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Institut widerspricht: Stasi-Akten-Projekt nicht gescheitert

Verschwendung? Das Fraunhofer-Institut weist den Vorwurf des Bundesrechnungshofs entschieden zurück. Die ePuzzler-Technologie habe sich bei der Rekonstruktion der geschredderten Stasi-Schnipsel bewährt.

Stasi-Akten
Akten im Archiv des Bundesbeauftragten für die Unterlagen der Staatssicherheit der ehemaligen DDR (BStU). Beschäftigte der Stasi hatten 1989 und 1990 in großem Stil Akten des Geheimdienstes geschreddert. Foto: Britta Pedersen
Akten im Archiv des Bundesbeauftragten für die Unterlagen der Staatssicherheit der ehemaligen DDR (BStU). Beschäftigte der Stasi hatten 1989 und 1990 in großem Stil Akten des Geheimdienstes geschreddert.
Foto: Britta Pedersen

Das Fraunhofer-Institut für Produktionsanlagen und Konstruktionstechnik hat Kritik des Bundesrechnungshofs am Projekt zur Rekonstruktion der Stasi-Akten scharf zurückgewiesen. Die sogenannte ePuzzler-Technologie, mit der zerrissene Unterlagen digital zusammengesetzt werden, funktioniere, betonte Institutsleiter Eckart Uhlmann am Freitag. »Das Projekt wurde aus unserer Sicht bereits 2014 erfolgreich abgeschlossen.«

Ziel sei die Entwicklung eines prototypischen Systems zur automatisierten, virtuellen Rekonstruktion der Aktenschnipsel gewesen. »Die Entwicklung des Systems wurde im Rahmen des Forschungsprojekts abgeschlossen, seine Funktionsfähigkeit und Praxistauglichkeit wurde erfolgreich nachgewiesen, was von unabhängigen Gutachtern bestätigt wurde«, erklärte das Institut. Von der 2019 gestellten Schlussrechnung über rund 7,4 Millionen Euro seien allerdings fast 1,4 Millionen noch immer nicht bezahlt. 

Der Bundesrechnungshof hatte den Versuch, zerrissene Stasi-Schriftstücke digital wieder zusammenzusetzen für »vollständig gescheitert« erklärt. 28 Jahre nach Beginn der Rekonstruktion seien insgesamt nur 3,2 Prozent der Papierfetzen wieder zusammengesetzt worden, davon 0,1 Prozent virtuell. 

Beschäftigte des Ministeriums für Staatssicherheit hatten während der friedlichen Revolution in der DDR 1989 und 1990 im großen Stil Akten des Geheimdiensts zerrissen. Rund 15.500 Säcke mit Schnipseln wurden gesichert in der Hoffnung, die zeitgeschichtlich wichtigen Dokumente wieder zusammenzusetzen. Es wird angenommen, dass darin wichtige Informationen zur Stasi-Überwachung aus den 40 Jahren DDR-Geschichte stecken.

Mit dem Pilotsystem wurden nach Angaben des Fraunhofer-Instituts mehr als 700.000 Schnipsel unterschiedlichsten Zerstörungsgrades zu 91.000 Seiten zusammengesetzt. Die Praxistauglichkeit sei damit vollumfänglich nachgewiesen. Selbst DIN-A4-Seiten, die in über 100 Teile zerrissen waren, seien erfolgreich rekonstruiert worden - das passiere manuell in der Regel nicht.

© dpa-infocom, dpa:230428-99-484875/2