Logo
Aktuell Inland

Krankenhausgesellschaft will Impfstoff-Notfallzulassung

In Großbritannien, Kanada und den USA ist der Corona-Impfstoff von Biontech und Pfizer bereits mit einer Notzulassung auf dem Markt. In Deutschland und dem Rest Europas dauert es noch. Das sorgt für Kritik.

Corona-Impfzentrum
Foto: Daniel Karmann/dpa-POOL/dpa Foto: Daniel Karmann
Foto: Daniel Karmann/dpa-POOL/dpa
Foto: Daniel Karmann

BERLIN. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft fordert eine Notfallzulassung für einen Impfstoff gegen das Coronavirus.

»Ich frage mich, ob wir wirklich bis zum 29. Dezember brauchen, um in Europa eine Zulassung des Impfstoffs zu erreichen. Europa sollte auch versuchen, schon vorher eine Notfallzulassung zu schaffen«, sagte DKG-Präsident Gerald Gaß dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). »Dann könnten wir noch vor Weihnachten mit mobilen Teams in die Pflegeheime gehen und die Bewohner dort impfen.«

Auch die FDP drängte zuletzt auf eine schnellere Zulassung. »Es kann nicht sein, dass ein in Deutschland entwickelter Impfstoff erst im Januar zugelassen und verimpft werden kann«, sagte die gesundheitspolitische Sprecherin der FDP im Bundestag, Christine Aschenberg-Dugnus. Der Impfstoff der Unternehmen Pfizer und Biontech ist bereits in Großbritannien, Kanada und den USA mit einer Notzulassung auf dem Markt.

Gesundheitsminister Jens Spahn hatte sich bereits mehrmals gegen eine Notfallzulassung für Deutschland ausgesprochen. Man habe sich von Anfang an für eine ordentliche Zulassung auf europäischer Ebene entschieden, sagte der CDU-Politiker am Montagabend im ZDF-»heute journal«. »Das ist wichtig fürs Vertrauen aus meiner Sicht.« Er wundere sich über manche auch sehr nationale Töne dieser Tage - man habe entschieden, es europäisch gemeinsam zu machen.

Am Montag hatte die Europäische Arzneimittel-Behörde EMA deutlich gemacht, dass das Zulassungsverfahren für einen Corona-Impfstoff kaum zu beschleunigen ist. Spätestens am 29. Dezember werde das Gutachten des Expertenausschusses vorliegen, erklärte die Direktorin der EMA, Emer Cooke, am Montag in Amsterdam. »Wir arbeiten rund um die Uhr für die Zulassung des ersten Covid-19-Impfstoffes«. Die Fristen würden allerdings im Laufe des Prüfverfahrens »ständig neu bewertet«.

SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach sagte dem RND, dass auch hierzulande eine Notzulassung rechtlich möglich sei. Sie sei aber »nicht vorbereitet worden, weil man mit der Verzögerung der Zulassung auf europäischer Ebene einfach nicht rechnen konnte.« Für eine Notzulassung in Deutschland sei es zu spät, fügte Lauterbach hinzu. Sie »würde jetzt länger dauern, als das Ende der Zulassung auf EU-Ebene abzuwarten«. (dpa)