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Erneute Luftangriffe im Sudan trotz Waffenruhe

Auch nach einer weiteren angekündigten Waffenruhe gibt es keine Feuerpause im Sudan. Der UN-Sicherheitsrat will erneut über die Lage im Land beraten.

Khartum
Ein zerstörtes Haus in der sudanesischen Hauptstadt Khartum. Foto: Marwan Ali
Ein zerstörtes Haus in der sudanesischen Hauptstadt Khartum.
Foto: Marwan Ali

Trotz einer seit Mitternacht geltenden Waffenruhe ist es am Dienstag in der Hauptstadtregion des Sudans laut Medienberichten erneut zu Luftangriffen gekommen. Dabei soll die Stadt Omdurman, die unmittelbar an die Hauptstadt Khartum angrenzt, in den Fokus gerückt sein.

Eine Reporterin der Deutschen Presse-Agentur berichtete, dass bei den Gefechten auch ein Krankenhaus getroffen wurde. Bereits am Montag hieß es, dass der UN-Sicherheitsrat laut Diplomatenkreisen am Dienstagnachmittag New Yorker Zeit (wahrscheinlich gegen 21:00 Uhr MESZ) zu einer Dringlichkeitssitzung zusammenkommen soll.

Evakuierungsflüge gehen weiter

Unterdessen gingen am Dienstag die Evakuierungsflüge ausländischer Staatsbürger aus dem Sudan weiter. Frankreich meldete, 538 Menschen aus dem umkämpften Sudan ausgeflogen zu haben. Die Niederlande evakuierten nach Angaben des Außenministeriums bisher rund 120 Menschen aus dem Land am Horn von Afrika. Die Bundeswehr soll nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur einen Appell zur Rückkehr der Einsatzkräfte auf den Fliegerhorst Wunstorf in Niedersachsen für Freitag planen.

Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) sagte am Dienstag vor der Sitzung der SPD-Bundestagsfraktion in Berlin, ein sechster Flug werde voraussichtlich am Abend aus dem Sudan nach Jordanien gehen. »Dann war es das erstmal, soweit wir den Überblick haben. Durch das Auswärtige Amt sind damit alle, die erreichbar waren, auch erreicht worden und haben sich auf den Weg zum Flughafen gemacht.« Mit den bisherigen fünf Evakuierungsflügen seien knapp 500 Menschen ausgeflogen worden, davon etwa gut ein Drittel Deutsche.

Im Sudan sind vor mehr als einer Woche schwere Kämpfe zwischen dem Militär und Paramilitär ausgebrochen. De-facto-Präsident Abdel Fattah al-Burhan, der auch Oberbefehlshaber der Armee ist, will mithilfe des Militärs seinen Stellvertreter Mohammed Hamdan Daglo entmachten, den Anführer der einflussreichen paramilitärischen Gruppe Rapid Support Forces (RSF). Die beiden hatten die Führung des Landes mit rund 46 Millionen Einwohnern durch zwei gemeinsame Militärcoups 2019 und 2021 übernommen. Bei den Kämpfen sind nach WHO-Informationen mindestens rund 460 Menschen umgekommen und fast 4100 verletzt worden. Die wahre Zahl dürfte aber deutlich höher liegen.

Labor mit biologischem Material besetzt

Besorgnis löste zudem eine Meldung der WHO aus. Demnach sei ein zentrales medizinisches Labor von Kämpfern besetzt worden, sagte ein Sprecher der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Die Mitarbeiter seien rausgeworfen worden. In dem Labor sei biologisches Material gelagert, das auf keinen Fall freigesetzt werden dürfe, warnte der WHO-Vertreter im Sudan, Nima Saeed Abiden. Auch die medizinische Versorgung geriet immer weiter unter Druck.

Ein Materiallager des Roten Kreuzes sei geplündert worden, berichtete der Vertreter der Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften (IFRC), Farid Aiywar. Deshalb könnten Krankenhäuser kaum noch mit Medikamenten und anderem Material unterstützt werden.

© dpa-infocom, dpa:230425-99-435853/18