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Krieg gegen die Ukraine: So ist die Lage

Der Papst hat angesichts des Ukraine-Kriegs und dessen Eskalationsgefahr scharfe Kritik an der Weltgemeinschaft geübt. Moskau scheint derweil mit weiteren Rückschlägen zu rechnen.

Ukraine-Krieg
Ein ukrainischer Soldat feuert eine Panzerabwehrrakete an einem ungenannten Ort in der Region Donezk. Foto: Roman Chop
Ein ukrainischer Soldat feuert eine Panzerabwehrrakete an einem ungenannten Ort in der Region Donezk.
Foto: Roman Chop

Trotz heftiger Kämpfe im Kohle- und Stahlrevier Donbass im Osten der Ukraine bleibt dort der Frontverlauf nach Angaben beider Seite weitgehend unverändert. Die russischen Truppen bereiten sich nach Ansicht des britischen Geheimdienstes schon auf weitere Rückschläge vor. Die Opfer des Raketeneinschlags in Polen bekommen ein Staatsbegräbnis. Unterdessen hofft Papst Franziskus weiter auf eine Chance für Frieden im Ukraine-Krieg.

Beschuss von zahlreichen Dörfern

Der ukrainische Generalstab meldete Artillerie- und Panzerbeschuss auf Dörfer wie Wodjane, Krasnohoriwka und Marjinka bei der Stadt Awdijiwka. Das von der Ukraine kontrollierte Awdijiwka liegt wenige Kilometer nördlich von Donezk. Weil dort schon seit 2014 die Front zwischen ukrainischen Kräften und den von Moskau kontrollierten Separatisten verläuft, sind die Stellungen der Ukraine gut ausgebaut. Seit ihrem Einmarsch am 24. Februar haben die russischen Kräfte dort nur geringe Geländegewinne erzielt.

Das Verteidigungsministerium in Moskau teilte mit, das Dorf Opytne nördlich von Donezk sei erobert worden. Weiterer Schwerpunkt der Gefechte ist laut Lagebericht des ukrainischen Generalstabs die Region um die Stadt Bachmut.

Telefonat zwischen Putin und Erdogan

Einen Tag nach Verlängerung einer Vereinbarung über ukrainische Getreideexporte haben die Präsidenten Russlands und der Türkei miteinander telefoniert. Dabei sprachen sich Wladimir Putin und Recep Tayyip Erdogan nach Kreml-Angaben dafür aus, das Abkommen vollständig und im Paket umzusetzen.

Moskau versteht darunter, dass nicht nur die Ukraine Getreide ausführen kann, sondern dass auch russische Exporte von Getreide und Dünger erleichtert werden. Erdogan dankte nach Angaben des Präsidialamts Putin für seine konstruktive Haltung im Blick auf die 120-tägige Verlängerung des Getreideabkommens.

Opfer des Raketeneinschlags bekommen Staatsbegräbnis

Die beiden Opfer des Raketeneinschlags in Polens Grenzgebiet zur Ukraine erhalten ein Staatsbegräbnis. Die zwei getrennten Beisetzungen sollen an diesem Samstag und Sonntag stattfinden, sagte der Pfarrer der Kirchengemeinde in Przewodow der Nachrichtenagentur PAP.

In dem kleinen Dorf nur sechs Kilometer von der Grenze zur Ukraine war am Dienstag eine Rakete eingeschlagen. Bei der Explosion in einem Getreidespeicher wurden ein 60-jähriger Traktorfahrer und ein 62-jähriger Lagerist getötet. Die beiden Männer sind die ersten Zivilisten des Nato-Landes Polen, die infolge des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine ums Leben kamen.

London: Moskau bereitet sich auf weitere Rückschläge vor

Die russischen Invasionstruppen in der Ukraine bereiten sich nach Einschätzung britischer Militärexperten auf weitere Rückschläge vor. Das geht aus dem täglichen Geheimdienst-Update des Verteidigungsministeriums in London hervor. Demnach fokussieren sich die russischen Streitkräfte nach ihrem Rückzug vom westlichen Ufer des Flusses Dnipro in den meisten von ihnen besetzten Teilen des Landes darauf, sich neu zu ordnen und Vorkehrungen zur Verteidigung zu treffen.

»Die Standorte befinden sich teilweise bis zu 60 Kilometer hinter der aktuellen Frontlinie, was nahelegt, dass die russischen Planer Vorbereitungen treffen für den Fall weiterer größerer ukrainischer Durchbrüche«, so die Einschätzung aus London.

Papst hofft weiter auf Chance für Frieden

Papst Franziskus sieht im Krieg zwischen Russland und der Ukraine weiter die Möglichkeit für Frieden. »Ja, ich habe Hoffnung. Lasst uns nicht aufgeben, Frieden ist möglich«, sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche im Interview mit der italienischen Zeitung »La Stampa«. Nur ein Waffenstillstand, der womöglich einer erneuten Aufrüstung diene, reiche nicht, erklärte der 85 Jahre alte Argentinier weiter.

Er übte außerdem scharfe Kritik an der Weltgemeinschaft. »Drei Weltkriege in einem Jahrhundert. Und wir lernen es nicht.« Der Papst sprach zuletzt mehrmals in Bezug auf die Kriegslage, weltweite Konflikte und eine atomare Bedrohung vom »Dritten Weltkrieg«.

G7-Staaten wollen gegen russische Desinformationen vorgehen

Die G7-Staaten wollen entschlossen gegen russische Desinformationskampagnen vorgehen. »Wir werden die Zusammenarbeit beim Aufspüren von Desinformationsnetzwerken vorantreiben«, kündigte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) in Eltville nach einem Treffen der G7-Innenminister an. Frankreich reagiere beispielsweise auf das Verbreiten von Unwahrheiten mit Faktenchecks, die der Staat nicht allein, sondern mit der Zivilgesellschaft vornehme. »Russland versucht, mit Lügen Unsicherheiten zu verbreiten, das Vertrauen in staatliche Institutionen zu untergraben und unsere Gesellschaften zu spalten«, sagte Faeser.

Hälfte des ukrainischen Stromnetzes beschädigt

Russische Raketenangriffe haben das ukrainische Stromnetz anscheinend noch stärker beschädigt als bisher bekannt. »Beinahe die Hälfte unseres Energiesystems ist ausgefallen«, sagte Regierungschef Denys Schmyhal der Nachrichtenagentur Unian zufolge. Die Ukraine benötige daher zusätzliche Unterstützung von der Europäischen Union im Energiebereich und auch finanziell. Schmyhal äußerte sich auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem Vizepräsidenten der EU-Kommission, Valdis Dombrovskis, in Kiew.

Litauen hilft beim Wiederaufbau ukrainischer Infrastruktur

Litauen unterstützt die Ukraine mit Anlagen und Ausrüstung beim Wiederaufbau zerstörter Energieinfrastruktur. Nach Angaben des Energieministeriums in Vilnius wurden von Firmen und Organisationen des litauischen Energiesektors bisher Sachmittel im Wert von drei Millionen Euro an Kiew übergeben. »Nach unserem Kenntnisstand sind 40 Prozent der Infrastruktur beschädigt - das sind mehr als 400 kritische Objekte in der ganzen Ukraine«, sagte Energieminister Dainius Kreivys.

Litauen sei eines der Länder, in denen noch Anlagen sowjetischer Bauart vorhanden seien, die im ukrainischen Energiesektor verwendet würden. Zuletzt waren nach Angaben aus Kiew rund zehn Millionen Menschen zeitweise ohne Strom.

© dpa-infocom, dpa:221118-99-565027/9