer am Ostersonntag verbreiteten Videobotschaft äußerte Selenskyj die Hoffnung, dass es in einem Jahr in der Ukraine Frieden gibt. Jeder christliche Feiertag lehre sein Land, dass das Böse besiegt werden könne. »Wir bringen die Niederlage des Bösen näher.« Der russische Angriffskrieg gegen das Nachbarland dauert inzwischen seit mehr als 13 Monaten an. Am Montag gab es auch einen neuen Gefangenenaustausch der Kriegsparteien. Die Ukraine erhielt 100 ihrer Kämpfer zurück, Russland 106 Soldaten.

Viele Christen in der Ukraine feierten Ostern an den Tagen wie sie im Westen üblich sind. Allerdings richten sich große Teile der Bevölkerung nach dem alten Kalender der russisch-orthodoxen Kirche, die das Fest erst am kommenden Sonntag begeht. Selenskyj beklagte, dass der »Terrorstaat« Russland den Sonntag mit neuen Raketenschlägen gegen die Ukraine begangen habe. In der Stadt Saporischschja im Süden der Ukraine schlug nach Angaben des Präsidenten eine Rakete in einem Wohnhaus ein. Ein Mann und ein elf Jahre altes Mädchen seien dabei ums Leben gekommen.

Ukraine: 60 Angriffe abgewehrt - Lage in Bachmut »unter Kontrolle«

Die ukrainischen Streitkräfte haben nach Angaben des Generalstabs in Kiew seit Ostersonntag rund 60 russische Angriffe abgewehrt und auch sechs Drohnen abgeschossen. Am aktivsten sei der Gegner im Raum Donezk im Osten, teilte der Generalstab am Montag in Kiew mit. Betroffen von massivem Artilleriebeschuss war zudem etwa die Stadt Cherson im Süden.

Der Schwerpunkt der Kämpfe liegt den Angaben zufolge weiter in der Stadt und im Raum Bachmut im Gebiet Donezk. Der Kommandeur der ukrainischen Streitkräfte im Osten, General Olexander Syrskyj, warf Russland vor, dort - wie zuvor in Syrien - zu einer »Taktik der verbrannten Erde« übergegangen zu sein.

»Es werden mit Luftschlägen und Artilleriefeuer Gebäude und Stellungen zerstört. Die Lage ist schwierig, aber unter Kontrolle«, sagte Syrskyj. Die ukrainischen Truppen hätten es geschafft, die Einheiten der russischen Privatarmee Wagner abzunutzen, so dass der Feind nun gezwungen sei, Spezialtruppen der regulären russischen Streitkräfte einzusetzen. Auf Fotos und Videos waren ausgebrannte Häuserskelette und Trümmerberge eingestürzter Gebäude zu sehen.

Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin hatte dagegen zuletzt gesagt, dass seine Einheiten in der Stadt vorankämen. Er sprach von einer Schwächung der ukrainischen Einheiten auch durch den Wegfall von Versorgungswegen. Die ukrainische Führung hatte stets betont, die strategisch wichtige Stadt Bachmut nicht aufzugeben, um einen weiteren Durchbruch der russischen Truppen ins Landesinnere zu verhindern. Russland verfolgt in dem Krieg unter anderem das Ziel, die gesamte Region Donezk einzunehmen.

© dpa-infocom, dpa:230410-99-263644/3