Etwa 800 niedergelassene Ärzte und Psychotherapeuten haben in Berlin vor einem »Praxenkollaps« gewarnt und eine stärkere politische Unterstützung für den ambulanten Bereich in der Medizin gefordert. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) hatte Mediziner aus ganz Deutschland zu dem als Krisensitzung bezeichneten Treffen eingeladen.
KBV-Chef Andreas Gassen sprach von einem ersten und unmissverständlichen Warnzeichen an Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). »So kann und darf die deutsche Gesundheitspolitik nicht weitergehen!«, sagte er. Die ambulante Versorgung sei im Vergleich zu den Krankenhäusern massiv unterfinanziert. Das sei nicht das Jammern von Spitzenverdienern, »sondern es geht darum, dass unsere Patientenversorgung im Land akut bedroht ist«.
Droht das langsame Sterben?
Die KBV wies bei ihrem Treffen auf Überlastung in den Praxen hin, auf fehlendes Personal und Nachwuchsmangel, kritisierte eine unzureichende digitale Infrastruktur und zu viel Bürokratie. Es drohe ein langsames Sterben der Praxen.
Gassen forderte ein Ende der Budgetierung für die Praxen und eine »nachhaltige Finanzierung«. Wenn die Politik der Meinung sei, die Krankenkassen könnten dies nicht leisten, dann müssten dafür Steuergelder in die Hand genommen werden. Gefordert wurde zudem eine Aus- und Weiterbildung, die den medizinischen Nachwuchs sichere. Lauterbach wurde dazu aufgerufen, bis zum 13. September zu den Forderungen Stellung zu nehmen.
In Deutschland gibt es nach Angaben der KBV etwa 100.000 Praxen mit rund 185.000 Ärzten und Psychotherapeuten.
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