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Iran schickt offenbar Drohnen-Ausbilder auf die Krim

Bei den Bombardements ukrainischer Städte nutzt Russland auch Drohnen iranischer Bauart. Moskau und Teheran bestreiten die Zusammenarbeit - doch US-Medien berichten von Ausbildern aus dem Iran auf der Krim.

Russische Soldaten auf der Krim
Soldaten der russischen Nationalgarde (Rosguardia) marschieren in der 2014 annektierten Krim-Stadt Sewastopol. Foto: Uncredited
Soldaten der russischen Nationalgarde (Rosguardia) marschieren in der 2014 annektierten Krim-Stadt Sewastopol.
Foto: Uncredited

Der Iran hat einem Bericht zufolge Ausbilder auf die von Russland annektierte Schwarzmeer-Halbinsel Krim geschickt, um Russen bei der Bedienung iranischer Drohnen zu schulen. Das berichtete die »New York Times« unter Berufung auf aktuelle und ehemalige Beamte, die mit Geheimdienstinformationen vertraut sind.

Die iranischen Ausbilder sollten den Russen helfen, Probleme mit der aus Teheran erworbenen Drohnenflotte zu bewältigen. Dies sei ein weiteres Zeichen für die wachsende Nähe zwischen Iran und Russland seit dem Einmarsch Moskaus in die Ukraine vor acht Monaten.

Die russische Armee hat in den vergangenen Tagen verstärkt Drohnen iranischer Bauart vom Typ Schahed-136 auf die Energieversorgung der Ukraine, aber auch auf Städte abgeschossen. Dabei bestreiten sowohl Moskau wie Teheran ein Rüstungsgeschäft mit den Drohnen. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte den Einsatz iranischer Drohnen durch Russland als eine Bankrotterklärung Moskaus bezeichnet.

Laut »New York Times« operieren die iranischen Ausbilder von einem russischen Militärstützpunkt auf der Krim aus, wo viele der Drohnen seit ihrer Lieferung aus dem Iran stationiert seien. Die Ausbilder gehörten den Islamischen Revolutionsgarden an. Die Organisation wird von den USA als terroristische Vereinigung eingestuft.

Die Entsendung der iranischen Ausbilder scheine mit dem verstärkten Einsatz der Drohnen in der Ukraine zusammenzufallen und deute auf eine stärkere Beteiligung des Irans an dem Krieg hin, hieß es weiter. Die iranischen Ausbilder sind den Beamten zufolge weit von der Front entfernt und würden eingesetzt, um den Russen beizubringen, wie man die Drohnen fliegt. Es sei weder bekannt, wie viele Ausbilder entsandt worden seien noch ob sie die Drohnen selbst steuerten.

Der ehemalige hochrangige Pentagon-Beamte und pensionierte CIA-Offizier Mick Mulroy sagte der Zeitung: »Die Entsendung von Drohnen und Ausbildern in die Ukraine hat den Iran tief in den Krieg auf russischer Seite verstrickt und Teheran direkt in Operationen verwickelt, bei denen Zivilisten getötet und verletzt wurden.« Selbst wenn es sich nur um Ausbilder und taktische Berater in der Ukraine handele, halte er das für erheblich. Absichtliche Angriffe auf zivile Ziele stellen Kriegsverbrechen dar.

Ganz: Israel wird Ukraine keine Waffen liefern

Derweil schließt Israel trotz der russischen Angriffe mit Kampfdrohnen iranischer Bauart Waffenlieferungen weiterhin aus. »Ich möchte deutlich machen, dass wir der Ukraine keine Waffen verkaufen«, sagte Verteidigungsminister Benny Gantz dem Radiosender Kol Chai am Dienstagabend. Man leiste lediglich medizinische und humanitäre Hilfe. Dies werde auch so bleiben. Ganz stellte klar: »Ich bin der Verteidigungsminister und für den Export israelischer Waffen zuständig.«

Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba hatte am Dienstag angekündigt, Israel um Luftabwehrsysteme bitten zu wollen. »Wenn Israels Politik wirklich darin besteht, den zerstörerischen Aktionen des Iran konsequent entgegenzutreten, dann ist es an der Zeit, dass Israel sich offen auf die Seite der Ukraine stellt«, sagte Kuleba. Durch Drohnen- sowie Raketenangriffe wurden in den vergangenen Tagen nach Angaben aus Kiew mehr als 70 Menschen getötet.

Israel hält sich in Russlands seit fast acht Monaten andauerndem Angriffskrieg weitgehend zurück, um seine Beziehungen zu Moskau nicht zu gefährden.

© dpa-infocom, dpa:221019-99-177195/6