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Fall Jayland Walker: Jury lehnt Anklage gegen Polizisten ab

Bei einem Polizeieinsatz in Ohio wird im vergangenen Sommer ein Schwarzer getötet. Das brutale Vorgehen der Beamten löst Entsetzen aus. Dass ihnen nun eine Anklage erspart bleibt, birgt Zündstoff.

Demonstration in Ohio
Demonstranten nehmen im Sommer 2022 an einer Friedenskundgebung für Jayland Walker teil. Foto: Andrew Dolph
Demonstranten nehmen im Sommer 2022 an einer Friedenskundgebung für Jayland Walker teil.
Foto: Andrew Dolph

Obwohl der Tod des Schwarzen Jayland Walker im Kugelhagel der US-Polizei für Entsetzen sorgte, müssen sich die direkt an dem Einsatz beteiligten US-Polizisten vorerst nicht vor Gericht verantworten. Eine Jury aus Geschworenen lehnte eine Anklage der acht Polizisten ab, die den 25-Jährigen im vergangenen Sommer im Bundesstaat Ohio mit Dutzenden Schüssen getötet hatten.

Er hatte in der Stadt Akron während einer Verfolgungsjagd mit dem Auto und zu Fuß selbst mindestens einen Schuss auf die Beamten abgefeuert, wie Staatsanwalt Dave Yost mitteilte. Ein Strafprozess werde zwar nicht zustandekommen, es könne aber sein, dass Walkers Angehörige noch per Zivilklage Entschädigung fordern.

In den USA gibt es seit langem Debatten über maßlose Polizeigewalt insbesondere gegen Schwarze. Mit dem Fall Jayland Walker war nun eine Grand Jury aus Geschworenen befasst, die in einem nicht öffentlichen Verfahren darüber entschieden, ob die von der Staatsanwaltschaft vorgebrachten Fakten eine Anklage rechtfertigten. »Die Grand Jury - neun Bürgerinnen und Bürger aus Summit County - kam zu dem Schluss, dass das Handeln der Beamten gerechtfertigt war«, teilte Staatsanwalt Yost mit. Die Prüfung habe wegen der Menge der vorgelegten Beweise mehr als eine Woche gedauert, deutlich länger als üblich. Er habe damit angefangen, das Beweismaterial online zu veröffentlichen, um in einem schwierigen Fall mit Beteiligung der Polizei möglichst viel Transparenz zu schaffen.

Walkers Leiche war übersät mit Einschusslöchern

Der Tod Walkers am 27. Juni 2022 hatte landesweit Bestürzung ausgelöst. Bei der Autopsie wurden an der Leiche 46 Ein- und Streifschusswunden gefunden, 26 Projektile steckten noch im Körper fest. Festgehalten wurden Verletzungen an Herz, Lunge, Leber, Milz, linker Niere, Darm und mehreren Rippen. Walkers Familie sprach von brutaler und sinnloser Polizeigewalt, in Akron löste der Vorfall Proteste aus.

Laut Polizei sollte Walker bei einer Verkehrskontrolle angehalten werden, er sei aber weitergefahren. Während der anschließenden Verfolgungsjagd habe Walker dann einen Schuss aus dem fahrenden Auto abgegeben, sagte Staatsanwalt Yost. Schließlich habe er, mit Skimaske auf dem Kopf, die Flucht zu Fuß fortgesetzt. Die Beamten hätten zunächst erfolglos versucht, ihn mit Elektroschockern zu stoppen, hieß es. Auf einem Parkplatz sei der Verdächtige dann stehengeblieben und habe sich den Polizisten zugewandt. »Da die Beamten aber nicht wussten, dass Walker seine Waffe im Auto gelassen hatte, glaubten sie, dass er wieder auf sie schießen würde«, sagte Yost. Deshalb hätten sie dann auf ihn geschossen.

© dpa-infocom, dpa:230418-99-351682/3