Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki hat im Zusammenhang mit der Aufarbeitung von Missbrauch in der katholischen Kirche eigene Fehler eingeräumt. Der 66-Jährige nahm in einem Gespräch mit der »Rheinischen Post« zwar für sein Erzbistum in Anspruch, sich als eine der ersten Diözesen der Aufarbeitung sexueller Gewalt »ganz entschieden verschrieben« zu haben. Es sei aber »ein mühsamer Prozess«, sagte er. »Da habe ich sicherlich Fehler gemacht. Ich hätte vor allem mit Betroffenen anders kommunizieren müssen.«
Das Kölner Erzbistum befindet sich in einer schweren Vertrauenskrise. Als Auslöser gilt, dass Woelki 2020 entschieden hatte, ein Gutachten zum Umgang von Bistumsverantwortlichen mit Missbrauchsvorwürfen vorerst nicht zu veröffentlichen. Er führte rechtliche Gründe dafür an. 2021 schickte Papst Franziskus Woelki in eine fünfmonatige Auszeit, nachdem er ihm »große Fehler« in seiner Kommunikation vorgeworfen hatte. Anschließend forderte der Papst ihn auf, ein Rücktrittsgesuch einzureichen. Über dieses Gesuch hat der Papst aber bislang nicht entschieden.
Woelki schließt Amtsverzicht aus
Mit einem selbstvollzogenen Amtsverzicht von Seiten Woelkis ist indes nicht zu rechnen. Er sei kein Politiker, sondern römisch-katholischer Bischof, sagte der 66-Jährige dazu im Gespräch mit der »Rheinischen Post«. »Ich kann mich nicht einfach vor die Presse stellen und sagen, so, jetzt ist gut.« Nur der Papst könne das Amt wieder zurücknehmen. Bislang habe ihn aber noch keinerlei Signal erreicht. »Wenn der Papst mir mehr zu sagen hat, wird er das tun«, meinte Woelki.
In einem weiteren Gespräch mit der »Kölnischen Rundschau« zeigte sie Woelki verwundert, dass im Zusammenhang mit der Aufarbeitung von Missbrauch »immer nur Köln im Fokus« stehe. Seine Analyse dazu lautete: »Klar: Hier gibt es einen Kardinal, der im Feuer steht, also schütten wir noch ein Kännchen Benzin dazu, dann brennt es einfach noch heftiger.«
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