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Jimmy Carter will im Familienkreis sterben

US-Präsident, Entwicklungshelfer, Friedensstifter: Jimmy Carter ist aus der internationalen Politik nicht wegzudenken. Nun bereitet sich der 98-Jährige auf seine letzten Tage vor - ganz auf seine Art.

Jimmy Carter
Jimmy Carter war von 1977 bis 1981 Präsident der USA. Foto: John Bazemore
Jimmy Carter war von 1977 bis 1981 Präsident der USA.
Foto: John Bazemore

Der frühere US-Präsident Jimmy Carter will nach einer Serie von Krankenhaus-Aufenthalten die ihm noch verbleibende Zeit daheim im Kreis seiner Familie verbringen. Der 98-Jährige habe sich für eine palliative Betreuung zu Hause anstatt weiterer medizinischer Schritte entschieden, teilte die von ihm gegründete Stiftung mit. »Er hat die volle Unterstützung seiner Familie und seines medizinischen Teams«, hieß es weiter. Zugleich bat das Carter-Center, die Privatsphäre zu respektieren.

Der demokratische Politiker aus dem Bundesstaat Georgia im Süden war Präsident der Vereinigten Staaten von 1977 bis 1981, bis er vom Republikaner Ronald Reagan abgelöst wurde. Er ist der älteste lebende frühere Präsident. Seine Nachfolger Reagan und George Bush starben 2004 beziehungsweise 2018. Im Jahr 2002 bekam Carter für seine internationalen Verdienste den Friedensnobelpreis. Mit seiner Frau Rosalynn (95) ist er bereits seit 76 Jahren verheiratet.

Gesundheitszustand hat sich verschlechtert

Carters Gesundheit habe sich in den vergangenen Monaten verschlechtert, berichteten die »Washington Post« und andere US-Medien. Er benutze inzwischen einen Rollstuhl, seine Frau benötige eine Gehhilfe. Enkel Jason Carter berichtete auf Twitter: »Ich habe meine beiden Großeltern gestern gesehen. Sie sind in Frieden und - wie immer - ist ihr Haus voller Liebe.« Er steht inzwischen dem Verwaltungsrat der Stiftung vor.

Jimmy Carter hatte 2015 öffentlich gemacht, dass er an Leberkrebs erkrankt sei. Zudem seien in seinem Gehirn Melanome entdeckt worden. Ein Jahr später gab er bekannt, die Krankheit überwunden zu haben. Im November 2019 machte der frühere Erdnussfarmer bei einem Gottesdienst in seiner Heimatstadt Plains deutlich, dass er mit Gelassenheit auf den Tod blicke. »Ich habe Gott nicht darum gebeten, mich am Leben zu lassen«, sagte er. »Ich bat Gott, mir eine angemessene Einstellung zum Tod zu geben.«

In den vergangenen Wochen habe Carter um Ausflüge rund um seinen Geburtsort Plains gebeten, berichteten US-Medien. Zu seinem 98. Geburtstag vor knapp fünf Monaten habe die kleine Ortschaft eine Parade für ihn organisiert. Eine Woche zuvor wurden Carter und seine Frau anlässlich des jährlichen Erdnuss-Festes in einem roten Cabrio durch die Straßen gefahren.

Biden: Bewunderung für Carter

Der heutige Präsident Joe Biden, der wiederholt seine Bewunderung für Carter ausgedrückt hatte, sei über den Gesundheitszustand seines Parteifreundes informiert worden. Der 80-Jährige - ebenfalls von den Demokraten - stehe in engem Kontakt mit der Familie, berichtete der Sender CNN.

Carter war 39. Präsident der USA, aber nur für eine Amtszeit. Die Präsidentenwahl 1980 verlor er gegen Reagan. Seine Regierungszeit wurde vor allem von der Geiselnahme von Diplomaten in der US-Botschaft in Teheran 1979 und der missglückten Befreiungsoperation im Jahr darauf überschattet. 1982 gründete er mit seiner Ehefrau das Carter Center zur Förderung von Demokratie, Menschenrechten und wirtschaftlicher Entwicklung in Atlanta.

Für seinen weltweiten Einsatz zur Konfliktlösung erhielt er 2002 den Friedensnobelpreis. Carter mischte sich auch wiederholt in die US-Politik ein. Entgegen der Gepflogenheiten kritisierte er auch nachfolgende Präsidenten - zuletzt den Republikaner Donald Trump.

© dpa-infocom, dpa:230219-99-655703/3