Logo
Aktuell Ausland

Krieg gegen die Ukraine: So ist die Lage

Die Sorgen um eine Katastrophe beim ukrainischen Atomkraftwerk Saporischschja bleiben. Die aktuellen Strahlungswerte sind aber zunächst ein gutes Zeichen. Die News im Überblick.

AKW Saporischschja
Am AKW Saporischschja im Süden der Ukraine soll es bereits Schäden an der Infrastruktur geben. Foto: Maxar Technologies
Am AKW Saporischschja im Süden der Ukraine soll es bereits Schäden an der Infrastruktur geben.
Foto: Maxar Technologies

Die angespannte Lage am Atomkraftwerk Saporischschja nach Beschuss und einem Notstopp hat bisher nicht zu erhöhten Strahlungswerten geführt. Die Strahlensituation sei normal, hieß es am Sonntag aus Moskau und Kiew. Das von russischen Truppen besetzte Kraftwerk steht seit Kriegsbeginn immer wieder im Fokus, zuletzt wuchsen die Sorgen vor einer Atomkatastrophe stetig.

Außenministerin Annalena Baerbock sagte der Ukraine derweil - wenn nötig - jahrelange Unterstützung im Krieg gegen Russland zu. »Wir müssen leider davon ausgehen, dass die Ukraine auch im nächsten Sommer noch neue schwere Waffen von ihren Freunden braucht«, sagte die Grünen-Politikerin der »Bild am Sonntag«.

Die Kämpfe im Osten und Süden der Ukraine gingen wohl ohne große Gebietszugewinne weiter - auch in der Nähe des Atomkraftwerks Saporischschja. Das russische Militär bestätigte einen Angriff auf die Stadt Saporischschja. Dort hätten »Hochpräzisionswaffen« Produktionshallen getroffen, in denen Hubschrauber der ukrainischen Luftwaffe repariert würden. Der ukrainische Bürgermeister der von Russland besetzten Stadt Melitopol, Iwan Fedorow, schrieb im Nachrichtenkanal Telegram, in der Stadt sei ein russischer Militärstützpunkt zerstört worden.

Lage um AKW Saporischschja bleibt gespannt

Russland und die Ukraine werfen sich gegenseitig immer wieder einen Beschuss des AKW vor. Russland teilte am Sonntag mit, es habe in den vergangenen 24 Stunden zwei Artillerieangriffe gegeben. Eine Granate sei in der Nähe von Block 6 eingeschlagen, andere an einer Pumpstation, die für die Kühlung sorge.

Zudem berichten russische Truppen von einem ukrainischen Angriff mit einer bewaffneten Drohne auf Atomkraftwerk. Die Drohne sei abgeschossen worden und auf die Sicherheitshülle über einem Reaktor gefallen, meldete die Besatzungsverwaltung der Stadt Enerhodar nach Angaben russischer Agenturen. Die Sprengstoffladung sei detoniert, ohne Schaden anzurichten. Die russische Seite unterstellte, dass die Drohne ein Lager für abgebrannte Brennstäbe angreifen sollte. Die Angaben waren nicht unabhängig zu überprüfen.

Bericht: EU will Visa-Vereinbarung mit Russland aussetzen

Die Europäische Union bereitet nach einem Bericht der »Financial Times« wegen des Kriegs in der Ukraine die Einschränkung von Einreisemöglichkeiten für russische Staatsbürger vor. Der Zeitung aus London zufolge geht es bei einem informellen Treffen der EU-Außenminister am Dienstag und Mittwoch in Prag um die Aussetzung einer Visa-Vereinbarung mit Russland aus dem Jahr 2007.

Die »Financial Times« stützt sich bei ihrem Bericht auf drei Quellen, die an Vorgesprächen beteiligt seien. Von der tschechischen Regierung, die in der EU derzeit die Ratspräsidentschaft führt, gab es dazu keinen Kommentar. Die Europäische Union hat wegen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine bereits zahlreiche Sanktionen verhängt.

Mehrere EU-Mitgliedsländer fordern wegen des Kriegs ein grundsätzliches Einreiseverbot für russische Touristen. Die baltischen EU-Mitglieder Estland, Litauen und Lettland sowie Tschechien haben die Einreise bereits eingeschränkt. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat sich bisher skeptisch geäußert. Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) deutete am Freitag an, dass in der EU nach einem Kompromiss gesucht wird.London: Russische Kampfkraft wird durch Armee-Aufstockung kaum erhöht

Großbritannien bezweifelt, dass die angekündigte Aufstockung der russischen Armee um knapp 140.000 Kräfte die Schlagfähigkeit der Truppe im Krieg gegen die Ukraine erhöhen wird. »Auf jeden Fall dürfte die Anordnung nach den derzeit geltenden Rechtsvorschriften keine wesentlichen Fortschritte bei der Stärkung der russischen Kampfkraft in der Ukraine bringen«, teilte das Verteidigungsministerium in London am Sonntag mit. »Das liegt daran, dass Russland Zehntausende Soldaten verloren hat«, hieß es unter Berufung auf Geheimdiensterkenntnisse. Der russische Präsident Wladimir Putin hatte am 25. August per Dekret eine Aufstockung im kommenden Jahr um 137 000 Soldaten auf rund 1,15 Millionen befohlen.

Baerbock verspricht jahrelange Unterstützung für Ukraine

Außenministerin Baerbock betonte in der »Bild am Sonntag« erneut, dass in der Ukraine auch »unsere Freiheit, unsere Friedensordnung« verteidigt werde. »Und wir unterstützen sie finanziell und militärisch - und zwar so lange es nötig ist. Punkt.« Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine dauert inzwischen seit mehr als einem halben Jahr an.

Baerbock äußerte die Erwartung, dass der Krieg »noch Jahre dauern könnte«. Russlands Präsident Putin habe eine »Wahnvorstellung« gehabt, die Ukraine binnen kürzester Zeit einzunehmen. Dieses Vorhaben sei aber nicht aufgegangen.

Selenskyj lobt ukrainische Luftwaffe

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hob derweil die Rolle der Luftwaffe seines Landes im Krieg gegen Russland hervor. »Russland hatte gehofft, unsere Luftwaffe in den ersten Stunden der großen Invasion zu zerstören. Und natürlich war das für den Feind ein völlig verrücktes Ziel - wie viele andere Ziele auch«, sagte Selenskyj in einer am Samstag in Kiew verbreiteten Videobotschaft. Die Piloten seien erstklassig und würden auch von anderen Staaten für ihr Können gelobt.

Ukraine: Millionen Tonnen Getreide über Donau verschifft

Die Ukraine verschifft nach eigenen Angaben zunehmend mehr Getreide über die Donau. Allein am Samstag seien elf Schiffe in Richtung der ukrainischen Donauhäfen Ismajil, Reni und Ust-Dunaisk unterwegs gewesen - so viele wie noch nie seit Kriegsbeginn, teilte das Infrastrukturministerium am Sonntag mit. Sie haben demnach insgesamt 45.000 Tonnen geladen. Seit März wurden laut Ministerium bereits mehr als vier Millionen Tonnen Getreide über die ukrainischen Donauhäfen außer Landes gebracht.

© dpa-infocom, dpa:220828-99-540292/5