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Johnson sagt der Ukraine gepanzerte Fahrzeuge und Waffen zu

Nach den jüngsten Schreckensbildern aus der Ukraine zeigen europäische Politiker demonstrativ Solidarität mit Kiew. Überraschend traf der britische Premier Johnson im Kriegsland ein. Auch Österreich will helfen.

Johnson trifft Selenskyj
Premier Boris JOhnson und Präsident Wolodymyr Selenskyj unterwegs in der Innenstadt von Kiew. Foto: Uncredited
Premier Boris JOhnson und Präsident Wolodymyr Selenskyj unterwegs in der Innenstadt von Kiew.
Foto: Uncredited

Als Zeichen der Solidarität mit der Ukraine ist der britische Premierminister Boris Johnson überraschend nach Kiew gereist.

Dort traf er den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zu einem Vier-Augen-Gespräch, in dem er den Ukrainern unter anderem die Lieferung gepanzerter Fahrzeuge zusagte.

»Wir steigern unsere militärische und wirtschaftliche Unterstützung und bringen eine weltweite Allianz zusammen, um diese Tragödie zu beenden«, sagte Johnson. Großbritannien und weitere Länder würden die Ukraine mit der notwendigen Ausrüstung versorgen, um sicherzustellen, dass sie nie wieder angegriffen werde. Früher am Tag hatte Selenskyj bereits den österreichischen Bundeskanzler Karl Nehammer empfangen.

»Die Welt hat neue Helden gefunden«

Johnson würdigte an Selenskyjs Seite den Mut, mit dem sich die Ukrainer dem russischen Angriff widersetzten. »In den letzten Wochen hat die Welt neue Helden gefunden, und diese Helden sind die Menschen der Ukraine.« Russland habe sich verschätzt, dass Kiew innerhalb von Stunden fallen würde. »Wie falsch sie lagen«, sagte Johnson. Die Ukrainer hätten »den Mut eines Löwen« gezeigt und Selenskyj das Brüllen dieses Löwen von sich gegeben. Es gebe jedoch noch eine Menge zu tun, um sicherzustellen, dass die Ukraine den Krieg gewinnen werde. Putin müsse in seinem »absolut unentschuldbaren und unnötigen Krieg« scheitern, so der Premier.

Selenskyj bezeichnete Großbritannien als »Führer bei der Verteidigungsunterstützung der Ukraine«. Das Verteidigungsministerium seines Landes wies auf Twitter darauf hin, dass Johnson der erste der Staats- und Regierungschefs der G7-Länder gewesen sei, der seit Kriegsbeginn in die Ukraine gekommen sei.

Gepanzerte Fahrzeuge und Raketen

Johnson hatte am Freitag bei einem Besuch von Bundeskanzler Olaf Scholz angekündigt, weitere Waffen im Wert von 100 Millionen Pfund (umgerechnet rund 120 Millionen Euro) in die Ukraine zu schicken. Darunter waren auch Boden-Luft-Raketen vom Typ Starstreak. Nun sagte Johnson zudem 120 gepanzerte Fahrzeuge und Anti-Schiffsraketensysteme zu. Es müsse sichergestellt werden, dass »die Ukraine als freie und souveräne Nation überlebt und gedeiht«, sagte er.

Vor mehr als sechs Wochen war die Ukraine vom Nachbarland Russland angegriffen worden. Kiew wird vom Westen mit Waffenlieferungen unterstützt. Vor allem aus Großbritannien kommen dabei Waffen zur Panzerabwehr. Die ukrainische Führung ist jedoch an schwerer Technik und vor allem Flugabwehrsystemen interessiert.

Auch Kanzler Nehammer kündigt Unterstützung an

Österreich will die Ukraine im Kampf gegen Russland mit Rettungs- und Löschfahrzeugen unterstützen. Das kündigte Kanzler Nehammer am Samstag nach einem Gespräch mit Selenskyj in Kiew an. Nehammer unterstrich, dass der von Russland ausgelöste Krieg für Österreich völlig inakzeptabel sei. »Wir sind militärisch neutral, aber nicht, wenn es darum geht, Verbrechen zu benennen und wenn es darum geht, dort hinzugehen, wo tatsächlich Unrecht passiert.« Österreich gehört nicht der Nato an.

Die bekannt gewordenen Kriegsverbrechen nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine müssten von unabhängigen und internationalen Experten lückenlos aufgeklärt werden, hatte Nehammer bereits bei der Anreise gefordert. »Das ist ein wunderbares Signal, dass die Führer europäischer Staaten damit anfangen, hierher zu kommen und uns nicht nur mit Worten unterstützen«, sagte Selenskyj. Außerdem werde Österreich seine Botschaft in Kiew wieder eröffnen.

Österreich hat bisher unter anderem 10.000 Helme und 9000 Schutzwesten für den zivilen Einsatz geliefert. Zugleich gehört es ähnlich wie Deutschland zu den EU-Staaten, die einen Lieferstopp für russisches Gas aktuell ablehnen. Österreich bezieht 80 Prozent seines Gases aus Russland. Nach einigem Zögern hatte Wien jüngst vier russische Diplomaten des Landes verwiesen.

Seit Kriegsbeginn haben fast 4,5 Millionen von rund 44 Millionen Ukrainern ihr Heimatland verlassen. Etwa 51.000 Geflüchtete sind bisher in Österreich registriert, vor allem Frauen mit Kindern.

© dpa-infocom, dpa:220409-99-861481/6