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Ganz Italien gilt als Corona-Risikogebiet

Es sind nicht mehr viele Gegenden in Europa übrig, die noch nicht als Risikogebiet gelten. Jetzt hat es auch das zweitbeliebteste Urlaubsland der Deutschen komplett erwischt.

Mailänder Dom
Der Mailänder Dom in Italien. Foto: Furlan/dpa
Der Mailänder Dom in Italien.
Foto: Furlan/dpa

BERLIN. Wegen dramatisch steigender Infektionszahlen stuft die Bundesregierung ganz Italien ab Sonntag als Corona-Risikogebiet ein.

Zudem wurden am Freitag das gesamte portugiesische Festland, fast ganz Schweden sowie Dänemark mit Ausnahme der Inseln Grönland und Färöer auf die vom Robert Koch-Institut (RKI) geführte Risikoliste gesetzt. Auch ganz Nordgriechenland und die Provinz um Athen sowie einzelne Regionen in Estland, Lettland, Litauen und Norwegen kommen hinzu.

Damit gibt es kein Land mehr in Europa ohne Risikogebiet. Bis auf zwei kleine Gemeinden in Österreich ist nun auch das komplette Grenzgebiet zu Deutschland in den neun Nachbarländern betroffen.

Die Einstufung als Risikogebiet und die damit automatisch verbundenen Reisewarnungen des Auswärtigen Amts bedeuten zwar kein Reiseverbot, sollen aber eine möglichst große abschreckende Wirkung auf Touristen haben. Das Gute für Urlauber: Sie können bereits gebuchte Reisen stornieren, wenn ihr Ziel zum Risikogebiet erklärt wird. Das Schlechte: Rückkehrer aus den Risikogebieten müssen derzeit bis zu 14 Tage in Quarantäne, können sich aber durch einen negativen Test davon vorzeitig befreien lassen.

Die Einstufung als Risikogebiet erfolgt, wenn ein Land oder eine Region den Grenzwert von 50 Neuinfektionen auf 100.000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen überschreiten. Auch ein Großteil Deutschlands ist nach diesen Kriterien bereits Risikogebiet.

Die wichtigsten Änderungen im Einzelnen:

ITALIEN: PROTESTE GEGEN TEIL-LOCKDOWN

Italien wurde erst sehr spät von der zweiten Corona-Welle getroffen, dann stiegen die Infektionszahlen aber auch dort rasant. Zuletzt war in dem zweitbeliebtesten Urlaubsland der Deutschen nach Spanien nur noch Kalabrien im Süden des Landes »risikofrei«. Ab Sonntag steht Italien komplett auf der Risikoliste des RKI.

Die verschärften Corona-Vorschriften sorgen dort inzwischen für heftige Proteste, obwohl der Teil-Lockdown weniger streng ist als im Frühjahr. In vielen Städten traten Taxifahrer in einen mehrstündigen Streik, um unter anderem gegen die nächtliche Ausgangssperre im ganzen Land von 22.00 bis 05.00 Uhr zu protestieren. Sie haben durch den Einbruch des Tourismus seit der ersten Corona-Welle vom Frühjahr große Einbußen erlitten.

PORTUGAL UND GRIECHENLAND: INSELN VON REISEWARNUNG AUSGENOMMEN

In Portugal sind ab Sonntag nur noch die weitab vom Festland liegenden Inseln der Azoren und Madeira von der Reisewarnung des Auswärtigen Amts ausgenommen. Anders die Algarve, die Südküste Portugals: Als eines der letzten beliebten Urlaubsziele auf dem europäischen Festland wird sie zum Risikogebiet.

In Griechenland bleiben die Inseln in der Ägäis von der Reisewarnung ausgenommen sowie die Peloponnes und einige weitere Gebiete in der Südhälfte des Landes.

ÜBERALL RISIKOGEBIETE - AUCH IN NORDEUROPA

Skandinavien und die baltischen Staaten waren bisher vergleichsweise schwach von der zweiten Corona-Welle betroffen. Estland und Norwegen sind zurzeit noch die beiden einzigen europäischen Länder, in denen die Bundesregierung noch kein Risikogebiet ausgewiesen hat. Auch Teile dieser beiden Länder kommen am Sonntag aber auf die Liste des RKI.

In Dänemark galt für das Grenzgebiet zu Deutschland bisher noch keine Reisewarnung. Dass sich das jetzt ändert, hat praktisch keine Auswirkungen mehr: Deutschen Touristen wird die Einreise von Dänemark ohnehin bereits verweigert.

NEUE QUARANTÄNEREGELN FÜR RÜCKKEHRER

Für Rückkehrer aus Risikogebieten im Ausland treten mit Ende der Herbstferien an diesem Wochenende oder am Montag in den meisten Bundesländern neue Quarantäneregeln in Kraft.

Sie müssen sich dann nur noch 10 statt bisher 14 Tage isolieren. Allerdings können sie sich auch erst nach fünf Tagen »freitesten« lassen. Bis ein negatives Testergebnis da ist, müssen die Rückkehrer zu Hause bleiben. Unter dem Strich dürfte sich das auf etwa eine Woche summieren, weil ein Test 48 Stunden oder auch länger dauern kann. Bisher kann man die Quarantäne noch durch einen Test 48 Stunden vor der Einreise nach Deutschland umgehen oder sich nach der Rückkehr jederzeit »freitesten« lassen.

Viele dürften die Neuregelung daher als Verschärfung empfinden. Zu der Neuregelung hatte die Bundesregierung eine Musterverordnung vorgelegt. Einzelne Länder wie Sachsen und Sachsen-Anhalt haben sie schon umgesetzt. In anderen Ländern wie Bayern, Baden-Württemberg und Berlin gelten die Regeln erst ab Sonntag oder Montag.

Betroffen sind in erster Linie Touristen. Für Berufspendler oder für Tagesausflüge etwa zum Einkaufen sind in den Verordnungen in der Regel Ausnahmeregelungen vorgesehen.

DIGITALE EINREISEANMELDUNG

Ab Sonntag gilt zudem die Pflicht einer digitalen Einreiseanmeldung für Reisende, die nach Deutschland einreisen wollen und sich in den letzten zehn Tagen in einem Risikogebiet aufgehalten haben. »Die Digitalisierung der Einreiseanmeldungen entlastet die Gesundheitsämter. Sie erfahren schnell und zuverlässig, wer aus einem Risikogebiet kommt und sich in Quarantäne begeben muss«, sagte Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) laut Mitteilung.

Die neue digitale Lösung ersetzt die Aussteigekarte in Papierform. »Mit der digitalen Einreiseanmeldung beenden wir endlich die Zettelwirtschaft im Reiseverkehr«, sagte Innenminister Horst Seehofer (CSU) ebenfalls laut Mitteilung. Die Webseite der digitalen Einreiseanmeldung (einreiseanmeldung.de) soll ab Sonntag von überall per Computer, Tablet und Handy erreichbar sein. (dpa)