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Ex-Außenminister gewinnt Präsidentenwahl in Zypern

Die Republik Zypern bekommt einen neuen Präsidenten. Auf den 49-jährigen Nikos Christodoulidis kommen einige Herausforderungen zu - und er hat sich ein ambitioniertes Ziel gesetzt.

Präsidentenwahl in Zypern
Nikos Christodoulides. Foto: Petros Karadjias
Nikos Christodoulides.
Foto: Petros Karadjias

Zyperns früherer Außenminister Nikos Christodoulidis hat die Präsidentenwahl in der kleinen EU-Inselrepublik gewonnen. Nach Auszählung aller Stimmen kam der 49-jährige konservative Politiker am Sonntag auf 51,9 Prozent.

Gegenkandidat Andreas Mavrogiannis räumte seine Niederlage ein. Der ehemalige Diplomat, der hauptsächlich von der linken Partei AKEL unterstützt worden war, erreichte 48,1 Prozent, wie der staatliche Rundfunk (RIK) unter Berufung auf das Innenministerium in Nikosia berichtete.

Neue Verhandlungen mit dem Norden angekündigt

Zypern ist seit 2004 Mitglied der EU. EU-Recht gilt nur im Süden der Insel, nicht im türkisch-zyprischen Norden. Es wird damit gerechnet, dass die Inselrepublik unter Christodoulidis die Sanktionspolitik gegen Russland wegen des Ukraine-Kriegs weiter mitträgt, obwohl Zypern große Verluste im Bereich Tourismus verzeichnet. Die Politik Zyperns werde »auf EU-Kurs bleiben«, sagte Christodoulidis im Staatsfernsehen nach seinem Wahlsieg.

Als Präsident will sich Christodoulidis nach eigenen Worten um den Neustart der Verhandlungen mit dem Norden kümmern. »Wir müssen aus der Sackgasse heraus«, sagte er am Sonntagabend. Die Teilung seit 1974 nach einem griechischen Putsch und einer türkischen Militärintervention gehört zu den wichtigsten Themen für Zypern und sorgt auch zwischen der EU und der Türkei immer wieder für Spannungen. Die Türkische Republik Nordzypern (KKTC) wird nur von der Regierung in Ankara anerkannt. Im nördlichen Teil der Insel sind mehrere Tausend türkische Soldaten stationiert. Eine Pufferzone wird von Blauhelm-Soldaten der Vereinten Nationen überwacht. Zahlreiche Vermittlungen unter UN-Schirmherrschaft, um die Teilung zu überwinden, sind gescheitert. Die Gespräche stagnieren seit 2017.

Migration und Korruption sind Herausforderungen

Die UN schlagen als Lösung die Bildung einer Föderation zweier politisch gleichgestellter Bundesstaaten vor. Ankara will dagegen eine Zwei-Staaten-Lösung erreichen. Damit bleibt die Zypernfrage eines der schwierigsten internationalen Probleme, das angesichts anderer großer Krisenherde aber seit langem deutlich in den Hintergrund gerückt ist. Christodoulidis wird der erste zyprische Präsident sein, der aufgrund seines Alters keine Erinnerungen die Teilung der Insel hat.

Zudem will Christodoulidis die Korruption in Zypern bekämpfen. Die bisherige Regierung hatte in den vergangenen Jahren Hunderte Pässe an Nicht-EU-Bürger vergeben. Einige hochrangige Politiker sollen sich daran bereichert haben. Der Politikwissenschaftler verspricht auch, das Thema Migration anzugehen. Zypern verzeichnet gemessen an der Bevölkerung die meisten Asylanträge in der EU.

Christodoulidis soll am 1. März im Parlament vereidigt werden. Die Wahl fand nur im Südteil der Insel statt. Der direkt vom Volk gewählte Präsident bestimmt die Minister und führt die Regierung an. Die Amtszeit dauert fünf Jahre. Der bisherige Präsident Nikos Anastasiades kandidierte nach zwei Amtszeiten nicht mehr.

© dpa-infocom, dpa:230212-99-569829/4