Im umkämpften Sudan hat es erstmals Hoffnung auf eine baldige Rückholung dort gestrandeter ausländischer Staatsbürger gegeben. De-facto-Präsident und Oberbefehlshaber der Armee, Abdel Fattah al-Burhan, stimmte der Evakuierung von Bürgern und diplomatischen Vertretern zu. Ein Sprecher der Armee sagte in einer Mitteilung, die Vereinigten Staaten, Großbritannien, Frankreich und China würden »in den kommenden Stunden« mit der Evakuierung mithilfe von Militärtransportflugzeugen aus der Hauptstadt Khartum beginnen. Bis zum frühen Samstagabend war allerdings noch keine Evakuierung westlicher Staatsbürger erfolgt.
Die Staaten machten zunächst keine eigenen näheren Angaben zu ihren Plänen. Anhaltende, schwere Gefechte in und um den umkämpften Flughafen in Khartum vereitelten bislang das Ausfliegen der ausländischen Staatsbürger.
Al-Burhan habe demnach zugesagt, die Evakuierung »zu erleichtern und zu garantieren« sowie den Ländern »die notwendige Unterstützung zu gewähren, um dies sicherzustellen«. Auch die gegnerische paramilitärische RSF, die seit einer Woche offen gegen die sudanesische Armee kämpft, sagte in einer Mitteilung, sie sei »zu einer kompletten Feuerpause« während einer vereinbarten Waffenruhe bereit, um Evakuierungen zu ermöglichen. Vereinbarte Feuerpausen wurden bislang jedoch immer wieder gebrochen.
Erste Delegationen wurden evakuiert
Aus der östlichen Stadt Port Sudan sei bereits eine saudi-arabische Delegation evakuiert worden, sagte der Armee-Sprecher. Auch eine jordanische Delegation solle später am Samstag aus Port Sudan ausgeflogen werden. Zwischen Khartum und Port Sudan liegen knapp 850 Kilometer. Nach Angaben des saudischen Fernsehsenders Al-Arabia haben zudem fünf saudische Schiffe begonnen, 158 Staatsangehörige aus elf Ländern aus dem Sudan in den saudischen Hafen Jeddah am Roten Meer zu bringen. Laut Al-Arabia waren Saudis, Bulgaren sowie Bürger aus Katar, Kuwait und Kanada an Bord.
Seit Samstag vergangener Woche kämpft die Armee des nordostafrikanischen Landes gegen die einst verbündete paramilitärische Einheit RSF um die Macht. Der Flughafen in Khartum steht seit Beginn des Konflikts im Zentrum der Kampfhandlungen und ist deshalb unzugänglich. Diplomaten bemühen sich seit Tagen um eine belastbare Feuerpause für die Evakuierung.
Wie sieht die Situation im Sudan aus?
Die Arme habe die Kontrolle über alle Flughäfen im Land, außer denen in Khartum und der Stadt Njala in der Region Süd-Darfur, sagte Al-Burhan dem Sender Al-Arabia live per Telefon. Er habe weiterhin die Kontrolle über die Armee und werde seinen Rivalen und ehemaligen Stellvertreter Mohammed Hamdan Daglo, den Anführer der Rapid Support Forces (RSF), »nur im Sarg« davonkommen lassen, so Al-Burhan.
Die US-Botschaft in Khartum teilte mit, die anhaltenden Kämpfe und Schließung des Flughafens in der Hauptstadt machten es derzeit nicht möglich, private US-Bürger zu evakuieren. Die Botschaft beobachte weiterhin genau die Situation in Khartum und den umliegenden Gebieten, hieß es in einer Mitteilung. Abgesehen von Gefechten gebe es aktuell Berichte über Überfälle, das Eindringen in Häuser und Plünderungen.
Zudem habe die Botschaft »unvollständige Informationen« über Konvois erhalten, die von Khartum in Richtung Port Sudan unterwegs seien, hieß es weiter. Die Botschaft sei nicht in der Lage, Konvois zu unterstützen. Eine Mitreise erfolge daher auf eigene Gefahr.
Derweil trifft die Bundeswehr nach Angaben des Verteidigungsministeriums Vorbereitungen für einen neuen Anlauf zur Evakuierung deutscher Staatsbürger. Am Mittwoch war der Versuch einer diplomatischen Evakuierung mit Maschinen der Luftwaffe, aber ohne größeren Einsatz von Soldaten, abgebrochen worden.
Spanien schickt Flugzeuge und Spezialkräfte
Spanien setzt Medienberichten zufolge insgesamt sechs Flugzeuge für die Evakuierung seiner Staatsbürger und Angehöriger anderer Nationen aus dem umkämpften Sudan ein. Vier Maschinen seien bereits in Sudans Nachbarland Dschibuti geflogen, zwei weitere sollten am Samstag folgen, sagte Verteidigungsministerin Margarita Robles der Nachrichtenagentur Europa Press zufolge. Dschibuti liegt knapp 1200 Kilometer südöstlich der sudanesischen Hauptstadt Khartum am Horn von Afrika.
Auch Sudanesen versuchen, den Kämpfen zu entfliehen. Nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) sind in vergangenen Tagen bereits bis zu 20.000 Menschen in den benachbarten Tschad geflohen. Tausende weitere Menschen seien innerhalb des Landes aus stark umkämpften Gebieten vertrieben worden.
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