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Ex-Staatschef in Brasilien wieder Präsidentschaftskandidat

Luiz Inácio Lula da Silva will wieder Präsident werden. Vier Jahre nach der Verurteilung zu einer langen Haftstrafe tritt er wieder für die brasilianische Arbeiterpartei an.

Luiz Inácio Lula da Silva
Will es noch einmal wissen: Luiz Inácio Lula da Silva. Foto: Silvia Izquierdo
Will es noch einmal wissen: Luiz Inácio Lula da Silva.
Foto: Silvia Izquierdo

Der ehemalige brasilianische Staatschef Luiz Inácio Lula da Silva ist rund zweieinhalb Monate vor der Präsidentenwahl als Kandidat seiner Partei nominiert worden.

Die Kandidatur wurde einstimmig angenommen, wie es in einer Mitteilung der Arbeiterpartei (PT) nach einem Treffen in São Paulo am Donnerstag hieß. Als Kandidat für das Amt des Vizepräsidenten bewirbt sich demnach der ehemalige Gouverneur des Bundesstaates São Paulo und früherer Lula-Rivale, Geraldo Alckmin. Ihre Kandidatur wird unter anderem auch von der Kommunistischen Partei und den Grünen unterstützt.

In Umfragen vor Amtsinhaber Bolsonaro

Umfragen zufolge liegt der Linkspolitiker Lula aktuell vor dem rechtspopulistischen Amtsinhaber Jair Bolsonaro. Die Abstimmung im Oktober »ist eine Wahl, die harte Elemente in die brasilianische Demokratie bringt, wie Hass und Gewalt«, sagte die PT-Vorsitzende Gleisi Hoffmann dem brasilianischen Nachrichtenportal »G1« zufolge. »Dies müssen wir bekämpfen. Die demokratischen Kräfte müssen sich zusammentun, um dies nicht gedeihen zu lassen.«

Nach Todesschüssen eines mutmaßlichen Bolsonaro-Anhängers auf einen Funktionär der Arbeiterpartei wuchs zuletzt die Sorge vor zunehmender Gewalt im Wahlkampf. Kritiker werfen Bolsonaro, der im Jahr 2018 Opfer einer Messerattacke wurde, vor, mit aufrührerischen Äußerungen und Falschbehauptungen im Stile des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump die Polarisierung in Brasilien verstärkt zu haben.

Wahl ist am 2. Oktober

Bolsonaro soll am Sonntag als Kandidat seiner Partei für die Wahl am 2. Oktober nominiert werden. Parteien und Bündnisse haben bis zum 15. August Zeit, ihre Kandidaten beim Obersten Wahlgerichtshof zu registrieren. Ab dem 16. August ist der Wahlkampf offiziell erlaubt.

Für Lula wäre es das sechste Rennen um die Präsidentschaft. Zweimal gewann er und regierte Brasilien von Anfang 2003 bis Ende 2010. Mit Sozialprogrammen holte Lula, der es vom armen Jungen aus dem Nordosten zum Präsidenten des größten Landes Lateinamerikas brachte, Millionen Menschen aus der Armut. Auch wirtschaftlich boomte Brasilien während seiner Amtszeit. Allerdings verbreitete sich in der größten Volkswirtschaft der Region auch die Korruption weiter.

2018 wurde Lula selbst wegen Korruption und Geldwäsche zu einer Haftstrafe verurteilt. Der populäre Politiker konnte deshalb 2018 nicht an der Präsidentenwahl teilnehmen, die Bolsonaro gewann. Im vergangenen Jahr hob der Oberste Gerichtshof das Urteil auf. Lula erhielt seine politischen Rechte zurück - und kehrte bald darauf auch auf die politische Bühne zurück.

© dpa-infocom, dpa:220721-99-111218/2