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Israels Armee zerstört Wohnung des Tel-Aviv-Attentäters

Anfang März schießt ein Attentäter in Tel Aviv auf Passanten und tötet einen Mann. Zur Abschreckung zerstört Israels Armee die Wohnung der Angehörigen - diese Kollektivstrafe ist kein neues Vorgehen.

Schüsse in Tel Aviv
Bei dem Anschlag am 9. März 2023 in Tel Aviv starb ein junger Mann. Foto: Ilia Yefimovich
Bei dem Anschlag am 9. März 2023 in Tel Aviv starb ein junger Mann.
Foto: Ilia Yefimovich

Knapp drei Monate nach einem tödlichen Anschlag in der israelischen Küstenmetropole Tel Aviv hat Israels Armee die Wohnung des Attentäters zerstört. Israelische Truppen zündeten Sprengsätze im zweiten Stock eines vierstöckigen Gebäudes bei Ramallah im Westjordanland, wie die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa berichtete.

Die Wohnung gehöre der Familie des Attentäters, Nachbarn hätten das Gebäude ebenfalls verlassen müssen. Bei Konfrontationen mit Anwohnern seien zwei Menschen verletzt worden.

Der Attentäter hatte am 9. März auf der belebten Dizengoff-Straße im Zentrum Tel Avivs das Feuer auf Passanten eröffnet. Zwei junge Männer wurden schwer verletzt, einer der beiden starb knapp zwei Wochen nach dem Anschlag. Der Angreifer wurde von Polizisten erschossen.

Menschenrechtler sehen Verstoß gegen Völkerrecht

Israel setzt Häuserzerstörungen als Bestrafungs- und Abschreckungsmaßnahme ein. Von Menschenrechtsorganisationen wird diese Kollektivstrafe als Verstoß gegen das humanitäre Völkerrecht eingestuft. Israels höchstes Gericht hat Häuserzerstörungen jedoch immer wieder erlaubt und Klagen dagegen zurückgewiesen.

Die Sicherheitslage in Israel und den palästinensischen Gebieten ist seit langem extrem angespannt. Immer wieder kommt es im Westjordanland zu Zusammenstößen zwischen Palästinensern und dem israelischen Militär. Die Armee führt dort seit einer Anschlagsserie auf Israelis, die vor mehr als einem Jahr begann, vermehrt Razzien durch.

Am Montag wurden bei einem solchen Militäreinsatz drei Palästinenser getötet. Die Al-Aksa-Brigaden teilten später mit, es habe sich um Kämpfer der bewaffneten Palästinenserorganisation gehandelt. Die Al-Aksa-Brigaden sind der militärische Arm der Fatah-Bewegung des palästinensischen Präsidenten Mahmud Abbas.

Seit Beginn des Jahres wurden 116 Palästinenser bei israelischen Militäreinsätzen, Konfrontationen oder nach eigenen Anschlägen getötet. Im gleichen Zeitraum kamen 17 Israelis, eine Ukrainerin und ein Italiener bei Anschlägen ums Leben.

Israel hat während des Sechstagekrieges 1967 unter anderem das Westjordanland und Ost-Jerusalem erobert. Die Palästinenser fordern die Gebiete dagegen für einen eigenen Staat - mit Ost-Jerusalem als Hauptstadt.

© dpa-infocom, dpa:230523-99-791373/3