Logo
Aktuell Ausland

Entscheidende Woche der Klimakonferenz beginnt

Es wird ernst beim UN-Klimagipfel: Für die zweite Verhandlungswoche reisen die Regierungsvertreter an. Wo Fachleute nicht weiterkommen, sollen Politiker Lösungen finden. Greta Thunberg will ihnen noch einmal Dampf machen - mit Unterstützung aus Deutschland.

Protest gegen nicht nachhaltige Textilindustrie
Aktivisten der Umweltbewegung Extinction Rebellion protestieren gegen die nicht nachhaltige Textilindustrie in der Innenstadt von Madrid während der Weltklimakonferenz mit einem Banner »Now or Never«. Foto: Clara Margais/dpa
Aktivisten der Umweltbewegung Extinction Rebellion protestieren gegen die nicht nachhaltige Textilindustrie in der Innenstadt von Madrid während der Weltklimakonferenz mit einem Banner »Now or Never«. Foto: Clara Margais/dpa

MADRID. Zum Start der zweiten und entscheidenden Woche der UN-Klimakonferenz spricht die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg in Madrid. Die Gründerin der weltweiten Bewegung Fridays for Future hat sich gemeinsam mit ihrer deutschen Mitstreiterin Luisa Neubauer auf dem Messegelände angekündigt.

Am Freitag hatten die beiden bereits an einer Großdemo für mehr Klimaschutz in der spanischen Hauptstadt teilgenommen. Auch die Konferenzpräsidentin, Chiles Umweltministerin Carolina Schmidt, UN-Klimachefin Patricia Espinosa sowie Vertreter der EU wollen sich zum Stand der Dinge äußern. Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) soll am Montag ebenfalls in Madrid zu ersten Gesprächen ankommen. Die formellen Verhandlungen auf Ministerebene beginnen dann am Dienstag.

Ein Sprecher Schulzes sagte der Deutschen Presse-Agentur: »Die erste Halbzeit ist erfolgreich abgeschlossen.« Die technischen Verhandlungen seien so weit gediehen, dass sich die Minister auf ihre politischen Themen konzentrieren könnten. Es gehe darum, das Regelwerk zur Umsetzung des Pariser Klimaabkommens vollständig zu verabschieden und darum, noch mehr Länder dazu zu bewegen, im kommenden Jahr höhere Klimaschutzzugsagen abzugeben.

In der ersten Woche haben vor allem Fachleute der knapp 200 beteiligten Staaten verhandelt. Die Vereinten Nationen hatten angekündigt, dass der Präsident der UN-Generalversammlung Tijjani Muhammad-Bande, die Teilnehmer zum Auftakt der Verhandlungsrunde am Montag noch einmal eindringlich zur Umsetzung des Pariser Klimavertrages aufrufen werde.

Es geht unter anderem darum, dass die Staaten spätestens im kommenden Jahr ehrgeizigere nationale Pläne für das Einsparen von Treibhausgasen vorlegen sollen. Weitere wichtige Themen sind der Handel zwischen Staaten mit Fortschritten im Klimaschutz sowie die Finanzierung von Schäden und Verlusten durch die Folgen der Erderwärmung vor allem in ärmeren Ländern.

Nach der ersten Verhandlung hatten Umweltschützer, die den Gipfel begleiten, ein ernüchtertes Fazit gezogen. Eine Einigung zu den sogenannten Marktmechanismen beim Klimawandel sei nicht in Sicht - das sei aber besser als ein schlechter Kompromiss. Staaten, die ihre Klimaziele übererfüllen, können eine Art Treibhausgas-Budget an andere verkaufen, die die eingesparten Klimagase dann bei sich anrechnen. Kritiker fürchten, dass es zu Doppelanrechnungen kommt und die Motivation vor allem der Industriestaaten, bei sich zu Hause voranzukommen, sinkt, wenn sie sich Klimaschutz auch kaufen können. Auch bei den Finanzfragen habe es »frustrierend wenig Fortschritt« gegeben, kritisierte etwa ActionAid.

Thunberg will nach dpa-Informationen voraussichtlich am Mittwoch eine Ansprache auf der Konferenz halten. Anders als bei den Vereinten Nationen im September werde es keine emotionale Rede, sondern eine, die sich vor allem auf Fakten zur Klimakrise stützen werde, kündigte die 16-Jährige in einem am Sonntagabend veröffentlichten Interview der schwedischen Zeitung »Dagens Nyheter« an.

»Ich denke, ich werde nicht mit emotionalen Sachen kommen. Diesmal werden sie stattdessen etwas bekommen, das wirklich Inhalt hat«, sagte Thunberg demnach. Während von ihrer Rede in New York nur ihre »How dare you«-Worte in Erinnerung geblieben seien, wolle sie vielmehr auf die Fakten der Forschung hinweisen. »Mein langfristiges Ziel ist, dass die Lücke zwischen dem, was die Forschung sagt, und dem, was tatsächlich getan wird, so deutlich wird, dass sie nicht länger ignoriert werden kann.« Ihre Hoffnungen für die Konferenz seien nicht allzu groß. »Die Politiker werden vermutlich sehr stolz sein, wenn es vorbei ist, sie werden sagen, dass sie Meisterwerke verbracht hätten. Dann wird das zu nichts führen.« (dpa)