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Aktuell Inland

Kirchen setzen Friedensbotschaft gegen Krieg

Die Kirchen setzen zu Weihnachten Krieg und Gewalt die Botschaft des Friedens entgegen. Das Recht der Ukrainer auf Verteidigung erkennen Kirchenvertreter gleichwohl an.

Annette Kurschus
Annette Kurschus, Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland. Foto: David Inderlied
Annette Kurschus, Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland.
Foto: David Inderlied

Zu Heiligabend haben Vertreter der beiden großen christlichen Kirchen in Deutschland Krieg und Gewalt verurteilt, zugleich aber das Recht der Ukraine betont, sich gegen die russischen Angriffe zu verteidigen.

Der Erzbischof von München und Freising, Reinhard Marx, sagte laut vorab verbreitetem Redemanuskript an Heiligabend im Münchner Liebfrauendom, zwar gebe es wie jetzt in der Ukraine eine gerechtfertigte Verteidigung, sogar mit Waffen. Der Krieg dürfe aber nicht das letzte Wort behalten, mahnte der Kardinal und betonte: »Jede Kriegsrhetorik, die die Opfer auf allen Seiten relativiert, widerspricht der weihnachtlichen Botschaft.«

EKD-Ratsvorsitzende: Nicht zusehen beim Töten Unschuldiger

Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, sagte, die Weihnachtsbotschaft vom Frieden sei selten so nötig gewesen wie zum Ende dieses Jahres. »Keine Waffe wird den Frieden schaffen«, sagte sie am Samstag im »Morgenecho« auf WDR 5. Gesprächskanäle dürften nicht zugeschüttet werden. Die Ukraine mit Waffen gegen den russischen Angriffskriegs zu unterstützen bleibe aber weiterhin richtig. Das Gebot »Du sollst nicht töten« bedeute auch, man dürfe nicht zusehen, wie unschuldige und wehrlose Menschen mitten in Europa getötet werden, sagte Kurschus. Auch Deutschland müsse der Ukraine daher helfen, sich mit Waffen in dem »menschenverachtenden Krieg« gegen das eigene Land zu schützen.

Der Würzburger Bischof Franz Jung bezeichnete Weihnachten als Hoffnungsbotschaft gerade in den aktuellen Kriegs- und Krisenzeiten. Derzeit sähen viele Zeitgenossen eher Finsternis, sagte er in einer Videobotschaft zu Weihnachten. Es schaue düster aus in einer Welt, die geprägt sei vom Krieg in der Ukraine, der weltweite Auswirkungen habe. »Und doch, der Prophet Jesaja setzt sein Hoffnungsbild vom Licht in der Finsternis diesen Schrecken entgegen.« Das Volk, das im Dunkeln lebe, sehe ein helles Licht, zitierte er den Propheten Jesaja.

Bischofskonferenz-Vorsitzender ruft zum Teilen auf

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, rief dazu auf, den eigenen Wohlstand mit Flüchtlingen und anderen Hilfsbedürftigen zu teilen. Der in einem Viehstall geborene Jesus kenne das Flüchtlingsschicksal und »die Kaltschnäuzigkeit derer, die die Grenzen dicht und die Taschen zu halten mit dem Argument: «Wir können doch nicht alle Nöte dieser Erde lösen»«, sagte Bätzing am Samstag nach vorab verbreitetem Redetext in seiner Predigt in der Christmette in Limburg.

Bätzing trat dieser Einstellung vehement entgegen: »Doch, wir könnten, wenn wir wollten«, betonte er, »wenn wir nationale Eitelkeiten und partikuläres Denken nach dem Motto «Wir zuerst» hinter uns ließen (...) Wenn wir uns innerlich und äußerlich zu öffnen begännen, unseren Wohlstand nicht weiter gegen andere verteidigten, sondern mit anderen zu teilen anfingen - hier in unserem Land in der zunehmenden Not der Energiekrise und über unser Land hinaus.« So sei schon oft angemahnt worden, dass eine gemeinsame europäische Flüchtlingspolitik nötig sei, um die Lasten gerecht zu verteilen. »Es ist fast zum Verzweifeln, dass uns dies im freien Europa über Jahre und Jahrzehnte nicht gelingen will«, sagte der Limburger Bischof.

© dpa-infocom, dpa:221224-99-10359/6