Der Kampf der ukrainischen Verteidiger gegen die russische Söldnertruppe Wagner um Bachmut tobt weiter. »Die Sturmgruppen von Wagner greifen aus mehreren Richtungen an und versuchen die Verteidigung unserer Streitkräfte zu durchbrechen und ins Stadtzentrum vorzudringen«, sagte der Kommandeur der ukrainischen Landstreitkräfte, Olexander Syrskyj.
Der britische Geheimdienst geht davon aus, dass die Söldnertruppe mangels Rekrutierungsmöglichkeiten demnächst ein Personalproblem bekommen könnte. Moskau hat 2022 dank des hohen Ölpreises enorme Einnahmen verbucht. In Genf wird zwischen Russland und den Vereinten Nationen (UN) derweil über ein neues Abkommen zum Export ukrainischen Getreides verhandelt.
Russisches Vordringen und etwaige ukrainische Gegenoffensive
Die ukrainischen Einheiten fügten nach eigenen Angaben dem Gegner in Bachmut mit Artillerie, Panzern »spürbare Verluste« zu. »Die Verteidigung der Festung hält an!«, sagte Generaloberst Syrskyj. Ukrainischen Militärbeobachtern zufolge haben die russischen Einheiten vor allem nördlich und nordöstlich von Bachmut Boden gutgemacht. Auf russischer Seite wird zunehmend ein ukrainischer Gegenstoß zur Entlastung von Bachmut im Donezker Gebiet erwartet. Der Chef der Söldnertruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, hatte das in einer Videobotschaft als Bedrohungsszenario für seine Einheiten erwähnt. Russischen Berichten zufolge wurden dazu mehrere ukrainische Brigaden zusammengezogen. Bisher erlaubt der Schlamm jedoch keine schnellen Vorstöße abseits von befestigten Straßen.
London: Söldnertruppe droht Rekrutierungsproblem
Die russische Söldnertruppe Wagner könnte nach britischer Einschätzung mangels neuer Häftlinge als Rekruten beim Krieg in der Ukraine Schwierigkeiten bekommen. Das Verteidigungsministerium in London verwies darauf, dass Moskau Wagner-Chef Prigoschin die Möglichkeit genommen habe, Söldner in Gefängnissen zu rekrutieren. Die Hälfte der eingesetzten Gefangenen sei Opfer der schweren Kämpfe geworden. »Dauert das Verbot an, wird Prigoschin wahrscheinlich gezwungen sein, Umfang oder Intensität der Wagner-Einsätze in der Ukraine zu reduzieren«, heißt es in der Einschätzung aus London.
Hohe Ölpreise: Russland mit riesigem Handelsbilanzüberschuss
Russland hat im vergangenen Jahr dank hoher Ölpreise einen Handelsüberschuss von 332,4 Milliarden Dollar (gut 311 Milliarden Euro) erzielt. Das Exportvolumen sei um 19,9 Prozent auf 591,5 Milliarden Dollar gestiegen, der Import im gleichen Zeitraum um 11,7 Prozent auf 259,1 Milliarden Dollar geschrumpft, teilte die Zollbehörde am Montag mit. Gegenüber 2021 ist der Handelsüberschuss Russlands damit um 68 Prozent gewachsen. Eine Fortsetzung des Trends dieses Jahr ist nicht zu erwarten. Inzwischen gilt ein Preisdeckel auf russisches Öl sowie Ölprodukte.
Rüstungsimporte nach Europa sprunghaft gestiegen
Die vom russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine ausgelöste Zeitenwende schlägt in Europa mit voller Kraft auf den Rüstungsmarkt durch. Die Einfuhren schwerer Waffen wie Panzer, Kampfjets und U-Boote nach Europa stiegen im Vergleich der vergangenen beiden Fünfjahreszeiträume um 47 Prozent an - die europäischer Nato-Staaten sogar um 65 Prozent. Dies geht aus einem Bericht hervor, den das Friedensforschungsinstitut Sipri aus Stockholm veröffentlichte. Die Ukraine stieg in Folge des russischen Überfalls im Februar 2022 zum drittgrößten Importeur von Rüstungsgütern weltweit auf. Nach den USA bleibt Deutschland einer der fünf größten Waffen-Lieferanten.
Russland und UN verhandeln über Fortsetzung des Getreideabkommens
Vertreter Russlands und der Vereinten Nationen verhandelten in Genf über eine Fortsetzung des Getreideabkommens, das Exporte aus der Ukraine sichern soll. Inhaltliche Details drangen zunächst nicht nach außen. Russland wäre nach Darstellung des Außenministeriums in Moskau bereit, das Getreideabkommen um 60 Tage zu verlängern, wie die Staatsagentur Tass berichtete. Die bisherige Vereinbarung läuft am 19. März aus, wenn Russland keiner Verlängerung zustimmt. Moskau verlangt im Gegenzug größere Unterstützung für seine eigenen Exportgeschäfte, die unter anderem durch westliche Sanktionen erschwert werden. Russland hatte Getreideausfuhren über die ukrainischen Schwarzmeerhäfen im Februar 2022 zunächst blockiert.
In Bulgarien forderten Getreideproduzenten unterdessen einen Importstopp für ukrainischen Weizen. Die um gut 30 Prozent billigere, zollfreie Einfuhr aus der Ukraine mache die heimische Weizenproduktion nicht mehr konkurrenzfähig, sagten Teilnehmer an Protesten in drei nordbulgarischen Regionen am Montag im Staatsradio BNT. »Der Markt ist zusammengebrochen, die Lager sind voll«, beschrieb der Koordinator der Proteste, Dimitar Dimoitrow, die Lage.
Ukrainische Soldaten schließen deutsches Leopard-Training bald ab
Die für ein Einsatztraining auf dem Kampfpanzer Leopard 2 nach Deutschland gekommenen Ukrainer stehen vor dem Ende ihrer Ausbildung. Nach einem mehrwöchigen Lehrgang feuerten die Soldaten am Montag auf dem niedersächsischen Truppenübungsplatz Bergen im scharfen Schuss. Die ukrainischen Soldaten könnten nun mit dem modernen Waffensystem den Feuerkampf zu führen, sagte Brigadegeneral Björn Schulz, Kommandeur der Panzertruppenschule im niedersächsischen Munster. Deutschland wird der Ukraine 18 moderne Kampfpanzer Leopard 2A6 liefern, Portugal weitere 3 der Waffensysteme. Dies ist Teil der Militärhilfe, die der Ukraine bei der Verteidigung gegen Russland helfen soll. Experten gehen fest davon aus, dass der Leopard 2 im Gefecht gegen russische Panzertruppen deutlich überlegen ist.
Leopard-Ausbildung für Ukrainer in Spanien abgeschlossen
Auch in Spanien beendeten zehn ukrainische Panzerbesatzungen ihre Ausbildung am Leopard A2. Insgesamt 55 ukrainische Soldaten schlossen einen vierwöchigen Lehrgang im Ausbildungszentrum in Saragossa ab, wie ukrainische Medien unter Berufung auf das Verteidigungsministerium in Madrid berichteten. Neben den zehn Besatzungen zu je vier Mann waren auch Spezialisten an der Wartung der komplizierten Elektronik und Mechanik der Panzer ausgebildet worden. Spanien hatte ursprünglich angekündigt, der Ukraine sechs Kampfpanzer zu übergeben, will dieses Kontingent nun aber möglicherweise auf zehn Stück anheben.
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