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Getreidefrachter vor Ukraine in Bewegung

Obwohl Russland das Abkommen vom Export von Getreide aus der Ukraine ausgesetzt hat, haben sich mehrere Frachter an der Schwarzmeer-Küste in Bewegung gesetzt. Russland nennt das Vorhaben riskant.

Getreidedeal
Russland hatte nach den Drohnenangriffen auf der Krim das Abkommen zum Transport von ukrainischem Getreide aus den Häfen im Schwarzen Meer aufgekündigt. Foto: David Goldman
Russland hatte nach den Drohnenangriffen auf der Krim das Abkommen zum Transport von ukrainischem Getreide aus den Häfen im Schwarzen Meer aufgekündigt.
Foto: David Goldman

Auch nach der Aussetzung des internationalen Getreideabkommens durch Russland haben sich am Montag mehrere Frachter vor der ukrainischen Schwarzmeer-Küste in Bewegung gesetzt.

Das zeigten die Schiffsortungsdienste vesselfinder.com und marinetraffic.com. Dazu zählten der nach Angaben der Vereinten Nationen mit Weizen beladene Frachter »African Robin«, der mit Sojabohnen beladene Frachter »SK Friendship« und die mit Erbsen beladene »Sealock«.

Zusammen mit drei weiteren Frachtern hatten sich diese Schiffe nach Angaben der Vereinten Nationen am Sonntag aus ukrainischen Gewässern in Richtung des vom Abkommen geschützten Korridors im Schwarzen Meer aufgemacht. Das ukrainische Infrastruktur-Ministerium nannte auch ein Schiff namens »Ikaria Angel«, die im Auftrag des UN-Welternährungsprogramms fahre. Die Ladung von 40.000 Tonnen Getreide sei für Äthiopien bestimmt.

Der türkische Verteidigungsminister Hulusi Akar will am Abend mit seinem russischen Amtskollegen Sergej Schoigu wegen der Aussetzung des Getreideabkommens telefonieren. Die Getreideexporte aus der Ukraine müssten fortgesetzt werden, sagte Akar am Montag laut Angaben seines Ministeriums. Er sei auch mit dem ukrainischen Verteidigungsminister Olexij Resnikow in Kontakt. »Die Aussetzung dieser Initiative wird niemandem etwas nutzen«, betreffe aber die ganze Menschheit, so Akar.

Kreml nennt Schwarzmeer-Transporte ohne Russland riskant

Der Kreml nannte die ukrainischen Getreideexporte über das Schwarze Meer ohne russische Mitwirkung indes riskant. Wenn Russland sage, es könne die sichere Schifffahrt in diesem Seegebiet nicht garantieren, sei die internationale Vereinbarung über die Ausfuhren »nicht so leicht umzusetzen«. Das sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Montag in Moskau nach Angaben russischer Agenturen. Die Getreideinitiative nehme dann »einen anderen Charakter an, viel riskanter, gefährlicher und ohne Garantie.«

Russland hatte am Samstag die Vereinbarung über ukrainische Getreideexporte ausgesetzt, die im Juli von den Vereinten Nationen und der Türkei vermittelt worden war. Die UN, Ankara und Kiew einigten sich am Sonntag aber darauf, die Transporte auch ohne die Zusicherung freien Geleits durch Russland fortzusetzen. Die russischen Vertreter im gemeinsamen Koordinationszentrum in Istanbul seien darüber informiert worden. Schiffstracker zeigten am Montagmittag einen ganzen Konvoi von Frachtschiffen, die aus ukrainischen Häfen Richtung Bosporus unterwegs waren.

Peskow sagte, Moskau sei bereit, die Empfängerländer zu entschädigen, die durch den russischen Ausstieg aus dem Abkommen weniger Getreide bekommen. Wie dies praktisch aussehen werde, sei aber eine schwierige Frage.

© dpa-infocom, dpa:221031-99-327814/5