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Krieg gegen die Ukraine: So ist die Lage

Der ukrainische Präsident fliegt in London ein - und trifft dort den Premier, Parlamentarier und den König. Im Gepäck hat er die Bitte nach mehr Hilfe im Krieg gegen Russland. Die News im Überblick.

Selenskyj zu Besuch in Großbritannien
Präsident Wolodymyr Selenskyj (r) wird im Buckingham-Palast von König Charles III. empfangen. Foto: Aaron Chown
Präsident Wolodymyr Selenskyj (r) wird im Buckingham-Palast von König Charles III. empfangen.
Foto: Aaron Chown

Bei einem Überraschungsbesuch in London hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj den Westen eindringlich um moderne Kampfjets für den Abwehrkampf gegen Russland gebeten. Diese bedeuteten für sein Volk »Flügel für die Freiheit«, sagte er. Vor Hunderten Parlamentariern in der altehrwürdigen Westminster Hall dankte er den Briten und ihrer Regierung zudem für ihre unverbrüchliche Unterstützung.

Die Regierung in London lässt nun prüfen, ob und welche Jets an Kiew gehen könnten, doch sei dies eine »langfristige« Lösung. Kanzler Olaf Scholz warnte dagegen vor einem »Überbietungswettbewerb« nach dem Motto: »Kampfpanzer, U-Boote, Flugzeuge - wer fordert noch mehr?« Deutschland werde sich daran nicht beteiligen.

Am Abend resite Selenskyj weiter nach Paris, um kam dort mit Scholz und dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron zusammen. Die beiden Politiker hatten Selenskyj im Juni zusammen in Kiew besucht und ihm dort ihre Unterstützung für den EU-Kandidatenstatus zugesagt.

Für Selenskyj ist der Trip nach London und Paris erst die zweite Auslandsreise seit dem russischen Angriff auf die Ukraine vor einem Jahr. Die erste führte ihn nach Polen und in die USA. Am Donnerstag wird Selenskyj auch in Brüssel als Gast bei einem EU-Gipfel erwartet.

Am Mittwoch wurde Selenskyj - wie gewohnt im olivgrünen Pullover und Stiefeln unterwegs - nachmittags noch von König Charles III. im Buckingham-Palast empfangen. Auch wollte er ukrainische Soldaten besuchen, die von der britischen Armee ausgebildet werden.

Selenskyj: »In der Ukraine ist heute jeder Kampfpilot ein König«

Vor dem Parlament in London sagte Selenskyj, er erhoffe sich angesichts heftiger Gefechte mit den russischen Truppen in der Ostukraine noch mehr Hilfe von den westlichen Verbündeten - und hoffe überdies, dass London dabei wieder eine Führungsrolle spiele. Im Voraus, sagte der Präsident, bedanke er sich für die starken englischen Flugzeuge. »In Großbritannien ist der König ein Kampfpilot, in der Ukraine ist heute jeder Kampfpilot ein König.«

Unter anderem Polen hatte die Nato-Partner zuletzt gedrängt, nach Kampfpanzern nun auch die Lieferung von Kampfjets zu bewilligen. Scholz hatte sich dazu skeptisch geäußert. Deutschland hat bislang die Lieferung von 14 Leopard-2-Panzern zugesagt und der Rüstungsindustrie die Genehmigung für den Export von bis zu 178 Exemplaren des älteren Leopard 1 erteilt.

Der britische Premier Rishi Sunak lobte Selenskyjs überraschenden Besuch als »Zeugnis für den Mut, die Entschlossenheit und den Kampfgeist seines Landes und Zeugnis der unerschütterlichen Freundschaft unserer beiden Länder«. Großbritannien hatte sich seit Kriegsbeginn stets schnell und entschlossen hinter die Ukraine gestellt und steht nach Angaben des Kieler Instituts für Weltwirtschaft auf Platz zwei der wichtigsten Waffenlieferanten für die Ukraine nach den USA.

London kündigte im Zuge des Besuchs zunächst keine Lieferung von Kampfjets an, sondern lediglich die Erweiterung seines Ausbildungsprogramms für ukrainische Soldaten. Doch werden künftig auch Kampfpiloten und Marinesoldaten ausgebildet.

Beim Thema Kampfjet-Lieferung hatte sich Frankreich bislang offener gezeigt als Deutschland und andere Länder. Ein britisches Vorpreschen könnte - wie bereits bei vorherigen Waffenlieferungen - den Druck auf die anderen Verbündeten erhöhen.

Biden verspricht Kiew: »Wir werden Ihnen zur Seite stehen«

US-Präsident Joe Biden hat der Ukraine einmal mehr langfristige Unterstützung bei der Verteidigung gegen den russischen Angriffskrieg versprochen. »Wir werden Ihnen zur Seite stehen, so lange es nötig ist«, sagte Biden am Dienstagabend (Ortszeit) an die Adresse der Ukrainer bei seiner Rede zur Lage der Nation vor beiden Kammern des US-Kongresses.

Der von Russlands Präsident Wladimir Putin angeordnete »brutale« Angriff auf die Ukraine habe Amerika und die Welt auf die Probe gestellt, sagte Biden. Amerika und seine Partner stünden ein für die Demokratie und grundsätzliche Werte. Die Ukraine soll künftig mehrere Bataillone schwerer Kampfpanzer aus westlichen Waffenschmieden gegen die russischen Invasoren einsetzen können. Zusätzlich zu den bereits zugesagten Panzern des Typs Leopard 2 aus einer Reihe westlicher Länder sowie den M1 Abrams aus den USA und Challenger 2 aus Großbritannien wollen mehrere europäische Staaten mehr als 100 Kampfpanzer des älteren Typs Leopard 1 an die Ukraine liefern.

© dpa-infocom, dpa:230208-99-513721/7