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Entlang der Spree und in Berlin droht Trinkwasserknappheit

Mit dem Ende der Kohleförderung in der Lausitz rollt ein Problem auf die Hauptstadt zu. Denn bislang wurde dafür der Wasserpegel der Spree künstlich hochgehalten. Das könnte sich nun dramatisch ändern.

Spree in Berlin
Ein Ausflugsschiff fährt unweit der Oberbaumbrücke auf der Spree in Richtung Innenstadt. Foto: Paul Zinken
Ein Ausflugsschiff fährt unweit der Oberbaumbrücke auf der Spree in Richtung Innenstadt.
Foto: Paul Zinken

Der Trinkwasserversorgung im Großraum Berlin und entlang der Spree drohen einer Studie zufolge große Engpässe. Der Fluss könnte in trockenen Sommermonaten örtlich bis zu 75 Prozent weniger Wasser führen, wenn mit Ende der Braunkohleförderung in der Lausitz viel weniger Grundwasser in den Fluss gepumpt wird. Dies zeigt eine am Montag veröffentlichte Studie des Umweltbundesamts.

Behördenchef Dirk Messner warnte: »In Berlin und Brandenburg könnte im schlimmsten Szenario das Wasser empfindlich knapp werden, wenn nicht entschlossen gegengesteuert wird. Die Länder Brandenburg, Berlin und Sachsen stehen vor entsprechenden Herausforderungen.«

Hintergrund des Problems ist, dass wegen des Bergbaus in der Lausitz der Wasserabfluss in der Spree über gut ein Jahrhundert künstlich verstärkt wurde: Für die Kohleförderung wurde Grundwasser abgepumpt und dort eingeleitet. Gut die Hälfte des Wassers, das der Fluss heute bei Cottbus führt, stammt aus abgepumptem Grundwasser. In heißen Sommern steigt der Anteil auf 75 Prozent.

Seen als Wasserspeicher?

Die Studie schlägt nun unter anderem vor, Talsperren und Wasserspeicher zu ertüchtigen und bestehende Seen als Wasserspeicher auszubauen. Auch sollten die Länder gemeinsam ausloten, wie sich Wasser aus anderen Regionen durch neue Rohrsysteme möglichst naturverträglich in die Spree pumpen lässt.

Weiter hieß es, Haushalte, Industrie und Landwirtschaft sollten zudem mehr Wasser sparen. Eine Option wäre laut UBA notfalls auch, das Grundwasser vorerst weiter aus den Tagebauen abzupumpen und gereinigt in die Spree zu leiten.

Messner sagte, die drohende Wasserknappheit sei kein Grund, auf den Kohleausstieg zu verzichten: »Der Klimawandel ist das größte Problem, mit dem wir es zu tun haben. Er schafft schon heute Dürren und Wetterextreme. Der Kohleabbau war über Jahrzehnte schädlich für die Umwelt.«

Das Umweltnetzwerk Grüne Liga forderte, die Pflichten des Tagebaubetreibers LEAG nicht auszublenden. »Das Unternehmen muss einen verursachergerechten Anteil der Kosten tragen, sonst droht ein neues Milliardengeschenk des Staates an die fossilen Konzerne«, erklärte René Schuster, Braunkohle-Experte des Verbandes.

Der Wassermangel betrifft der Studie zufolge unter anderem die Rohwasserbereitstellung für Berlins größtes Trinkwasserwerk in Friedrichshagen. Auch die Verdünnung des gereinigten Berliner Abwassers mit Spreewasser - etwa 220 Millionen Kubikmeter pro Jahr - wird zunehmend problematisch. Gleichzeitig werden in den kommenden Jahrzehnten allein sechs Milliarden Kubikmeter Wasser zusätzlich benötigt, um die Tagebaurestlöcher aufzufüllen, damit diese nicht instabil werden.

© dpa-infocom, dpa:230612-99-26924/2