Als wichtiges Zeichen der Hoffnung am 400. Kriegstag hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj an den russischen Abzug aus dem Gebiet Kiew vor einem Jahr erinnert. »Ereignisse, die man sich im 21. Jahrhundert nicht vorstellen konnte, wurden in den Vororten von Kiew Butscha und Irpin zur Realität«, schrieb der Staatschef jedoch zugleich warnend im Nachrichtenkanal Telegram. Unterdessen würdigte der britische König Charles III. bei seinem Besuch in Berlin die umfangreiche deutsche Hilfe für die Ukraine.
Selenskyj: Das schrecklichste Jahr ihres Lebens
Präsident Selenskyj betonte, für viele Bewohner des Gebietes Kiew sei das vergangene Jahr zum schrecklichsten Jahr ihres Lebens geworden. Die aus dem Norden eindringenden russischen Truppen hätten »Tod und Zerstörung« gebracht. »Doch die Befreiung des Gebietes Kiew wurde zu einem Symbol dessen, dass die Ukraine in diesem Krieg gewinnen kann.« In einem rückblickenden Video wurde die Zahl der zivilen Opfer um Kiew mit 1137 und allein in Butscha mit 461 angegeben.
Mehr Schutzsuchende in Deutschland durch Ukraine-Krieg
Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine hat im vergangenen Jahr zu einem starken Anstieg der Schutzsuchenden in Deutschland geführt. Wie das Statistische Bundesamt berichtete, stieg die Zahl der registrierten Schutzsuchenden gegenüber dem Vorjahr um 1,14 Millionen Personen.
Dieser höchste Zuwachs innerhalb eines Berichtsjahres seit Beginn der Statistik im Jahr 2007 sei auf die Flucht aus der Ukraine zurückzuführen: Rund 1,01 Millionen Ukrainerinnen und Ukrainer suchten im vergangenen Jahr Schutz in Deutschland.
König Charles III. nennt Deutschlands Hilfe für die Ukraine »mutig«
Der britische König Charles III. hat die umfangreiche deutsche Hilfe für die Ukraine gewürdigt. »Der Entschluss Deutschlands, der Ukraine so große militärische Unterstützung zukommen zu lassen, ist überaus mutig, wichtig und willkommen«, sagte der Monarch im Bundestag. »Deutschland und das Vereinigte Königreich haben eine wichtige Führungsrolle übernommen.« Als größte europäische Geber hätten beide Länder entschlossen reagiert und Entscheidungen getroffen, die früher vielleicht unvorstellbar gewesen wären.
US-Journalist in Russland festgenommen
Der russische Geheimdienst FSB hat laut Staatsmedien in Jekaterinburg einen Korrespondenten der US-Zeitung »Wall Street Journal« wegen angeblicher Spionage festgenommen. Ein Gericht in Moskau verhängte einen Haftbefehl. Der 1991 geborene Evan Gershkovich werde der »Spionage im Interesse der amerikanischen Regierung« verdächtigt, teilte der FSB laut Staatsagentur Tass mit. Gershkovich habe im US-Auftrag Informationen über den militärisch-industriellen Komplex in Russland gesammelt, die ein Staatsgeheimnis darstellten.
Die Untersuchungshaft sei zunächst bis 29. Mai angesetzt, teilte das Gericht am Donnerstag mit. Dem Journalisten drohen bis zu 20 Jahre Haft bei einer Verurteilung. Die Zeitung wies die Vorwürfe gegen ihren Mitarbeiter, der seine Arbeit erledigt habe, zurück.
Mehrere gleichzeitige russische Angriffe abgewehrt
Die ukrainischen Truppen haben im Osten des Landes nach eigenen Angaben mehrere gleichzeitig geführte russische Angriffe an verschiedenen Frontabschnitten abgeschlagen. »Im Brennpunkt« standen die Abschnitte bei Kupjansk, Limansk, Bachmut, Awdijiwka und Marjinsk, teilte der Generalstab in Kiew in seinem Lagebericht mit. »Insgesamt wurden 47 Angriffe des Feindes abgewehrt.«
Einmal mehr stand die seit Monaten schwer umkämpfte ostukrainische Stadt Bachmut im Mittelpunkt des Geschehens. »Unsere Verteidiger halten die Stadt jedoch tapfer und wehren zahlreiche feindliche Angriffe ab«, heißt es in der Mitteilung des Generalstabs auf Facebook.
»Kein unbeschädigtes Gebäude« mehr in Awdijiwka
In der umkämpften Kleinstadt Awdijiwka im ostukrainischen Gebiet Donezk gibt es nach Angaben der Militärverwaltung kein unbeschädigtes Gebäude mehr. In der von einer Einschließung durch russische Truppen bedrohten Stadt sollen von den mehr als 30.000 Einwohnern vor dem Krieg noch gut 2000 vor allem ältere Menschen ausharren. Für kommende Woche ist die Evakuierung von sechs verbliebenen Kindern geplant.
Unterdessen mahnte die Ukraine erneut die Lieferung westlicher Kampfflugzeuge an. »Die Ukraine braucht F-16«, schrieb der Oberkommandierende Walerij Saluschnyj im Nachrichtenkanal Telegram.
London: Russische Freiwilligenrekrutierung nur vorgeschoben
Eine geplante Rekrutierungskampagne in Russland von Freiwilligen für den Krieg gegen die Ukraine ist nach britischer Einschätzung nur ein Deckmantel für neue Zwangseinziehungen. »Es besteht die realistische Möglichkeit, dass diese Unterscheidung in der Praxis verwischt und dass regionale Behörden versuchen werden, die ihnen zugewiesenen Einstellungsziele zu erreichen, indem sie Männer zum Beitritt zwingen«, teilte das Verteidigungsministerium in London unter Berufung auf Geheimdiensterkenntnisse mit. Russischen Medien zufolge sollen 400.000 Freiwillige angeworben werden.
Ukrainisches Getreide: Agrar-Hilfe für Polen
Weil günstiges Getreide aus der Ukraine Polens Bauern unter Druck setzt, bekommt das Land knapp 30 Millionen Euro an Agrar-Hilfe aus EU-Geldern. Auch Bulgarien und Rumänien erhalten Geld aus der EU-Agrarreserve - Sofia knapp 17 und Bukarest gut 10 Millionen Euro. Die Maßnahme sei von den EU-Staaten angenommen worden, sagte eine Sprecherin der EU-Kommission.
In Polen wie auch in Bulgarien war es in den vergangenen Tagen zu Protesten von Landwirten gekommen. Sie beklagen, dass günstige Getreideexporte aus der Ukraine zu Preiseinbrüchen geführt haben. Wenige Monate vor Beginn der Ernte gibt es zudem die Sorge, dass die Speicher mit ukrainischem Getreide gefüllt sind und diese die heimische Produktion nicht aufnehmen können.
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