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Genesungswünsche und Kritik nach Bolsonaros Corona-Diagnose

Brasiliens Präsident hat das Virus stets heruntergespielt, jetzt hat er sich selbst infiziert. Während in der Pandemie immer mehr Menschen im größten Land Lateinamerikas sterben, will er nun per Videoschalte regieren. So mancher kann sich die Häme nicht verkneifen.

Hände schütteln
Am 4. Juli schüttelt Jair Bolsonaro (l) Todd Chapman, dem US-Botschafter in Brasilien, noch die Hand. Foto: Isac Nóbrega/Palacio Planalto/dpa
Am 4. Juli schüttelt Jair Bolsonaro (l) Todd Chapman, dem US-Botschafter in Brasilien, noch die Hand. Foto: Isac Nóbrega/Palacio Planalto/dpa

BRASILIA. Nach Jair Bolsonaros positivem Corona-Test haben zahlreiche Genesungswünsche den brasilianischen Präsidenten erreicht. Angesichts seiner laxen Gesundheitspolitik wurde allerdings auch Kritik an dem Verhalten des Staatschefs laut.

Unterdessen stieg die Zahl der Corona-Toten im größten Land Lateinamerikas binnen 24 Stunden um 1254 - einer der höchsten Werte der vergangenen Wochen.

US-Präsident Donald Trump wünschte Bolsonaro am Dienstag (Ortszeit) eine »rasche Besserung«. Der Leiter der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Tedros Adhanom Ghebreyesus, sagte, er hoffe, »dass es ihm gut geht und er sich schnell erholt«. Auch mehrere brasilianische Gouverneure schickten Genesungswünsche nach Brasília.

Nach einem Test in einem Militärkrankenhaus hatte Bolsonaro am Dienstag mitgeteilt, sich mit dem Coronavirus infiziert zu haben. Er habe Fieber und Gliederschmerzen gehabt, fühle sich aber bereits wieder besser. Er wolle nun das umstrittene Mittel Hydroxychloroquin einnehmen, dessen Wirksamkeit gegen die Lungenerkrankung Covid-19 bislang nicht bewiesen ist.

In den kommenden Tagen werde er in seiner Residenz in Brasília bleiben und die Amtsgeschäfte per Videokonferenz führen, kündigte Bolsonaro an. Für diese Woche geplante Reisen nach Bahia und Minas Gerais habe er abgesagt. Nach seinem positiven Corona-Test, ließen sich mindestens zehn Minister seines Kabinetts ebenfalls auf das Virus untersuchen.

Die brasilianische Regierung hat die Pandemie von Anfang an heruntergespielt. Präsident Bolsonaro bezeichnete die Lungenkrankheit Covid-19 immer wieder als »leichte Grippe« und stemmte sich gegen Schutzmaßnahmen. Er zeigte er sich häufig ohne Mundschutz in der Öffentlichkeit, löste Massenaufläufe aus und machte Selfies mit Anhängern. Im Streit um die richtige Corona-Strategie hatten zuletzt zwei Gesundheitsminister das Handtuch geworfen.

Der frühere Ressortchef Luiz Henrique Mandetta wünschte Bolsonaro zwar ebenfalls gute Besserung. »Ich hoffe aber auch, dass er über all die Menschen nachdenkt, die nicht sofort Zugang zu Magnetresonanztomographie, Privatärzten und einem reservierten Bett auf einer Intensivstation haben«, sagte er dem Fernsehsender Globo News. Tatsächlich haben wegen der hohen Fallzahlen viele Krankenhäuser ihre Belastungsgrenze bereits erreicht.

Brasilien ist neben den USA derzeit einer der Brennpunkte der Corona-Pandemie. Bislang haben sich in dem lateinamerikanischen Land 1,6 Millionen Menschen nachweislich mit dem Coronavirus infiziert, 66 741 Patienten sind im Zusammenhang mit der Lungenkrankheit Covid-19 gestorben. Experten gehen davon aus, dass die tatsächlichen Zahlen noch deutlich höher liegen, da in Brasilien nur recht wenig getestet wird.

»Es tut mir leid für die 1,6 Millionen Infizierten, dass wir den schlechtesten Krisenmanager der Welt haben«, sagte der Oppositionspolitiker und ehemalige Präsidentschaftskandidat der linken Arbeiterpartei, Fernando Haddad. »Ich wünsche allen gute Besserung, auch Bolsonaro.«

Zwar haben eine Reihe von Bundesstaaten und Städten auf eigene Faust Schutzmaßnahmen ergriffen, allerdings werden die Einschränkungen an vielen Orten bereits wieder gelockert. In der Millionenmetropole Rio de Janeiro etwa öffneten sogar Restaurants und Bars schon wieder. Auf der Strandpromenade an der Copacabana tummelten sich zuletzt bereits wieder zahlreiche Menschen. (dpa)