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EU-Kommission leitet Verfahren gegen Polen ein

Vor der Parlamentswahl in Polen gibt es Zweifel am demokratischen Prozess in dem osteuropäischen Land. Besonders ein neues Gesetz steht im Fokus. Jetzt melden sich EU-Politiker zu Wort.

Proteste der Oppositionsparteien in Polen
Oppositionspolitiker Donald Tusk (2.v.l) nimmt an der Seite von Polens Ex-Präsident Lech Walesa (2.v.r) und anderen Demonstranten an einem Protest gegen die Politik der PiS-Regierung teil. Foto: Czarek Sokolowski
Oppositionspolitiker Donald Tusk (2.v.l) nimmt an der Seite von Polens Ex-Präsident Lech Walesa (2.v.r) und anderen Demonstranten an einem Protest gegen die Politik der PiS-Regierung teil.
Foto: Czarek Sokolowski

Die Europäische Kommission eröffnet ein neues Verfahren gegen Polen wegen eines umstrittenen Gesetzes. Man habe die Entscheidung am Mittwoch getroffen, sagte der Vizepräsident der EU-Kommission, Valdis Dombrovskis, in Brüssel.

Konkret geht es bei dem polnischen Gesetz darum, dass eine Untersuchungskommission prüfen soll, ob Amtsträger zwischen 2007 und 2022 unter russischem Einfluss Entscheidungen getroffen haben, die der Sicherheit des Landes geschadet haben. Kritiker befürchten, dass das Gesetz dazu dienen könnte, den Oppositionspolitiker Donald Tusk vor der Parlamentswahl im Herbst zu diskreditieren oder sogar aus dem politischen Leben zu verbannen.

Am Ende eines sogenannten Vertragsverletzungsverfahrens kann eine Klage vor dem Europäischen Gerichtshof und eine Geldbuße stehen. Morgen will die EU-Kommission einen Brief mit den Vorwürfen an Polen schicken, Warschau hat dann zwei Monate Zeit, darauf zu reagieren.

Gesetz soll russischen Einfluss feststellen

In seiner ursprünglichen Form sah das Gesetz vor, dass die neunköpfige Untersuchungskommission Strafen und ein Amtsverbot von bis zu zehn Jahren verhängen darf. Nach heftiger Kritik der EU und der USA hatte Präsident Andrzej Duda aber bereits Änderungen vorgeschlagen.

In der neuen Fassung soll das Gremium nun lediglich feststellen, »dass eine Person, die unter russischem Einfluss gehandelt hat, eine ordnungsgemäße Erfüllung des öffentlichen Interesses nicht gewährleisten kann«.

Kritiker werfen der nationalkonservativen PiS-Regierung vor, vor der Parlamentswahl im Herbst den früheren Regierungschef und heutigen Oppositionsführer Tusk in Misskredit bringen zu wollen. Der Liberalkonservative Tusk war von 2007 bis 2014 polnischer Regierungschef und später Ratspräsident der EU. Die PiS-Regierung wirft ihm vor, unvorteilhafte Gasverträge mit Russland geschlossen zu haben. Tusk gilt als größter politischer Gegner von PiS-Chef Jaroslaw Kaczynski.

© dpa-infocom, dpa:230607-99-965578/4