Hamburgs früherer Bürgermeister Hans-Ulrich Klose ist tot. Der spätere SPD-Bundestagsfraktionschef und versierte Außenpolitiker sei am Mittwoch im Alter von 86 Jahren friedlich zu Hause eingeschlafen, sagte seine Frau Anne Steinbeck-Klose am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur. In den letzten Jahren seines Lebens habe er an Alzheimer gelitten. Klose lebte zuletzt in Berlin, soll aber wie 2015 Alt-Kanzler Helmut Schmidt auf dem Friedhof Ohlsdorf in Hamburg bestattet werden.
Klose war von 1974 bis 1981 Regierungschef in Hamburg. Danach profilierte er sich im Bundestag als Fraktionschef und erfahrener Außenpolitiker. Innerparteilich gehörte er als Schatzmeister bis 1991 zum engsten Führungskreis der SPD.
Scholz: »Er wird fehlen!«
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) - vor seinem Wechsel nach Berlin ebenfalls Hamburger Bürgermeister - bescheinigte Klose eine klare Haltung und klare Worte. Er habe politisch keine Auseinandersetzung gescheut, schrieb der SPD-Politiker auf der Plattform X, vormals Twitter. »Er liebte die Politik, die Poesie und den Humor. Hans-Ulrich Klose hat Hamburg und die Bundesrepublik geprägt. Er wird fehlen!« Bundestagspräsidentin Bärbel Bas nannt Klose einen umsichtigen Ausnahme-Politiker mit Rückgrat und Weitblick.
Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) würdigte seinen Vorgänger als einen beliebten Regierungschef, hoch angesehenen Bundespolitiker und sympathischen Botschafter Hamburgs. »Hans-Ulrich Klose hat sich im Senat und als Bundestagsabgeordneter über Jahrzehnte für seine Heimatstadt, unser Land und die sozialdemokratische Politik in Deutschland eingesetzt.«
Der SPD-Fraktionsvorsitzende im Bundestag, Rolf Mützenich, nannte Klose einen »herausragenden Politiker und feinen Menschen«. Dieser habe sich »mit Anstand und Würde den politischen Herausforderungen gestellt« und »unserem Land in vielen wichtigen Funktionen gedient«.
Rigoroser Sparkurs in Hamburg
Klose leitete sieben Jahre die Geschicke im Hamburger Rathaus, bis er im Mai 1981 überraschend zurücktrat. Zwei Jahre später wechselte er als Abgeordneter in den Bundestag und blieb dort bis 2013. Nach dem Rücktritt von Hans-Jochen Vogel wurde Klose 1991 zum Vorsitzenden der SPD-Bundestagsfraktion gewählt, musste den Posten aber 1994 an Rudolf Scharping abtreten.
Ins Amt des Hamburger Bürgermeisters startete Klose 1974 mit einem rigorosen Sparkurs. Als Vertreter des linken Parteiflügels kritisierte er den Extremistenbeschluss und versuchte die Abkehr Hamburgs von der Atomenergie zu erreichen. Wegen der mangelnden Unterstützung der SPD für seinen Kurs gegen das rund 70 Kilometer entfernt im Nachbarland Schleswig-Holstein gelegene Atomkraftwerk Brokdorf trat Klose als Bürgermeister 1981 zurück.
»Als Grüne bleibt uns insbesondere seine progressive Haltung zum Thema Atomkraft und sein Engagement gegen die Hamburger Beteiligung am AKW Brokdorf in Erinnerung«, sagte der Grünen-Fraktionsvorsitzende in der Bürgerschaft, Dominik Lorenzen.
Seit 1998 widmete sich Klose auf Bundesebene der Außen- und Sicherheitspolitik, war Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses und wurde 2010 zudem Koordinator für die transatlantische Zusammenarbeit im Auswärtigen Amt - ein Posten, den er 2011 aus familiären Gründen vorzeitig wieder aufgab. Bei der Bundestagswahl 2013 kandidierte er nach mehr als 30 Jahren und acht Wahlperioden nicht mehr.
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