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Kreml wegen Freilassung der Azovstal-Kämpfer kritisiert

Bei einem Gefangenenaustausch sind mehrere Azovstal-Kommandeure freigelassen worden. Das verärgert russische Militärblogger aus verschiedenen Gründen.

Azovstal-Verteidiger
Fünf Kommandeure der Verteidigung des Stahlwerks Azovstal sind in die Ukraine zurückgekehrt. Foto: Ukraine Presidency/DPA
Fünf Kommandeure der Verteidigung des Stahlwerks Azovstal sind in die Ukraine zurückgekehrt.
Foto: Ukraine Presidency/DPA

Russische Militärblogger haben ihre Kritik am Kreml für dessen Vertrauen in die Türkei nach der dortigen Freilassung mehrerer Azovstal-Kämpfer und deren Rückkehr in die Ukraine laut US-Experten erneuert.

Die Freilassung dieser hochrangigen Offiziere, die Russland zunächst im Kampf um das Stahlwerk Azovstal in Mariupol gefangen genommen und dann in einem Gefangenenaustausch mit der Ukraine an die Türkei ausgeliefert hatte, habe das russische Militärpersonal an der Front verärgert und spalte die russische Gesellschaft weiter, zitierte das US-Institut für Kriegsstudien (ISW) einen der Blogger.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte die Azovstal-Kommandeure nach einem Besuch in der Türkei am Samstag zurück in die Heimat gebracht. Der Abmachung zwischen Moskau und Ankara zufolge sollten sie eigentlich bis zum Kriegsende in der Türkei bleiben.

Unterschiedliche Kritik-Punkte

Russische Militärblogger hatten solche Gefangenenaustausche, bei denen Azovstal-Kämpfer freigelassen wurden, bereits zuvor kritisiert. Russland hatte am 24. Februar 2022 einen Angriffskrieg gegen die Ukraine begonnen. Kiew wehrt sich seitdem gegen die Invasoren und erhält dafür militärische sowie finanzielle Hilfe westlicher Staaten.

Ein anderer Blogger schrieb dem ISW zufolge, Russland hätte der Türkei nicht vertrauen dürfen, dass diese sich an die Abmachung um die ausgelieferten Azovstal-Kämpfer halte, da sie ein »historischer Feind« sei. Ein dritter Blogger merkte nach ISW-Angaben an, die Freilassung dieser Azovstal-Kommandeure untergrabe das Ziel Moskaus, die Ukraine zu »entnazifizieren«. Moskau hatte die Verteidiger des Stahlwerks während der Kämpfe in Mariupol als »Nazis« bezeichnet.

Zudem schrieb ein Kreml-naher Blogger laut ISW, Moskau hätte diese Freilassung vermeiden können, indem es gar nicht erst den ursprünglichen Gefangenenaustausch 2022 organisiert hätte. Dabei hätten russische Beamte auf unverantwortliche Weise der Freilassung des früheren ukrainischen Politikers Viktor Medwedtschuk - dem Taufpaten eines der Kinder von Russlands Präsidenten Wladimir Putin - aus ukrainischer Gefangenschaft Vorrang eingeräumt.

© dpa-infocom, dpa:230710-99-347332/3