Die israelische Armee kommt nach Angaben eines ranghohen Kommandeurs bei ihren Bodenangriffen im Gazastreifen voran. »Wir stehen vor den Toren von Gaza-Stadt«, sagte der Befehlshaber der 162. Division, Itzik Cohen, in einem Pressestatement.
Die Soldaten seiner Einheit befänden sich mitten im Einsatz und seien tief in den Gazastreifen vorgedrungen.
Israelische Luftangriffe im Flüchtlingslager Dschabalia mit zahlreichen Toten haben in der arabischen Welt scharfe Kritik ausgelöst. Jordanien beschloss, seinen Botschafter in Israel zurück zu berufen. Irans Außenminister Hussein Amirabdollahian drohte Israel und den USA: »Wenn der Krieg weitergeht, wird die Situation nicht so bleiben.«
Nach Angaben des israelischen Militärs wurde bei dem Luftangriff auf ein mehrstöckiges Haus auch ein Hamas-Kommandeur, der an den Massakern im israelischen Grenzgebiet am 7. Oktober beteiligt gewesen sei, getötet. Insgesamt seien rund 50 Terroristen getötet worden.
Außerdem sei der Chef der Panzerabwehrraketen-Einheit der Hamas im Gazastreifen getötet worden. Der hochrangige Kommandeur der in dem abgeriegelten Küstenstreifen herrschenden islamistischen Hamas sei bei einem Angriff eines Kampfflugzeuges getötet worden, teilte Israels Militär mit. Die israelische Armee veröffentlichte dazu ein Video, das die Explosion eines Gebäudes aus der Luft zeigte.
Mohammed Asar sei für alle Panzerabwehrraketen-Einheiten der Hamas im gesamten Gazastreifen zuständig gewesen. Die durch ihn in Auftrag gegebenen Einsätze zielten auf israelische Zivilisten sowie Soldaten.
Die Bundesregierung betonte das Selbstverteidigungsrecht Israels nach dem Massaker am 7. Oktober und unterstrich zugleich die Bedeutung der Verhältnismäßigkeit der Maßnahmen. »Bei der legitimen Verteidigung Israels gegen die Terrororganisation Hamas und gegen deren fortgesetzte Angriffe, zu denen Israel im Rahmen des Völkerrechts berechtigt ist, muss auch der Schutz der Zivilbevölkerung im Vordergrund stehen«, so ein Sprecher des Auswärtigen Amts in Berlin.
Hamas-Behörde: Mehr als 8700 Tote im Gazastreifen
Die Zahl der getöteten Palästinenser im Gazastreifen ist laut der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde auf 8796 gestiegen. Unter den Toten seien 3648 Kinder und Jugendliche im Alter unter 18 Jahren, berichtete die Behörde. Insgesamt seien seit Kriegsbeginn 22.219 Menschen verletzt worden. Die Zahlen lassen sich gegenwärtig nicht unabhängig überprüfen.
Iran bekräftigt Drohungen gegen Israel und die USA
Irans Außenminister richtete bei einem Besuch in der Türkei erneut drohende Worte an die Erzfeinde USA und Israel. Hussein Amirabdollahian sagte nach einem Treffen mit seinem Kollegen Hakan Fidan vor Journalisten in Ankara: »Der Widerstand wird eine weitere Überraschungsaktion beschließen und die Situation wird anders sein«, warnte Amirabdollahian.
Vor seinem Besuch in der Türkei hatte sich Amirabdollahian in der katarischen Hauptstadt Doha mit Hamas-Chef Ismail Hanija getroffen. Das Golfemirat Katar gehört seit etwa 15 Jahren zu den wichtigsten Unterstützern der Hamas. Katar vermittelt derzeit unter anderem bei einer möglichen Freilassung von Geiseln, die von Terroristen aus Israel in den Gazastreifen verschleppt worden sind.
Blinken reist am Freitag erneut nach Israel
US-Außenminister Antony Blinken will noch in dieser Woche erneut Israel besuchen. Der Sprecher des US-Außenministeriums, Matthew Miller, kündigte in Washington an, Blinken werde am Freitag nach Israel und Jordanien reisen. Er werde unter anderem mit Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und anderen Vertretern der israelischen Regierung zusammenkommen, um sich über deren militärische Pläne und Ziele zu informieren.
Wieder Blackout im Gazastreifen - auch Hilfsorganisation betroffen
Im Gazastreifen fielen erneut alle Kommunikations- und Internetdienste aus, wie das im Westjordanland ansässige palästinensische Unternehmen Paltel mitteilte. Auch die Organisation Netblocks, die für die Beobachtung von Internetsperren bekannt ist, bestätigte auf der Plattform X, früher Twitter, einen Zusammenbruch der Verbindungen. Paltel sei der letzte große Betreiber, der in dem Küstengebiet noch Dienste anbiete. Der Palästinensische Rote Halbmond war nach eigenen Angaben auch vom Blackout betroffen.
Militärische Spannung an der Grenze zum Libanon hält an
Im Grenzgebiet nördlich von Israel war die Lage weiter angespannt. Die israelische Armee meldete erneut einen Angriff auf eine »Terrorzelle« im Süden des Libanons. Diese habe versucht, mehrere Panzerabwehrraketen auf den Norden Israels abzufeuern.
Immer wieder kommt es seit Beginn des Gaza-Kriegs an der Grenze zwischen Israel und dem Libanon zu Konfrontationen zwischen der israelischen Armee und der Schiitenmiliz Hisbollah. Auf beiden Seiten gab es bereits Tote. Die Hisbollah hat Verbindungen zur im Gazastreifen herrschenden islamistischen Hamas.
Diplomatischer Protest gegen Israel in Südamerika
Angesichts der israelischen Angriffe auf den Gazastreifen hat Bolivien die diplomatischen Beziehungen zum jüdischen Staat abgebrochen. Das südamerikanische Land habe die Entscheidung »in Ablehnung und Verurteilung der aggressiven und unverhältnismäßigen israelischen Militäroffensive im Gazastreifen und der Bedrohung des internationalen Friedens und der Sicherheit« getroffen, erklärte das bolivianische Außenministerium.
Gleichzeitig beorderten Chile und Kolumbien ihre Botschafter für Konsultationen zurück. Die linken Regierungen in Lateinamerika stehen der israelischen Politik gegenüber den Palästinensern traditionell kritisch gegenüber.
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