Deutschland sollte nach dem Willen der FDP zu einem Vorreiter bei der Nutzung der Kernfusion werden. »Es wäre doch toll, wenn der erste Kernfusionsreaktor, der Strom für Unternehmen und Haushalte produziert, in Deutschland gebaut wird. Das muss unser Ziel sein«, sagte FDP-Fraktionschef Christian Dürr der »Augsburger Allgemeinen«. Deshalb schlage er der Ampel-Koalition vor, gesetzgeberisch die Möglichkeiten für die Entwicklung der Kernfusion zu legen.
Bei Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger (ebenfalls FDP) stößt der Vorschlag auf offene Ohren. Sie sagte den Zeitungen der Mediengruppe Bayern: »Die Fusion ist die riesige Chance, all unsere Energieprobleme zu lösen. Wir können damit die Sonne auf die Erde holen. Mein Haus fördert die Erforschung der Fusion schon seit Jahren, zuletzt mit mehr als 140 Millionen Euro pro Jahr. Wir brauchen jetzt mehr Ambition, um den Weg zu einem Fusionskraftwerk zu ebnen.«
Die Energiepolitik sei in den vergangenen Jahren zu stark von Verboten und Einschränkungen geprägt gewesen, beklagte Dürr. »Aber bei der Frage, wie wir in Zukunft unsere Energieversorgung gestalten, müssen wir technologieoffen sein. Und da hoffe ich, dass die Grünen nicht nur zurückschauen, sondern auch nach vorne blicken«, sagte der FDP-Fraktionschef. Über die Weihnachtsfeiertage hatte der CDU-Politiker Jens Spahn an die Bundesregierung appelliert, die Forschung an der Kernfusion als Energiequelle in Deutschland zu fördern.
Zeitrahmen derzeit unklar
Bei der Kernfusion werden Atomkerne anders als in Reaktoren von Atomkraftwerken verschmolzen statt gespalten. Theoretisch ließen sich damit sehr große Energiemengen erzeugen - und das klimaneutral. In der Praxis gestaltet sich das bisher aber schwierig. Die US-Regierung hatte vor einigen Wochen zwar erklärt, dass es erstmals gelungen sei, beim Verschmelzen von Atomkernen mehr Energie zu gewinnen als zu verbrauchen.
Fraglich ist jedoch, ob und wann die Technik zur Energiegewinnung im großen Maßstab einsetzbar ist. Bereits in den 1980er Jahren wurden von Wissenschaftlern »Durchbrüche« verkündet, die sich letztlich nicht als solche herausstellten. Unbestritten ist indes, dass es in den vergangenen Jahren Fortschritte gegeben hat.
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