Die Ergebnisse des am Samstag abgeschlossenen Prozesses zur Reform der katholischen Kirche in Deutschland haben gemischte Reaktionen hervorgerufen. Die beiden Veranstalter, die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK), zogen ein überwiegend positives Fazit. »Der Synodale Weg hat funktioniert - bei allem Knirschen und trotz aller Unkenrufe«, sagte der DBK-Vorsitzende Georg Bätzing am Samstag nach Abschluss der fünften und letzten Synodalversammlung in Frankfurt/Main. »Wir haben noch nicht alles beschließen können, aber die Weichen sind gestellt.«
Etwas verhaltener äußerte sich Irme Stetter-Karp, die Präsidentin des ZdK, der Vertretung der Laien. Der Synodale Weg habe zu einer neuen Gesprächskultur geführt, lobte sie. Allerdings gelte auch: »Wir haben es nicht geschafft, die katholische Kirche in Deutschland strukturell wirklich zu verändern. Dreieinhalb Jahre waren nicht genug.« Deshalb soll in den nächsten drei Jahren ein Synodaler Ausschuss einen Synodalen Rat vorbereiten, in dem Geistliche und Laien auch künftig gemeinsam Entscheidungen treffen sollen. Ein Problem ist allerdings, dass der Vatikan ein solches Gremium bisher ablehnt.
Die Reformbewegung »Wir sind Kirche« wertete das Ergebnis als »entscheidende Weg-Etappe zu einer synodalen Kirche weltweit«. Bei allen Enttäuschungen handele es sich um einen »weltweit beispielhaften Prozess«, der weitergehen müsse. Trotz wiederholter Bremsversuche des Vatikans und des Papstes habe der Synodale Weg seine Feuertaufe bestanden.
Maria Flachsbarth, die Präsidentin des Katholischen Deutschen Frauenbunds (KDFB), hob insbesondere die Annahme des Textes »Frauen in sakramentalen Ämtern« als Erfolg hervor. »Damit wird das Tor zum Diakonat für Frauen ein Stück weiter geöffnet«, sagte die ehemalige Bundestagsabgeordnete und Staatssekretärin.
Podschun: Hoffnungen vieler junger Menschen enttäuscht
Der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) zog ein gemischtes Fazit. Die Beschlüsse zu den Segensfeiern für homosexuelle Paare, zur geschlechtlichen Vielfalt und zur Stärkung der Frauen in sakramentalen Ämtern seien wichtige Schritte, betonte der Bundesvorsitzende Gregor Podschun. »Der Synodale Weg hat etwas bewegt, er ist aber in seinem Kern doch gescheitert.« Die Hoffnungen gerade vieler junger Menschen auf echte Veränderungen seien enttäuscht worden. »Es werden leider diskriminierende Strukturen gewollt aufrechterhalten«, kritisierte Podschun.
Der Theologe Daniel Bogner sagte der Deutschen Presse-Agentur, aufs Ganze gesehen habe der Reformprozess nur »kleine Tippelschritte« gebracht. Die Synodalversammlung sei letztlich davor zurückgeschreckt, Mechanismen für eine verbindliche und dauerhafte Beteiligung aller Gläubigen an Entscheidungsprozessen zu schaffen. »Der Einstieg in den Ausstieg aus dem monarchistisch verstandenen Amt in der katholischen Kirche, das keinerlei Teilung der Gewalten und ihre Kontrolle vorsieht, ist gescheitert - und das mit Ansage.«
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