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Human Rights Watch wirft USA mangelnde Kritik an Israel vor

Mit Blick auf den Krieg in Nahost wirft Human Rights Watch den USA und anderen westlichen Staaten »Heuchelei und Doppelmoral« vor - und verweist auf Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine.

Nahostkonflikt - Rafah
Angehörige der Familie Duheir, die bei einem israelischen Luftangriff auf ihr Haus getötet wurde, trauern in Rafah. Foto: Abed Rahim Khatib/DPA
Angehörige der Familie Duheir, die bei einem israelischen Luftangriff auf ihr Haus getötet wurde, trauern in Rafah.
Foto: Abed Rahim Khatib/DPA

Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) hat den USA und ihren Verbündeten mangelnde Kritik am Vorgehen Israels im Gazastreifen vorgeworfen.

»Die Reaktion aus Washington und - mit wenigen Ausnahmen - aus den europäischen Hauptstädten auf das Vorgehen Israels im Gazastreifen seit dem 7. Oktober ist gedämpft ausgefallen«, monierte Tom Porteous, stellvertretender HRW-Programmdirektor. Er fragte, wo »die klare Verurteilung der grausamen Verschärfung der seit 16 Jahren bestehenden Abriegelung des Gazastreifens« bleibe.

Porteous: Völkerrecht gilt für alle

Die verschärfte Abriegelung der Küstenenklave komme »einer kollektiven Bestrafung, einem Kriegsverbrechen«, gleich.

Porteous vermisst zudem Empörung über die Äußerungen führender israelischer Politiker, die versuchten, »die so wichtige Unterscheidung zwischen Zivilisten und Kämpfern in Gaza zu verwischen, während sie immer intensivere Bombardierungen dieses dicht besiedelten Gebiets« anordneten. Dabei legten die Israelis ganze Stadtviertel in Schutt und Asche. Zudem fehlten klare und unmissverständliche Forderungen, dass Israel bei seinen Angriffen auf den Gazastreifen die internationalen Normen einhalte, kritisierte Porteous weiter.

Er betonte, die Forderungen des humanitären Völkerrechts zum Schutz der Zivilbevölkerung würden für alle gelten: »keine absichtlichen oder wahllosen Angriffe auf Zivilisten, keine Geiselnahme, keine Bestrafung von Zivilisten für die Handlungen Einzelner, keine Verweigerung oder Vorenthaltung humanitärer Hilfe«.

»Heuchelei und Doppelmoral ist offensichtlich«

Porteous verwies auf den russischen Angriffskrieg in der Ukraine, wo die westlichen Staaten in ihrem Bemühen, internationale Unterstützung für die Ukraine zu gewinnen und Russland zu isolieren, betont hätten, wie wichtig die Einhaltung der Regeln für bewaffnete Konflikte sei.

Doch nun sehe der Rest der Welt eine gedämpfte Reaktion auf die verheerenden Schäden, die Israels Blockade und Angriff auf den Gazastreifen für die Zivilbevölkerung mit sich brächten. »Die Heuchelei und Doppelmoral der westlichen Staaten ist ungeheuerlich und offensichtlich«, kritisierte Porteous.

© dpa-infocom, dpa:231020-99-631013/4