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Japan fährt ältesten Atomreaktor wieder hoch

Trotz Fukushima will Japan nicht auf Atomstrom verzichten. Jetzt geht ein jahrzehntealter Reaktor wieder in Betrieb - das Land will weniger abhängig sein.

Kernkraftwerk Takahama
Das Kernkraftwerk Takahama wurde 1974 zum ersten Mal in Betrieb genommen. Foto: kyodo/DPA
Das Kernkraftwerk Takahama wurde 1974 zum ersten Mal in Betrieb genommen.
Foto: kyodo/DPA

Japan hat einen 48 Jahre alten Atomreaktor wieder angefahren. Der Reaktorblock Nummer 1 im Kernkraftwerk Takahama in der Präfektur Fukui ist damit der älteste operierende Kernreaktor des Landes. Er war 1974 in Betrieb genommen worden, bevor er im Januar 2011 für regelmäßige Inspektionen vom Netz genommen wurde.

Als es kurz darauf im März infolge eines Erdbebens und massiven Tsunamis zu Kernschmelzen im Atomkraftwerk Fukushima kam, blieb der Reaktor auch danach abgeschaltet. Der Betreiberkonzern Kansai Electric Power fuhr ihn nun wieder an. Der Reaktor soll ab nächsten Mittwoch Strom erzeugen, bevor er am 28. August den vollen Betrieb wieder aufnimmt.

Nach der Atomkatastrophe in Fukushima am 11. März 2011 hatte Japan sämtliche Meiler im Lande heruntergefahren und deutlich verschärfte Sicherheitsstandards eingeführt. Trotz der Katastrophe und der ständigen Gefahr neuer Erdbeben setzt Japan weiter auf Atomstrom.

Das Konzept: Atomstrom für Klimaschutz

Zum einen will das rohstoffarme Land ähnlich wie Deutschland seine Abhängigkeit von Öl- und Gasimporten verringern. Zum anderen will Japan seine Klimaschutzziele erreichen: Bis zum Jahr 2050 soll der CO2-Ausstoß auf Null reduziert werden. Die Regierung will bis 2030 etwa 20 bis 22 Prozent der Stromerzeugung aus der Kernenergie und 36 bis 38 Prozent aus erneuerbaren Energien gewinnen.

Um dieses Ziel zu erreichen, müssten fast 30 Reaktoren wieder in Betrieb genommen werden, was jedoch angesichts der langwierigen Genehmigungsverfahren und des lokalen Widerstands dagegen unrealistisch sei, schrieb die Zeitung »Nikkei Asia« kürzlich. Japans Parlament hatte kürzlich ein Gesetz in Kraft gesetzt, mit dem die Betriebsdauer von Atomreaktoren nicht länger auf 60 Jahre beschränkt wird - sondern potenziell unbegrenzte Laufzeiten möglich werden.

Ursprünglich war das Wiederanfahren des Reaktors Nummer 1 im Kraftwerk Takahama für Juni geplant, doch wurde der Plan verschoben, da zusätzliche Arbeiten an der Brandschutzinfrastruktur erforderlich waren. Der Neustart erfolgt, nachdem Japans Atomaufsichtsbehörde im Jahr 2016 grünes Licht für den Betrieb des Reaktors gegeben hatte.

Fukushima-Wasser wird ins Meer geleitet

Drei der vier Reaktoren des Kraftwerks Takahama sind inzwischen in Betrieb, nur der Reaktor Nummer 2 ist noch abgeschaltet. Nach Angaben des Energieversorgers soll auch dieser Reaktor im September wieder angefahren werden. Von den landesweit mehr als 40 kommerziellen Reaktoren in Japan sind inzwischen elf Reaktoren wieder in Betrieb.

Unterdessen bereitet Japan die Einleitung großer Mengen aufbereiteten Wassers aus der Atomruine Fukushima ins Meer vor, nachdem die Internationale Atomenergiebehörde kürzlich grünes Licht gegeben hatte. Der Plan wird jedoch von örtlichen Fischern und Nachbarländern wie China weiter abgelehnt. Die beim Super-Gau 2011 zerstörten Reaktoren müssen noch immer mit Wasser gekühlt werden, das bislang gefiltert in Hunderten von Tanks gelagert wird. Wegen Überlastung soll das Wasser gefiltert und verdünnt im Pazifik verklappt werden.

© dpa-infocom, dpa:230728-99-570881/2